Verhaltenssucht-Ambulanz hilft Betroffenen
Bochum. Das LWL-Universitätsklinikum Bochum hat eine neue Sprechstunde, die Verhaltenssucht-Ambulanz, eingerichtet. "Alkohol, Nikotin oder Drogen sind schon länger als sucht- und krankmachende Substanzen bekannt. Dass aber auch bestimmte Verhaltensweisen ein Sucht-Potenzial haben, wird bislang nur begrenzt wahrgenommen", sagte Dr. Bert te Wildt, Oberarzt und Leiter der Instituts-Ambulanz in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums.
In seiner Mediensprechstunde in Bochum behandelt der Mediziner und Forscher bereits seit mehreren Jahren junge Erwachsene mit einer Internet-Abhängigkeit von Computerspielen oder sozialen Netzwerken. Auch Patienten mit einer Kauf-, Sex- oder Sportsucht werden zunächst gezielt untersucht und dann psychotherapeutisch behandelt. "Verhaltenssüchte haben negative Folgen für den eigenen Körper und die Psyche. Im schlimmsten Fall bricht das komplette soziale und berufliche Umfeld weg, und die Betroffenen tragen sich mit Suizid-Gedanken", so te Wildt.
Unter anderem bietet die Klinik seit Herbst vergangenen Jahres eine Therapiegruppe für Cybersex-Süchtige an, die auch Menschen mit analoger Sexsucht offen steht. "Wir stellen fest, dass es bei der Cybersex-Sucht hintergründig um ein tiefes, aber unerfülltes Bedürfnis nach Nähe und Intimität geht, das von der exzessiven Nutzung von Pornographie oder ähnlichem erst kompensiert und dann verhindert wird", so Bert te Wildt. Er leitet die Gruppe. Sportsucht ist eher selten. Sie tritt häufig in Verbindung mit Essstörungen auf, für die die Klinik bereits Angebote vorhält. Für Menschen mit einer Kaufsucht, die als älteste bekannte Verhaltenssucht gilt, ist der ärztliche Psychotherapeut Toni Steinbüchel ab Spätsommer für ein gruppen-therapeutisches Angebot zuständig.
Die Glücksspielsucht behandeln Dr. te Wildt und sein Team nicht, da sie bereits als einzige Verhaltenssucht anerkannt ist und in nahe gelegenen kooperierenden Einrichtungen behandelt wird. Allerdings interessieren die Forschungsgruppe mittlerweile auch umstrittenere oder seltenere Verhaltenssüchte wie die Arbeitssucht und die "Tanorexie", die sogenannte "Bräunungssucht".
Betroffene können sich in der Ambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie unter Tel 0234 / 50773333 melden, um einen Termin für die Sprechstunde zu vereinbaren.