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Jörg Lippmeyer, „der bunte Mann aus Unser Fritz“, stellt erstmals im Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes aus.

Jörg Lippmeyer im Kunstpunkt

Rettet die schönen Wörter

Dass es hinter der erstmals plakativ verklebten Eingangsfront der Galerie Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes neben dem Sodinger Bunker an der Mont-Cenis-Straße 296 so kunterbunt zugeht wie auf dem Schaufenster, lässt sich beim ersten Blick durch die zumeist geöffnete Tür erkennen. An der Rückwand hängt eines der großformatigen Acryl-Gemälde, „Alea iacta est“, aus der Serie Pott Art des 1954 in Wanne-Eickel geborenen Künstlers Jörg Lippmeyer.

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Seit zwei Jahren HKB ’90-Mitglied, hat Lippmeyer ein Grafikstudium in Dortmund absolviert und viele Jahre als Werbegrafiker gearbeitet, seit den 1980er Jahren selbstständig im eigenen Dortmunder Unternehmen. „Ich habe jahrelang das gezeichnet, gemalt, gelayoutet, was andere Menschen von mir verlangten“, so Lippmeyer. „Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich beschloss, dass mir in meine Malerei niemand mehr reinredet.“

'Der bunte Mann aus Wanne-Eickel'

Rettet die schönen Wörter – auf handgeschöpftem Büttenpapier, Karton oder Leinwand.

Heute lebe er „mit meiner Holden und zwei Katzen in einer Stadt, die es nicht mehr gibt und doch jeder kennt.“ Er gibt Malkurse, arbeitet mit Kindern und Jugendlichen, auch jungen Strafgefangenen und versucht „die Welt ein wenig freundlicher und bunter zu machen“. Markenzeichen seiner Pott Art sind konstruktivistische, aber durchaus gegenständliche Großformate, vorzugsweise Acryl auf Leinwand, die dem Betrachter in ihrer Farbigkeit geradezu entgegenleuchten. Und manche Bezüge zur Pop-Art aus seiner eigenen Jugendzeit aufweisen.

„Nach dem ersten Strich bist du der Sklave deines Bildes“, so Jörg Lippmeyer. „Der bunte Mann aus Unser Fritz“, wie ihn der Wanner Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann einmal treffend bezeichnet hat, gibt der eigenen Lebensfreude durchaus selbstironisch Ausdruck nicht nur in seinem vielfältigen Œuvre, sondern auch im eigenen Outfit. Und gibt seine unstillbare Neugierde auf die Welt weiter, wobei mit ihr untrennbar verbunden ist der Aufruf, alles dafür zu tun, unseren Planeten vor uns selbst zu retten.

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Die Würfel sind gefallen: „Alea iacta est“.

Foto:  Pitt Herrmann

Kleinformatige Skulpturen, Acryl auf Holz, bilden zusammen mit dem Gemälde „Alea iacta est“ die einzige Installation der Ausstellung.

Foto:  Pitt Herrmann

Rettet die schönen Wörter – und den Planeten.

Foto:  Pitt Herrmann

Schön bunt: Jörg Lippmeyers Pott Art.

Foto:  Pitt Herrmann

Als ein Vorbild für sein Engagement nennt der Vater und Zeichner der „Cool Cats“ bei halloherne den viel zu früh verstorbenen Wanne-Eickeler Multikünstler Peter „Pit“ Grzan („Piet Kröte Peep Show“) und Mitbegründer der Künstlerzeche Unser Fritz. „Rettet den Planeten du Arsch“ ist ein Aufkleber, der im Kunstpunkt ebenso erhältlich ist wie der vor einiger Zeit zusammen mit dem heimischen Journalisten und „Herne 3“-Musiker Wolfgang Berke herausgegebene Bildband „Rettet die schönen Wörter“.

Worte und Begriffe für die Nachwelt erhalten

Auf die Idee, Worte und Begriffe aus seiner Generation, die von seinen Neffen weder verstanden noch gar genutzt werden, zumindest über die Kunst der Nachwelt zu erhalten, kam Jörg Lippmeyer, als er selbst mit heutigen Begriffen etwa in der Werbung und bei jungen Leuten in der Familie nicht mehr zurechtkam. Seit Jahren setzt er Wortschöpfungen wie „Bumsfidel“, „Drahtesel“, „Etepetete“, „Firlefanz“, „Heijopei“ oder „Killefit“ malerisch um, einige der Mischtechniken auf unterschiedlichen Malgründen sind im vorderen Teil des Kunstpunktes ausgestellt.

Nahezu alle ausgestellten Arbeiten können auch erworben werden. Dazu hat Jörg Lippmeyer auf der Rückseite der Preisliste in einen schönen Appell verfasst: „Wenn du hier ein Bild kaufst, dann kaufst du mehr als ein Bild. Du kaufst Stunden voll von Fehlern und Experimenten. Du kaufst Jahre von Frustrationen und Momente reiner Freude. Du kaufst nicht nur ein Bild, du kaufst ein Stück einer Seele, du kaufst ein kleines Stück eines anderen Leben(s).“ Wer kann sich diesen Worten schnöde entziehen?

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Die Ausstellung „Rettet die schönen Wörter“ wird am Sonntag, 4. September 2022, um 11:30 Uhr in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296, eröffnet und ist danach noch bis zum 2. Oktober 2022 mittwochs und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Vernissage spricht der Kunsthistoriker und Lyriker Dr. Gernot Thiele, Autor des einleitenden Aufsatzes im gleichnamigen Bildband.

Rettet die schönen Wörter – und den Planeten.
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  • Sonntag, 4. September 2022, um 11:30 Uhr

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  • Sonntag, 18. September 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Mittwoch, 21. September 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 25. September 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Mittwoch, 28. September 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 2. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann