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Filmforum: Sally Hawkins als stumme Putzfrau und ihr „Monster“.

VHS-Filmforum

Oscar-Sieger eröffnet Filmforum

Mit dem großen Gewinner der Oscar-Verleihung 2018 - Shape of Water - von Vanessa Taylor (Buch) und Guillermo del Toro (Buch und Regie), eröffnete am Sonntag (9. 9.2018) das VHS-Filmforum das Programm im zweiten Halbjahr 2018. Wie gewohnt werden bis Mitte Dezember in der Filmwelt Herne am Berliner Platz 15 Filme gezeigt, die der Filmwissenschaftler Dr. Martin Hellmold zusammen mit der VHS-Projektleiterin Angelika Mertmann ausgewählt hat. Sie laufen jeweils sonntags um 11 Uhr, montags um 17.30 Uhr sowie mittwochs um 20.15 Uhr.

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Zum Auftakt vom 9. bis 12. September 2018 erzählt der mexikanische Kultregisseur Guillermo del Toro in Shape of Water – Das Flüstern des Wassers eine fantastische und poetische Geschichte über (Un-)Menschlichkeit und Akzeptanz in einer brutalen Welt. Die stumme Elisa, unaufgeregt eindringlich und mit einer selbstbewussten Fragilität von Sally Hawkins verkörpert, arbeitet als Reinigungskraft in einer geheimen Regierungseinrichtung. Ihren ewig gleichen Tagesablauf und die damit verbundene Einsamkeit durchbrechen lediglich die Beziehungen zu ihrer Arbeitskollegin Zelda (Octavia Spencer) und ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins).

Eines Tages entdecken Elisa und Zelda, dass die Regierung ein Amphibienwesen aus den Sümpfen Südamerikas verschleppt hat, um damit im Kalten Krieg die Oberhand zu erhalten. Regierungsmitarbeiter Richard Strickland (Michael Shannon) soll das Wesen bewachen und notfalls töten, damit es den Russen nicht in die Hände fällt. Elisa, die inzwischen zarte Bande der Freundschaft mit dem Amphibienmann (Doug Jones) geknüpft hat, startet mithilfe ihrer Freunde eine beispiellose Rettungsaktion...

Del Toro zeichnet ein perfektes Bild Amerikas Anfang der 1960er Jahre, das keinen Platz für Abweichler und Außenseiter hat. Es bröckelt wann immer man an der Fassade kratzt. Die Liebesgeschichte zwischen Elisa und dem Amphibienmann erzählt der Regisseur mit schönen Bildern und berührender Musik, doch zwischendurch durchbricht er diese Idylle immer wieder mit Beispielen von Rassismus, Homophobie und Sexismus, die schonungslos das wahre Amerika zeigen. Eine eindrucksvolle Szene zeigt Giles in seinem Stammcafé, welches er weniger wegen der Kuchen, als vielmehr wegen der Bedienung besucht. Ermutigt durch dessen freundliches Verhalten, gesteht er dem jungen Mann schließlich seine wahren Gefühle, woraufhin dieser ihn auffordert das Familienlokal zu verlassen. Gleiches rät er einem afroamerikanischem Paar, das seinen Kuchen nicht an der Theke sitzend verzehren darf.

Die Welt gehört dem weißen, heterosexuellen Mann. Agent Strickland dient dazu als Paradebeispiel, der seine Ehefrau beim Sex Schweigen heißt, sich der scheinbar wehrlosen Elisa aufdrängt und Zelda erklärt, dass der Mensch oder vielmehr der Mann das Ebenbild Gottes ist. Problemen und Dingen, die er nicht versteht, begegnet er mit Gewalt und bildet damit den perfekten Gegenpol, den del Toro braucht, um seine Außenseiter liebevoll in Szene zu setzen.

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Das Ergebnis ist ein Märchen, das die Augen nicht vor der manchmal hässlichen Wahrheit verschließt, aber dennoch oder gerade deshalb Liebe, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt zur Botschaft hat. Dabei bilden die 1960er Jahre lediglich das nostalgische Setting, der Rest könnte kaum aktueller sein. „Shape of Water“ ist ein Film, der es Wert ist, sich 123 Minuten lang Zeit für ihn zu nehmen, weil er uns hilft, die Außenseiterperspektive einzunehmen und weil er verspricht, dass am Ende doch alles gut wird.

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  • Montag, 10. September 2018, um 17:30 Uhr
  • Mittwoch, 12. September 2018, um 20:15 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann / Miriam Zumbusch
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