Einblicke im Heimatmuseum in 150 Jahre Sammelbilder und Alben
Neue Ausstellung 'Bilderwelten'
Wen hat in seiner Jugend nicht das Sammelfieber gepackt? Alte Bergmann-Bilder, Panini-Bilder mit Fußballern bis hin zu modernen Disney-Stickern. Die am Dienstag (28.10.2025) eröffnete neue Ausstellung „Bilderwelten - 150 Jahre Sammelbilder als Beilage und in Tüten“ im Heimatmuseum Unser Fritz ermöglicht Einblicke in die Geschichte der Sticker, Alben und vielen verschiedenen Themen, die damit bebildert wurden.
In der Ausstellung erfahren die Gäste mehr über die Werbeideen und die kulturelle sowie historische Bedeutung dieser Bilder. Ursprünglich als Kaufanreiz für neue oder weniger attraktive Produkte gedacht, brachte die Liebig Company 1875 Serienbilder auf den Markt, die ihren Rindfleischextrakt begleiteten. Obwohl die Ausstellung auf 150 Jahre hinweist und mit Liebig das Jahr 1875 festgehalten ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt und umstritten, wann die Sammelbilder wirklich angefangen haben.
Erinnerung an das erste 'Winnetou'-Sammelalbum
„Wir wollten das Thema Sammelbilder aufgreifen, um es in eine kleine Ausstellung zu bringen“, sagt Kurator Ralf Piorr. Sein erstes Sammelalbum war über den Film „Winnetou“ von Karl Mays geschaffener Figur. „Damals kostete die Tüte zehn Pfenning und ich trug mein ganzes Geld zum Kiosk“, erinnert sich der Historiker zurück.
Die Ausstellung zeigt auch Sammelalben aus der NS-Zeit, darunter „Adolf Hitler: Bilder aus dem Leben des Führers“, von dem über zwei Millionen Exemplare produziert wurden. „Das bedeutet, die Produktion dieser Bilder geht in die Milliardenhöhe. In jedem zehnten reichsdeutschen Haushalt gab es ein Album von Adolf Hitler“, berichtet Piorr. Zwischen 1933 und 1945 habe es einen regelrechten Boom gegeben.
WS-Verlag aus Wanne-Eickel spielte eine große Rolle
Wanne-Eickel hat einen speziellen Platz in der Sammelbilder-Historie: Der graphische Betrieb von Wilhelm Schulze-Witteborg war in den 50er Jahren mit Sitz am Hugenpoth 6 als WS-Verlag tätig und ließ sich sogar ein Herstellungsverfahren patentieren. Mit zahlreichen Glanzbildern kam ein schneller, immenser Erfolg auf, der aber nicht allzu lange anhielt. Unter dem Motto „Von Wanne-Eickel in die Welt“ wurden so aber viele Bilder international vertrieben.
Informellen Charakter hatten Sammelalben über Themen wie das Rheinland, den Rhein, Stahl, Kaffee oder Tee. Unvergessen für viele auch die Sammelbilder der Margarine Sanella mit Infotexten zu unterschiedlichsten Themen, zum Beispiel auch über die vergangene Kolonialzeit in Afrika, die heutzutage so nicht mehr druckbar wären, sagt Dr. Joachim Wittkowski, der als Projektleiter fungiert.
Das Fachwissen für Fußball-Fans
Kleine Anekdote für Fußball-Fans, um möglicherweise irgendwann eine wichtige Quizfrage beantworten zu können: Die einzige Fußball-Weltmeisterschaft, zu der es kein Sammelalbum gab, war die im Jahre 1962 in Chile – Brasilien holte damals den Titel. Panini hatte übrigens seit den 80er Jahren das Monopol inne, diese Partnerschaft lief allerdings Ende 2022 aus, sodass bereits zur vergangenen Europameisterschaft 2024 in Deutschland das US-Unternehmen Topps übernahm.
Wittkowski, der auch Teil der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel ist, führte zwei Hauptseminare an der Ruhr-Uni Bochum durch: „Mediengeschichte der Sammelbildalben: Von Liebig bis Panini“ und „Literatur und Materialität“. Daraus entstand die Broschüre „Das Sammelbildalbum – von Liebig bis Panini“, die zwölf Beiträge von Studenten enthält und für fünf Euro im Heimatmuseum erhältlich ist.
Lokale und regionale Sticker und Themen möglich
Mittlerweile gibt es auch mehrere lokale und regionale Sammelalben, die von der Firma Juststickit hergestellt werden – teilweise kann man auch als Kreisliga-Fußballverein seine Spieler drucken lassen. Selbst Ralf Piorr ist aus seiner Zeit in Castrop-Rauxel auf so einem Sticker verewigt.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 8. Februar 2026,zu sehen. Die Öffnungszeiten des Heimatmuseums sind von Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr, am Samstag von 14 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 1,50 Euro; Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis siebzehn Jahren sowie Schüler zahlen 50 Cent.