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Die Besucher der Ausstellung können auf einem großen Wimmelbild auf die Suche nach Orten des Essens gehen.

Neue Sonderausstellung im LWL-Archäologiemuseum

'Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet'

Essen heißt Gemeinschaft - schon seit Jahrtausenden. Das zeigt die neue Sonderausstellung „Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne präsentiert. Ab Freitag, 3. Oktober 2025, geben über 300 Exponate den Blick frei auf die Vielfalt der Esskulturen weltweit von der Steinzeit bis heute.

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„Bei unserer neuen Ausstellung geht es nicht darum, was gegessen wird, sondern wie“, sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann. Zu sehen seien archäologische Funde aus der Region, aber auch Kunstwerke, Fotografien und audiovisuelle Medien. Mitmach-Stationen für Erwachsene und Kinder sorgten für spielerischen Spaß. Eine moderne VR-Station („Virtual Reality“) mache Besuchende virtuell zu Gästen eines historischen Festessens.

Soziale Nähe und Familienbindung

„Die Zahl der Menschen, die gemeinsam essen, nimmt vor allem in westlichen Gesellschaften immer weiter ab. Und trotzdem ist das Bedürfnis nach gemeinsamem Essen groß“, so Lunemann weiter. „Viele verbinden damit soziale Nähe, Familienbindung und Struktur im Alltag.“ Deshalb werfe der LWL mit der neuen Sonderausstellung „Mahlzeit!“ einen kulturhistorischen Blick auf dieses hochaktuelle Thema. Lunemann: „In Herne geht es um die Kraft des gemeinsamen Essens und Trinkens, um Rituale, Regeln, Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die seit Jahrtausenden am Tisch entstehen und die uns bis heute prägen.“

Dabei nutze man unter anderem neue VR-Technologie für die historischen Themen: „Digital und ressourcenschonend in Szene gesetzt mit wiederverwendeten Materialien und unter Berücksichtigung der CO2-Bilanz.“

Speisesofa, Natternbaum und skurrile Trinkgefäße

Melanie Wunsch, neue Leiterin des LWL-Museums: „Die Archäologie in Westfalen-Lippe hat unzählige Funde und Befunde zu Tage gebracht, die genau jene Geschichten über Esskultur erzählen, um die es in unserer Ausstellung geht.“ Ein besonderes Exponat der Ausstellung sei zum Beispiel der 300.000 Jahre alte Faustkeil aus Bad Salzuflen (Kreis Lippe). Wunsch: „Dieser Faustkeil ist als multifunktionales Gerät der Urahn des modernen Messers, er ist auch der älteste Fund aus Westfalen überhaupt.“

Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Museumsleiterin Melanie Wunsch und Dr. Matthias Bensch, der Kurator der Sonderausstellung

Hinzu kämen Objekte aus der Römerzeit wie ein römisches Kalksteinrelief, die vom „Convivium“ (Gastmahl im Alten Rom) zeugten, aber auch Funde der einfachen Esskultur aus den Römerlagern an der Lippe wie Tongefäße und die Rekonstruktion einer römischen Kline, in Gebrauch als Speisesofa und Totenbett. „Essen und Tod liegen in vielen Kulturen nah beieinander“, so Wunsch. „Das zeigt auch die speziell angefertigte 'Ofrenda', dieser bunte Totenaltar zum 'Dia de los Muertos', dem Tag der Toten. Oder das bis heute in Georgien populäre 'Supra' (Gast-mahl). Beide weiten weitet uns den Blick von archäologischen Funden auf immaterielle Kulturschätze aus aller Welt.“ Auch Ausstellungsstücke zur Tee-, Kaffee- und Bierkultur fehlten nicht.

Kurator Dr. Matthias Bensch: „Entscheidend für die Auswahl der Exponate war, dass sie zentrale Aspekte historischer und moderner Esskulturen veranschaulichen, aber auch spannende, teils kuriose Geschichten über das Miteinander am Tisch erzählen.“

Gift auf dem Natternbaum

So gibt es für Besucher einen Natternbaum aus dem 16. Jahrhundert zu entdecken. Auf einer Tafel sollten solche Natternbäume Gifte anzeigen. An Ästen des Ausstellungstückes hängen vermeintliche Natternzungen, die eigentlich Haizähne sind. Hinter der Marienfigur, die auf dem Baum sitzt, befindet sich ein besonders großer Zahn, wahrscheinlich eines Megalodons, einer vor Millionen Jahren ausgestorbenen Hai-Art.

„Aus einem Trinkgefäß in Penisform hat vermutlich eine Klostervorsteherin im 16. oder 17. Jahrhundert getrunken, vielleicht um ein für die Zeit revolutionär anmutendes feministisches Statement zu setzen.“ Ganz und gar nicht zu gebrauchen sei das Geschirr und Besteck der zeitgenössischen Künstlerin Katerina Kamprani. Bensch: „Gemeinsam aus zwei verbundenen Sektgläsern trinken? Das dürfte für Frustration und Gelächter sorgen, aber genau darum geht es - ein humorvoller Kommentar zum Design unserer Zeit.“

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Eine lange Tafel in der Ausstellung

Zur Kommunikation und Interaktion lädt die Ausstellungsgestaltung ein. Alle Exponate der Sonderausstellung „Mahlzeit!“ sind inszeniert in einer Architektur, die selbst Begegnung ermöglichen soll: „Eine lange Tafel zieht sich durch die Ausstellung - mal als Tisch, mal als Tresen, mal als Ort für eine Teezeremonie“, erklärt Bensch die Gestaltung des Ausstellungsgestalters Thimo Kortmann. „Uns war es wichtig, die Ausstellung interaktiv zu gestalten. Da ist vor allem die Mitmach-Spur zu nennen. Sie soll großen wie kleinen Besuchern die Ausstellung spielerisch erschließen“, so Bensch. An sieben Stationen finden sie Rätsel und Spiele rund um das Thema Essen.

Ausgestellt Stücke der Serie
Oktober
3
Freitag
Freitag, 3. Oktober 2025 LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne
Mittwoch, 1. Oktober 2025 | Quelle: LWL Pressedienst