
„Die unendliche Baustelle“ im Mondpalast
Absurd reale Lach- und Leidensgeschichte
Baustellen-Hotspot Nordrhein-Westfalen? Um den alltäglichen Bürokraten-Wahnsinn am eigenen Leib zu erfahren, kann man den Radius durchaus auf Herne beschränken, erinnert sei an den Schildbürgerstreich des gesperrten Kanaluferwegs in Unser Fritz und die dazugehörige behördliche Begründung. Da haben sich sogar altgediente Kommunalpolitiker die Zähne ausgebissen.
Dixi-Klo statt Eiscreme unter sommerlicher Sonne im Außenbereich, Amtsschimmel statt Kundschaft: Im jüngsten Streich des Mondpalast-Hausautors Sigi Domke, „Die unendliche Baustelle“, kämpfen die Geschwister Mona (Silke Volkner) und Max Eisleben (Martin Zaik) gegen Windmühlen, nachdem ihre bestens frequentierte Eisdiele über Nacht zur Problemzone geworden ist. Genauer: Zur Baustelle mit stinkendem Toilettenhäuschen, auf der sich nach Absperrung auch eines großen Teils des Gastgartens absolut nichts tut.
Stammkunden rümpfen die Nase
Naturgemäß haben die Geschwister Eisleben, die sonst eigentlich genug miteinander auszufechten haben, die Nase voll, weil ihre Stammkundschaft die Nase rümpft und lieber woanders genießt. Monas Hilferufe bei der Stadtverwaltung stranden in Warteschleifen und bei KI-Chatbots, nicht wirklich eine neue Erfahrung hierzulande. Als sie schließlich ihre Eisdiele aufgeben, rührt sich endlich der Volkszorn – und im Viertel schlägt die Stunde des kreativen Protestes…
„Die unendliche Baustelle“ ist neben den beiden Publikumslieblingen Silke Volkner und Martin Zaik, der nach zwei Inszenierungen wieder als Schauspieler auf die traditionsreichen Bretter des Mondpalastes zurückkehrt, hochkarätig besetzt mit Susanne Fernkorn, Melanie Linka, Luis Volkner, Axel Schönnenberg, Astrid Breidbach und Heiko Büscher. Sie sind Garanten einer realsatirischen Komödie in bester Mondpalast-Tradition, auch wenn Sigi Domke diesmal keine boulevardeske Beziehungsstory erzählt, sondern eine kafkaeske Farce, die wir alle schon einmal erlebt haben im Umgang mit immer anonymer werdenden Unternehmen und Behörden.
Comichafte Ausstattung
In der comichaften Ausstattung von Thomas Döll, dem Leiter der Requisite am Stadttheater Gießen, inszeniert der genreerfahrene Schauspieler („Schwarzwaldklinik“, „Verbotene Liebe“, „Der Landarzt“) und Regisseur Roland Heitz, der von 2000 bis 2005 als Direktor der privaten Komödie Kassel nachvollziehen kann, was gerade auf Marvin Boettcher einstürmt in seiner Baustelle Revuepalast Gysenberg, auf der es noch diesen Herbst losgehen soll. Den Kontakt nach Wanne-Eickel stellte übrigens Mondpalast-Ensemblemitglied Dominik Brünnig her, der einst in Münster bei Roland Heitz gespielt hat.
Premiere der „absurd realen Lach- und Leidensgeschichte“ ist am Mittwoch, 29. Oktober 2025, um 20 Uhr im Mondpalast, Wilhelmstraße 26, Karten auch für alle weiteren Vorstellungen bis Jahresende 2025 gibt’s unter mondpalast.com im Netz oder unter Tel. 02325 – 588999.