
Free-TV-Premiere mit Wotan Wilke Möhring
Kinofilm: 25 km/h
Am 4. August 2021 um 20.15 Uhr ist Markus Gollers Spielfilm „25 km/h“ mit dem Herner Schauspieler Wotan Wilke Möhring als Free-TV-Premiere auf Sat 1 zu sehen, die hochkomische und zugleich berührende Geschichte zweier Brüder, die erst mithilfe von viel Benzin und wenig PS zu der Erkenntnis gelangen, dass Blut eben doch dicker ist als Wasser. Bjarne Mädel und Lars Eidinger verkörpern die Protagonisten, die nach der Beerdigung ihres Vaters beschließen, endlich die Deutschland-Tour zu machen, von der sie mit 16 immer geträumt haben – und zwar mit dem Mofa.
Nach 30 Jahren stehen sich die beiden so unterschiedlichen Brüder Georg (Bjane Mädel) und Christian Schneider (Lars Eidinger) erstmals wieder gegenüber am Grab ihres Erzeugers. Georg, der Tischler geworden ist und seinen Vater bis zuletzt gepflegt hat, und der weitgereiste Top-Manager Christian, der nach Jahrzehnten in aller Welt aus Singapur erstmalig zurück in den heimatlichen Schwarzwald gekommen ist. Reichlich verspätet, weil die Taxifahrerin (Sesede Terziyan) geschlagene zwanzig Minuten an einer Bahnschranke ausharren musste, bevor ein Bummelzug passierte.

Die Brüder haben sich zunächst wenig zu sagen – und lassen lieber die Fäuste fliegen. Doch die Tischtennisplatte auf dem Dachboden samt alter Deutschland-Karte auf der Unterseite, reichlich Alkohol und die Reste vom Totenmahl, die Georgs Jugendliebe Tanja (Sandra Hüller) vorbeibringt, sorgen für eine durchwachte Nacht. In der beide beschließen, sich endlich einen Jugendtraum zu verwirklichen und mit 25 Stundenkilometern quer durch die Republik zu fahren. Noch völlig betrunken holen sie Christians frisierten Puch-Chopper und Georgs alte Zündapp, dessen verlängerte Sitzbank eigentlich für „Tännle“ Tanja vorgesehen war, aus der Garage und brechen auf.
Eine solche Zuckel-Tour kann sich mit jeweils über 40 Lenzen auf dem Buckel rasch zur Tortur entwickeln. Doch schräge Bekanntschaften, etwa bei einem Weinfest im Badischen mit den Freundinnen Ingrid (Alexandra Maria Lara) und Ute (Franka Potente), die sie zu einer grandiosen Stepptanz-Einlage animieren, oder beim Wurzel-Festival Paderborn mit der abgefahrenen Anhalterin Willie (Jella Haase), entschädigen für Regengüsse und Rückenschmerzen.
Der durch und durch bodenständige Georg, der seinen Bruder im Grunde nur deshalb beneidet hat, weil Christian der erklärte Lieblingssohn des Vaters gewesen ist, bedauert nur eines im Leben: dass er nicht den Mut aufgebracht hat, Tanja seine Liebe zu gestehen. Nun ist sie mit Ralf (Dirk Helbig) verheiratet - unglücklich, wie Christian sofort erkannt hat. Der macht seinem Bruder Mut – und so kommen die beiden immer besser ins Gespräch. Ob im Schwarzwälder Luxus-Resort oder nachts am Pool einer Villa in Gengenbach, ob am Lagerfeuer des Back-to-the-Roots-Festivals oder unter der Hochbahn der legendären Linie 1 in Kreuzberg: es geht um Vergangenheit und Gegenwart, um Gott und die Welt, um letzte Fragen.
Und, apropos Kreuzberg, um Christians 15-jährigen Sohn Konrad (Matti Schmidt-Schaller), den er noch nie gesehen geschweige denn kennengelernt hat. Georg drängt auf den ja nicht geringen Umweg in die Hauptstadt, wo dessen Mutter Lisa (Jördis Triebel) mittlerweile als promovierte Ärztin für Allgemeinmedizin ganz gut ohne den Erzeuger ihres einzigen Kindes auskommt. Das die Brüder undercover beim Fußballspiel in einer Grünanlage sogleich in ihr Herz geschlossen haben. Aber auch der sonst so toughe Christian bringt es nicht fertig, mit der Wahrheit herauszurücken.
So geht es weiter in Richtung Ostsee – und auf den letzten Kilometern droht doch noch das vorzeitige Ende. Weil die beiden ein Tischtennis-Match gegen den auf Krawall gebürsteten Hantel (Wotan Wilke Möhring) verloren haben – und damit ihre fahrbaren Untersätze…
Nach dem Komödien-Hit „Friendship!“ (2010) ist dem Erfolgsduo Oliver Ziegenbalg (Buch) und Markus Goller (Regie) mit „25 km/h“ ein über volle 115 Minuten unterhaltsames, am Ende gar turbulent-spannendes Roadmovie gelungen, das zugleich eine streckenweise geradezu rührende Geschichte einer Familienzusammenführung erzählt. Der Film, der am 31. Oktober 2018 bundesweit startete und am 4. August 2021 Free-TV-Premiere auf Sat 1 feiert, ist autobiographisch grundiert: „Mit 15 war ich total verknallt in ein Mädchen“, so Regisseur Markus Goller. „Ich hatte gerade meinen Mofa-Führerschein gemacht und träumte von einer Maschine mit Sitzbank. Damit wollte ich morgens bei ihr vorbeifahren und sie zur Schule mitnehmen. Ich suchte mir eine orangefarbene Zündapp ZD 25 aus, das ganze Konfirmationsgeld ging dafür drauf. Ich hätte sie niemals kaufen sollen, aber ich konnte nicht anders. Letztlich ist das Mädchen dann nie mitgefahren, und sobald es regnete, musste ich schieben. Aber ich habe dieses Mofa geliebt.“
Lars Eidinger und Bjarne Mädel bilden ein Traumduo, aber selbst die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt. So besticht „25 km/h“ zuallererst mit dem Cast, mehr noch aber mit seiner im deutschen Unterhaltungskino seltenen Nachdenklichkeit. Die beiden Protagonisten, im Beruf eher als im privaten Leben gestandene Mittvierziger, können sich am Ende doch noch einen kompletten Neustart vorstellen. In der Provinz Löchingen wie in der Metropole Berlin. Solch‘ Optimismus beschwingt in diesen düsteren Tagen. Bjarne Mädel und Lars Eidinger erhielten den Ernst-Lubitsch-Preis 2019 der Berliner Filmjournalisten und den Bayerischen Filmpreis 2019 in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“, für Bjarne Mädel kam noch der Bambi hinzu als bester Schauspieler national.