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Hoher Pegelstand der Emscher nach Starkregen durch Tief Bernd

EGLV stellen Planungen vor

Hochwasserschutz wird verbessert

Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Die Starkregen-Ereignisse und die daraus resultierende Hochwasserlage im Juli 2021 hat auch an Emscher und Lippe zu teils erheblichen Auswirkungen geführt. Nach einer umfangreichen Analyse der Überflutungssituation in den Verbandsgebieten beschließen Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) mit ihren Räten nun konsequente Maßnahmen, heißt es in einer Mitteilung von Mittwoch (6.10.2021).

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„Der hohe Ausbaugrad des Hochwasserschutzes an der Emscher hat uns beim Extrem-Hochwasser im Juli geholfen, die Situation zu bewältigen. Erste Ergebnisse unserer Auswertungen zeigen aber, dass es – bei gleichen Regenmengen wie zum Beispiel in Hagen – auch bei uns zu erheblichen Schäden gekommen wäre. Deiche der Emscher und von Nebenläufen wären überströmt worden. Für eine klimafeste Zukunft in unserer Region müssen wir etwas tun“, fasst Dr. Frank Dudda als Vorsitzender des Emschergenossenschaftsrates und Oberbürgermeister der Stadt Herne die Lage zusammen. Zuletzt hatte er das Thema schon bei der Vorstellung vom Masterplan Wasserlagen angesprochen (halloherne berichtete).

Menschen machen sich Sorgen

Die daraus resultierenden Überflutungen hätten einige Tausend Menschen betroffen und erhebliche Schäden nach sich gezogen. „Die Menschen in unserer Region machen sich Sorgen, das nehmen wir ernst und werden handeln, um ihnen diese Sorgen möglichst nehmen zu können“, führt Bodo Klimpel, Vorsitzender des Lippeverbandsrates und Landrat des Kreis Recklinghausen, weiter aus.

Vieles sei daher nach den Ereignissen bereits in die Wege geleitet worden. „Wir haben uns nach dem Hochwasser intensiv mit der Daten- und Faktenlage beschäftigt, standen unseren Mitgliedern mit unserer Expertise zur Seite und haben umfangreiche Information zum Starkregen- und Hochwasserschutz zur Verfügung gestellt. Noch im Herbst finden Hochwassertagungen statt, um die Kommunikation mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen, Landkreisen, Krisenstäben und Feuerwehren zu vertiefen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Am 10. November 2021 findet in Essen eine Hochwassertagung für die Mitglieder der Emschergenossenschaft statt, am 18. November 2021 in Recklinghausen eine Tagung für die Mitgliedskommunen des Lippeverbandes.

v.l. Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender EGLV, Dr. Frank Dudda, Ratsvorsitzender der EG, Bodo Klimpel, Ratsvorsitzender LV, Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand EGLV.

Auch technisch und baulich wollen die sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände den Hochwasserschutz weiter ausbauen und somit den neuen Herausforderungen des Klimawandels Rechnung tragen. „Gesetzlich sind wir dazu verpflichtet, an den Hauptläufen unserer Gewässer ein 100-jährliches, an den Nebenläufen ein 25- bis 50-jährliches Hochwasser abwehren zu können. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist jedoch davon auszugehen, dass solche Katastrophen häufiger auftreten werden und zu weit stärkeren Schäden führen“, so Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Hochwasservorhersage weiterentwickeln

„Eine unserer Schlussfolgerungen muss sein, dass wir die Hochwasservorhersage weiterentwickeln“, so Emanuel Grün. Bedingt durch den Klimawandel entstehen mittlerweile kleinere, schwer zu prognostizierende Starkregenzellen. Gerade diese Zellen wirken sich beim Niederschlag auf kleine Gewässer aus und machen aus plätschernden Bächen reißende Ströme. Gerade dieser Aspekt ist für die beiden Wasserwirtschaftsverbände herausfordernd, denn die Verbände sind auf Niederschlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes angewiesen, auf deren Grundlage sie die Hochrechnungen für Pegelstände vornehmen.

Dabei habe sich gezeigt, dass die Intervalle der Hochwasserprognose deutlich verkürzt werden müssen. Eine weitere Konsequenz ist daher, dass das Pegelnetz auch an kleineren Gewässern an einigen wenigen Stellen verdichtet werden muss.

Die Pegelstände insbesondere an der Emscher, aber auch an Nebenläufen im Lippe-Gebiet haben gezeigt, dass ein Ausbau der technischen Schutzanlagen stellenweise alternativlos ist. „Wir müssen Deichabschnitte überströmungssicher ausbauen und den Ausbaugrad der Deiche an einigen Stellen erhöhen – zum Beispiel auf ein Hochwasser, das statistisch gesehen alle 500 Jahre vorkommen kann“, so Grün. Im Emscher-Lippe-Gebiet haben im Juli die 55 Hochwasserrückhaltebecken der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes, die ein Rückhaltevolumen von insgesamt 5 Millionen Kubikmeter haben, Schlimmeres verhindert.

Weitere Flächen an Gewässern nötig

Das zeigt: Retentionsräume erfüllen eine unverzichtbare Funktion zum Schutz der Bevölkerung. Mittelfristig werden weitere Flächen an Gewässern benötigt, das betonten die Verantwortlichen der Wasserwirtschaftsverbände sehr deutlich. „Unseren Erkenntnissen müssen Konsequenzen folgen“, so Paetzel. Dazu zähle auch die Klimafolgenanpassung der Kommunen: „Die Lage macht es erforderlich, dass unter anderem Gründächer, Entsiegelungen und Entflechtungen – ganz nach den Prinzipien der Schwammstadt – in den Flächennutzungs- und Bebauungsplänen der Kommunen festgeschrieben werden.“

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Allen Beteiligten kommunaler und wasserwirtschaftlicher Seite ist klar: Man braucht eine gesamtgesellschaftliche Vereinbarung für einen langfristigen an den Klimawandel angepassten Hochwasserschutz – denn die nächsten Starkregenereignisse werden kommen.

| Quelle: EGLV
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