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Das Team vom Gesprächskreis für türkischsprachige pflegende Angehörige: (v.li.) Ulrike Lange (Fachbereich Soziales), Teilnehmerin Fatma Tügen und Zehra Sagdic (PlanB Ruhr).

Gesprächskreis für türkischsprachige pflegende Angehörige

Gemeinsam über die Pflege zu Hause austauschen

Gute Nachrichten für die Integration in Herne: Das Modellprojekt „Guter Lebensabend NRW“, an dem 21 Kommunen, darunter auch Herne, teilnehmen, wurde bis Ende 2023 verlängert. Das bedeutet, dass auch die damit angestoßenen Projekte der Stadt und von PlanB Ruhr, fortgeführt werden können. Ein wesentlicher Teil davon ist ein Gesprächskreis für türkischsprachige pflegende Angehörige, da dieses Thema bei vielen Migranten zu Hause nicht sonderlich besprochen wird.

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„Das Projekt ist 2021 entstanden (halloherne berichtete) und anschließend haben wir die Selbsthilfegruppe initiiert. Wir haben uns bewusst für eine türkischsprachige Gruppe entschieden. Wir wollen aber in der Community auch aufklären und für interkulturelle Öffnungen sorgen“, sagt Zehra Sagdic von PlanB. Das Angebot sei niederschwellig und kostenlos, ebenso bestehe keine Verbindlichkeit zum regelmäßigen Erscheinen. „Man soll unter Gleichgesinnten sein.“

Beruf als Krankenschwester aufgegeben

Der Hintergrund: In der türkischen Gemeinschaft sei es sehr wichtig, kranke oder nicht mehr fitte Elternteile zu Hause zu pflegen, erzählt Fatma Tügen. „Ich habe meinen Beruf als Krankenschwester aufgegeben, um für meine Eltern da zu sein. Mein Vater ist vor fünf Jahren verstorben, seitdem kümmere ich mich nur noch um meine kranke Mutter. Ich habe ihnen versprochen, sie so lange zu pflegen, wie es körperlich noch funktioniert.“

Pflegeheime oder ambulante Pflegedienste seien in der türkischen Community kaum bekannt oder würden als nicht richtig angesehen - daher „müssen“ es die Angehörigen übernehmen. „Allerdings komme ich da an meine Grenzen. Zwischendurch hatte ich die Tagespflege für meine Mutter entdeckt, da hatte ich dann mal acht Stunden Zeit, um mich zu erholen“, so Tügen. Kürzlich habe sie noch eine Reha für pflegende Angehörige absolviert. „Da bin ich gut erholt von zurückgekommen.“

Tipps, Ratschläge und Hilfestellung

Um genau diese Tipps und Ratschläge dreht sich der Gesprächskreis. Zusammen erhalten hier die pflegenden Angehörigen Hilfestellung, wie sie die Pflege zu Hause gestalten können, ohne ans körperliche Limit zu kommen. Dabei unterstützt sie Ulrike Lange vom Fachbereich Soziales der Stadt: „Wir wollen, dass die Gruppe bekannter wird und mehr Leute kommen. Wir treffen uns einmal im Monat und sprechen über die Probleme, die entstehen. Schnell wechselt es dann auch ins Türkische, da die Personen so intimere Fragen stellen und sich einfacher unterhalten können.“

Der Treffpunkt ist im Quartiersbüro der Caritas Herne an der Viktor-Reuter-Str. 1 in der Herner City neben dem Café Extrablatt, jeweils an einem Montag zwischen 15 und 16:30 Uhr. Die nächsten Termine sind: 15. August, 12. September, 17. Oktober, 14. November und 12. Dezember 2022. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, kann aber per Telefon an Ulrike Lange (Tel 0176 119 28 265) oder Zehra Sagdic (Tel 0173 585 1290) erfolgen. „Wir versuchen auch, in Wanne einen Treffpunkt zu etablieren“, ergänzt Lange.

Berichte über Erfahrungen

Bei den Treffen erzählt dann auch Fatma Tügen von ihren Erfahrungen: „Ich bin manchmal richtig platt, wenn ich meine Mutter pflege - auch wenn ich das gerne mache. Aber manche verstehen es nicht, dass es ein 24/7-Job ist und manchmal die Motivation oder der Schlaf fehlt.“

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Zehra Sagdic fügt hinzu: „Wir wollen in der Selbsthilfegruppe über weitere Pflegemöglichkeiten informieren und aufklären - auch für türkische Personen gibt es mehr, als die Pflege zu Hause.“

Vergangene Termine (5) anzeigen...
  • Montag, 15. August 2022, von 15 bis 16:30 Uhr
  • Montag, 12. September 2022, von 15 bis 16:30 Uhr
  • Montag, 17. Oktober 2022, von 15 bis 16:30 Uhr
  • Montag, 14. November 2022, von 15 bis 16:30 Uhr
  • Montag, 12. Dezember 2022, von 15 bis 16:30 Uhr
| Autor: Marcel Gruteser