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Die Anzahl der älteren pflegebedürftigen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte nimmt zu (Symbolbild).

Modellprojekt 'Guter Lebensabend' startet in Herne

Hilfe für Senioren mit Zuwanderungsgeschichte

Die Einreise der Gastarbeiter ist 70 Jahre her. Sie haben ihren Beitrag für die gesellschaftliche Entwicklung Deutschland geleistet und sind hier alt geworden. Mit dem Modellprojekt wollen wir unseren Beitrag leisten, dass die Zugänge zu einer kultursensiblen Altenhilfe und Altenpflege geöffnet werden", sagte Gülseren Çelebi, Geschäftsführerin von PlanB, bei der Pressekonferenz am Montag (5.10.2021) zur Vorstellung des NRW-Modellprojektes 'Guter Lebensabend NRW', an dem 21 Kommunen, darunter auch Herne, teilnehmen.

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Ebenfalls zugegen waren Sozialdezernent Johannes Chudziak, Kerstin Fischer-Friedhoff, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Soziales, sowie die beiden Projektmitarbeiterinnen Ulrike Lange von der Stadt Herne und Zehra Sağdıç von PlanB.

PLANB-Gründerin und Geschäftsführerin Gülseren Çelebi.

Das Projekt soll dazu beitragen, Zugangsbarrieren abzubauen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte sowie ihren Angehörigen den Zugang zu bestehenden Regelangeboten zu erleichtern. In Herne leben 110 verschiedene Nationalitäten.

„Wir wollen Angebote entwickeln, die die Menschen erreichen. Wir sind sehr froh, dass wir die Förderung bekommen haben. Denn in der Community der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte schreitet das Altern voran. Sie sind hier in unserer Stadt heimisch geworden, was uns sehr freut“, so Sozialdezernent Johannes Chudziak.

Ebenso wird das Projekt wissenschaftlich begleitet, damit auch erfasst werden kann, wie man Menschen mit Migrationshintergrund erreichen kann. „So ein Projekt hätte schon viel früher angestoßen werden müssen", meinte Kerstin Fischer-Friedhoff, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Soziales. „Deshalb freuen wir uns über den Zuschlag für das Modellprojekt. Unsere Seniorenberatung wird dieses Jahr 50. Wir wollen unsere Angebote auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte näher bringen. Oftmals scheitert es an Sprachbarrieren, wir wollen die Teilhabe und Aufklärung in der Muttersprache ermöglichen."

Senioren mit Migrationshintergrund nehmen Angebote weniger häufig wahr

Vielfach sei es immer noch so, dass die Senioren mit Einwanderungsgeschichte Beratungs-, Betreuungs- und Begleitangebote weniger häufig in Anspruch nehmen. Das soll sich durch das Projekt, befristet bis Ende 2022, ändern. In vielen Fällen werden die zu pflegenden Personen noch häufig von den Familienmitgliedern gepflegt, aber auch dies ändert sich, da viele Familienmitglieder selbst beruflich stark eingebunden sind oder es Krankheitsfälle gibt, die eine professionelle Pflege bedürfen.

Ulrike Lange.

Und genau hier setzt das Projekt an. Es soll eine kultursensible Altenpflege entstehen, die die Senioren mit Zuwanderungsgeschichte und ihre Angehörigen abholt. Hierbei soll auf den individuellen kulturellen Hintergrund eingegangen werden, der Glaube und die Lebensmittelgewohnheiten berücksichtigt werden.

Porjekt wird von der Community gut angenommen

Ansprechpartnerinnen für das neue Projekt sind Ulrike Lange von der Stadt Herne und Zehra Sağdıç von PlanB. „Wir wollen eine empirische Bestandsaufnahme leisten. Wir wollen herausfinden, wo Bedarf ist und bestehende Beratungsangebote ergänzen. Jeder vierte Mensch in Herne hat eine Zuwanderungsgeschichte", so Ulrike Lange.

Zehra Sağdıç von PlanB ist in der Community unterwegs: „Das Projekt wird dort sehr gut angenommen. Es ist einfach toll zu sehen, dass sich ein Ehrenamt entwickelt und wie sehr sich die Menschen einbringen wollen. Der Pflegebestand ist klar, die bestehenden Angebote müssen sich nur interkulturell öffnen."

Zehra Sagdic.

Weiter führt sie aus, dass sie die kultursensible Altenpflege nicht als Herausforderung sehe: „Jeder Mensch hat seine ganz eigene Biografie und so muss mit der Person auch individuell umgegangen werden.“

Bei dem Projekt wird deutlich, dass es beide Seiten in die Pflicht nimmt. Sowohl die Senioren und ihre Angehörigen, als auch die Pflegedienstleister. „Wir wollen auf die bestehenden Einrichtungen sowie Dienste zugehen, aber auch auf die Senioren. Es geht darum Bedarfe abzufragen und einen Zugang zu den Menschen zu bekommen", so Ulrike Lange weiter.

Keine Einbahnstraße

Gülseren Çelebi, Geschäftsführerin von PlanB, ergänzte: „Integration ist keine Einbahnstraße. Es ist ein Zusammenspiel. Wir gehen zu den Menschen und warten nicht, ob sie zu uns kommen."

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In Herne gibt es schon Pflegedienste, die sich auf kultursensible Altenpflege spezialisiert haben. Dies soll durch das Projekt noch weiter unterstützt werden. Vereine oder Gemeinden, die Interesse haben sich im Projekt einzubringen, können die Ansprechpartnerinnen Ulrike Lange unter Tel 02323 92960-934, mobil 0176 - 1192 8265 oder per E-Mail ulrike.lange@herne.de und Zehra Sağdıç unter Tel 02325/ 5699 160, mobil 0173 - 585 1290 oder per Mail z.sagdic@planb-ruhr.de erreichen.

| Autor: Julia Blesgen