
'Oscar'-Gewinner in der Filmwelt zu sehen
'Für immer hier' beim VHS-Filmforum
Rio de Janeiro, Dezember 1970. Der Ingenieur Rubens Paiva (Selton Mello) führt mit seiner Familie ein idyllisches Leben in einer kleinen Villa. Mit seiner Ehefrau Eunice (Fernanda Torres) hat er vier Töchter und einen Sohn im Alter zwischen acht und 17 Jahren: Veroca, genannt „Vera“ (Valentina Herszage/als Ältere Maria Manoella), Eliana (Luiza Kozovsk/Marjorie Estiano), Nalu (Bárbara Luz/Gabriela Carneiro da Cunha) und Babiu (Cora Mora/Olivia Torres) sowie Marcelo (Guilherme Silveira/Antonio Saboia).
Die Türen ihres Hauses direkt am Strand in Rio de Janeiro stehen für Freunde immer offen, und viele angeregte politische Diskussionen werden hier geführt. Vor dem Militärputsch von 1964 saß Rubens für die Arbeiterpartei im brasilianischen Parlament, musste zeitweise im Exil leben. Was Rubens nicht davon abhält, heimlich Verfolgte der brasilianischen Militärdiktatur und deren Familien zu unterstützen, obwohl der selbst auf der Liste des Regimes steht.
Älteste Tochter soll in London studieren
Als bewaffnete Mitglieder der linksrevolutionären Nationalen Befreiungsallianz (ALN) auf Rios Straßen den Schweizer Botschafter Giovanni Enrico Bucher entführen, wird die politische Lage bedrohlich. Es kommt in der Folge zu Kontrollen und Verhaftungen. Nachdem die älteste, politisch engagierte Tochter Vera, die kurz vor dem Wechsel zur Universität steht, auf dem Rückweg vom Kino gemeinsam mit ihren Freunden in eine gewaltsame Ausweiskontrolle durch Soldaten gerät, beschließen ihre Eltern, sie vom befreundeten Ehepaar Gasparian nach London mitgenommen zu werden.

Im Januar 1971 dringen bewaffnete Beamte in das Haus der Paivas ein und nehmen Rubens angeblich nur für eine Aussage mit. Auch seine Gattin Eunice und ihre zweitjüngste Tochter werden verhaftet. Als Eunice nach zwölf Tagen Einzelhaft freikommt, hat sie keine Informationen zum Schicksal ihres Mannes. Ganz auf sich gestellt, kämpft sie gegen die Schikanen des Militärregimes für den Erhalt der Familie, welche Rubens Paiva nie mehr wiedersehen wird…
Perspektive der Gattin und Mutter
Walter Salles‘ Film „Für immer hier“, der auf der Autobiographie „Ainda Estou Aqui“ von Marcelo Rubens Paiva basiert, erzählt die Ereignisse konsequent aus der Perspektive von Eunice Paiva. Die in die oppositionellen Aktivitäten ihres Mannes nicht eingeweiht war und so auch nicht wusste, dass Rubens Briefe für politische Gefangene geschmuggelt hat. Während der Militärdiktatur im größten Land Südamerikas sind zwischen 1964 und 1985 Hunderte spurlos verschwanden, Tausende ins Exil gegangen. Eine juristische Aufarbeitung steht bis heute aus.
Der 138-minütige Film, in dem private „Homemovies“ über das Alltagsleben Brasiliens einen harten Kontrast zu den Repressionen des brutalen Regimes bilden, ist 2025 als bester fremdsprachiger Film mit dem „Oscar“ ausgezeichnet worden. Zuvor ist Fernanda Torres bei den Golden Globes 2025 als „Beste Hauptdarstellerin – Drama“ ausgezeichnet worden. Bei der Uraufführung am 1. September 2024 beim Int. Festival Venedig gabs den Green Drop Award für Regisseur Walter Salles, der zudem beim Miami Film Festival den Audience Award erhielt.
Das Filmforum der Volkshochschule Herne zeigt „Ainda Estou Aqui“, so der Originaltitel, in der Filmwelt Herne am Sonntag, 1. Juni 2025, um 12.30 Uhr, am Montag, 2. Juni 2025, um 20.15 Uhr sowie am Mittwoch, 4. Juni 2025, um 17.15 Uhr.
Weitere Termine (2) anzeigen...
- Montag, 2. Juni 2025, um 20:15 Uhr
- Mittwoch, 4. Juni 2025, um 17:15 Uhr