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Wolfgang Mohrlang ist Geschäftsführer der letzten Atlantis Videothek in Bochum-Hofstede und gleichzeitig der letzten Videothek im Ruhrgebiet. Zum Ende des Jahres ist Schluss.

Die letzte Videothek im Ruhrgebiet schließt zum Ende des Jahres

'Eine Ära neigt sich dem Ende'

Herne/Bochum. Viele Leute können sich noch an Zeiten erinnern als die Besuche in der Videothek zum Wochenendprogramm gehörten. Ein guter Film frisch aus der Videothek rettete den Samstagabend und war einfach kult. Die Videotheken der Atlantis zählten zu den damals ersten hier im Ruhrgebiet. An Spitzentagen waren bis zu 1.500 Kunden auf der Suche nach einem „Blockbuster“ für das bevorstehende Wochenende. Von den damals vierzig Filialen der Atlantis Videotheken existiert heute nur noch eine in Bochum Hofstede.

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Alles begann 1982

„Alles begann 1982, wir eröffneten in Herne die sogenannte Mammut Videothek, die Nachfrage war zu damaligen Zeiten allerdings so groß, dass wir relativ schnell neue Videotheken unter der Marke „Atlantis“ eröffneten. Insgesamt haben wir vierzig Filialen im Ruhrgebiet verteilt betrieben. Zwölf Filialen konnten wir sogar in der damaligen DDR eröffnen“, erinnert sich der Geschäftsführer Wolfgang Mohrlang.

Die Videothek gab es seit 1982.

In Bochum Hofstede, der letzten Videothek der Atlantis Gruppe und gleichzeitig letzten Videothek im Ruhrgebiet, suchen immerhin noch 150 Leute den Weg am Wochenende in die Filiale. „Bei unseren damaligen Eröffnungen waren richtige Stars vor Ort. Zu unserer Eröffnung in Bochum- Riemke war z.B. Ralf Möller mit dabei, Jürgen Drews hatten wir auch mal als Sänger, das waren ganz tolle Zeiten, heute wäre daran nicht zu denken, die Zeiten haben sich eben geändert“, erklärt Wolfgang Mohrlang.

Die ersten richtigen Umsatzeinbrüche begannen dann im Zeitalter der ersten Brenner und Raubkopien. „Mit den ersten Raubkopien und Brennern auf dem Markt, blieben auch die Kunden weg. Wir hatten damals Umsatzeinbrüche von bis zu 40 Prozent, da konnten wir nur noch mit dem Preis gegensteuern“, erinnert sich der Geschäftsführer.

Fortschritt des digitalen Zeitalters machte keinen Halt

Der Fortschritt des digitalen Zeitalters machte keinen Halt, mit den ersten Streamingdiensten, mussten sich die ersten Videotheken dann auch endgültig geschlagen geben. Die Anzahl der Videotheken in Deutschland schrumpfte in Rekordgeschwindigkeit, heute existieren deutschlandweit nicht mehr als fünfzig. Die letzte Videothek der Atlantis in Bochum Hofstede schließt zum Ende des Jahres nun nach vier Jahrzehnten ebenfalls endgültig ihre Türen. „Ich blicke mit gemischten Gefühlen auf eine wertvolle Zeit zurück. Auf der einen Seite bin ich froh, dass wir solange in der Lage waren, unsere letzte Filiale zu halten, auf der anderen Seite bin ich natürlich etwas traurig. Wir möchten es zum Jahresende aber noch einmal richtig krachen lassen, unsere Filiale hat weiterhin geöffnet, wir verkaufen dort bis zum Jahresende noch unser komplettes Inventar, aber auch das Sortiment an Filmen, Spielen oder DVD‘s. Interessierte Kunden können sich jederzeit gerne bei uns melden“, erzählt Wolfgang Mohrlang.

Videotheken haben komplette Generationen geprägt und mit Besuchen für ein erfolgreiches Wochenendprogramm gesorgt. Zum Ende des Jahres schließt nun auch die letzte Videothek im Ruhrgebiet. Wenn also zum Jahresende an der Grenze zu Herne die letzte Atlantis Videothek ihre Türen schließt, verschwindet gleichzeitig eine komplette nostalgische Ära von der Bildfläche, und das für immer.

Donnerstag, 31. Oktober 2024 | Quelle: Benjamin Callies