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Bert Sowa vermittelte vielen jungen Menschen in Wanne-Eickel die Grundzüge und die Liebe zur Musik.

Bert Sowa 97-jährig gestorben

Ein langes Musikerleben – ein Nachruf

Der Wanne-Eickeler Bassklarinettist, Saxophonist und Komponist Eckard Koltermann, vielfach ausgezeichnet (unter anderem mit dem Jazz-Pott) und auf den internationalen Bühnen unterwegs, hat diesen Nachruf für seinen einstigen Saxophon-Lehrer verfasst.

'Eine Achtelnote ist keine Viertelnote, sonst wäre sie doppelt so lang'. – Diese und viele andere profunde Weisheiten lernte ich 1975 als 17-jähriger bei Bert Sowa im Saxophonunterricht in der Jugendkunstschule Wanne-Eickel (JKS).

Bert Sowa war ein Mann der Praxis und vermittelte vielen jungen Menschen in Wanne-Eickel über fast 40 Jahre die Grundzüge und die Liebe zur Musik. Seit den frühen 70er Jahren unterrichtete er Klarinette, Saxophon und Klavier an der neu gegründeten JKS und leitete lange Zeit die Big Band, in der auch viele spätere Berufsmusiker der lebendigen Wanne-Eickeler Musikszene ihre ersten Auftritte absolvierten.

Bert Sowa wurde 1928 in Gelsenkirchen geboren und als 17-jähriger in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen. Er erlebte das Bombardement von Dresden und geriet in Kriegsgefangenschaft. Aus einem fahrenden Zug herausspringend konnte er fliehen, schlug sich bis Gelsenkirchen durch und versteckte sich dort vor den englischen Soldaten, für die er einige Zeit später in Offizierskasinos aufspielte.

Nach einem Musikstudium an der Folkwang Universität trat er mit seiner Band „Tonmixer“ im noblen Restaurant „Zooterrassen“ auf und begleitete Tanzweltmeisterschaften mit Tangos, Pasodobles und Walzern.

Wahrscheinlich führten ihn auch die traumatischen Kriegserfahrungen zu seiner Leidenschaft, jungen Menschen den Weg in die Welt des Jazz zu zeigen.

Für Bert Sowa bedeutete die Musik von Louis Armstrong, Duke Ellington und Count Basie eine Freiheit, die er jungen Amateurmusikern näher brachte, die sich mehr für Beatles, Stones und Pink Floyd erwärmen konnten. Er unterrichtete mit grosser Geduld, Zugewandtheit und Eloquenz. Deswegen haben Viele ihm viel zu verdanken.

Am Mittwoch (23.4.2025) ist Bert Sowa in einem Altenheim in Gelsenkirchen im Alter von 97 Jahren gestorben.

Ruhe in Frieden, lieber Bert und wenn Du im Himmel eine Big Band leitest, bring den Engelein Achtelnoten bei.

Donnerstag, 8. Mai 2025 | Quelle: Eckard Koltermann