
Nils Hoyermann von der Feuerwehr Herne über Gewalt gegen Einsatzkräfte
'Wir kommen doch, um zu helfen'
Die vergangenen Tage waren für Hernes Feuerwehrleute keine einfachen, denn es hat in kurzer Zeit vier Angriffe auf die Ersthelfer gegeben (halloherne berichtete).
So wurde das Leitstellenpersonal unter anderem am Telefon mit dem Tode bedroht. Ferner wurden bei der Ankunft in Krankenhäusern in Herne und Gelsenkirchen die Feuerwehrleute sowie Mitarbeiter des Krankenhauses von Patienten körperlich angegangen. Ebenso kam es dort zu einer Würgeattacke und bei einem weiteren Einsatz in einem Wohnheim wurde ein Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst in die Genitalien getreten.
Angriffe auf Einsatzkräfte jetzt schon so hoch wie 2024
Schon jetzt sei die Zahl der Angriffe mit sieben Attacken auf Rettungskräfte so hoch wie im gesamten Jahr 2024 - die Tendenz sei eher steigend, da erst die ersten sechs Monate des Jahres 2025 vorbei sind. Die Kollegen der Feuerwehr Herne sind aufgrund der Ereignisse der vergangenen Tage erschüttert und haben sich an die Öffentlichkeit gewandt.
Nils Hoyermann von der Feuerwehr Herne spricht mit halloherne-Redakteurin Julia Blesgen unter anderem über die Beweggründe der Feuerwehr, mit den Vorfällen an die Öffentlichkeit zu gehen. „Die vergangenen Ereignisse haben bei uns schon ein Ohnmachtsgefühl ausgelöst. Wir kommen, um zu helfen und dürfen dann doch nicht angegriffen werden“, macht Nils Hoyermann deutlich.
Den angegriffenen Einsatzkräften gehe es mittlerweile wieder besser. Sie sind - bis auf eine Person, die sich noch von den Auswirkungen des Angriffes auf sich erholen muss - auch wieder voll im Dienst.

Empathie und Gewalt passt nicht zusammen
Die Kollegen seien immer mit ganz viel Empathie unterwegs, das passe mit der erfahrenen Gewalt nicht zusammen. Hoyermann und seine Kollegen haben sich zu diesem öffentlichen Schritt entschieden, weil das Thema in die Köpfe der Menschen müsse.
„Wir dürfen einen unglaublich tollen Beruf ausüben - für mich den tollsten Beruf der Welt. Wir möchten mit diesem öffentlichen Schritt auch die Menschen sensibilisieren und verdeutlichen, Gewalt gegen uns Einsatzkräfte geht gar nicht“, so der Mitarbeiter der Herner Feuerwehr.
Bereits in der Ausbildung und später auch in jährlichen Fortbildungen werden die Wehrleute besonders geschult. Sie erlernen beispielsweise deeskalierendes Verhalten und eine adressartengerechte Ansprache. Aber dennoch kommt es in Einzelfällen immer wieder zu Übergriffen gegen Einsatzkräfte.
Angriffe werden angezeigt
Die Feuerwehr Herne zeigt diese ernstzunehmenden Fälle konsequent an. Es gilt hier ein 'Null-Toleranz'-Kurs. „Wir machen das zum einen, um unseren Kolleginnen und Kollegen zu zeigen: Wir sind für euch da. Wir nehmen eure Erfahrungen ernst. Aber auch für potenzielle Nachwuchskräfte, die wir auch dringend benötigen. Denen müssen wir natürlich auch verdeutlichen, dass wir solche Taten verfolgen“, erläutert der Vater einer Tochter.
Außerdem müssten potenzielle Täter wissen, dass solche Übergriffe konsequent geahndet werden.
Hilfe in der Not
Ferner werden die Einsatzkräfte weder in den Situationen, noch danach alleine gelassen. Erfährt die Leitstelle von solch einem gewaltvollen Einsatz, fährt in der Regel ein Führungsdienst zum Einsatz raus. Falls benötigt, fahren noch weitere Kräfte heraus, um den Feuerwehrleuten zur Hilfe zu kommen. Ebenso wird die Polizei hinzugezogen.

Zurück auf der Wache erfolgt dann noch ein Gespräch mit den Führungskräften und wenn benötigt auch eine psychosoziale Begleitung. Diese berät, ob noch weiterer Behandlungsbedarf vorliegt. In schwerwiegenden Fällen erfolgt dann eine Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Reaktionsmanagement (KRM) der Stadt Herne. Die Mitarbeiter dort unterstützen beispielsweise bei Strafanzeigen.
„Wir sind in der Aufarbeitung solcher Vorfälle füreinander da. Denn wir sind oft 24 Stunden zusammen. Feuerwehr ist einfach Familie, da dürfen wir niemanden mit seinen Sorgen allein lassen“, sagt Nils Hoyermann.
'Wir lassen uns nicht entmutigen'
Abschließend richtet sich Hoyermann noch mit einem Appell an die Öffentlichkeit: „Wir alle haben das Helfer-Gen in uns. Wir kommen immer gerne, wenn ihr uns braucht. Dabei ist es aber das Mindeste, dass wir keine Gewalt erfahren müssen. Denn Gewalt gegen Einsatzkräfte ist inakzeptabel. Aber wir lassen uns durch solche Einzelfälle nicht entmutigen.“