
Dr. Bruckhaus-Walter über 25 Jahre Praxis Herner Hausärzte
'Respekt und Wertschätzung sind gesunken'
Ein Vierteljahrhundert ist nicht mal so schnell vorbei. Trotzdem ist es ein Grund zum Feiern: Dieses Jubiläum, also quasi die Silberhochzeit, hatte die Praxis Herner Hausärzte am Dienstag (1.7.2025). Die Praxis, die an der Bahnhofstraße 104 beheimatet ist, wird von Dr. Markus Bruckhaus-Walter und Dr. Astrid Schwarz geleitet. Mit im Ärzteteam ist außerdem Branka Haupka-Miljkovic. Außerdem besteht das Team aus 16 Mitarbeiterinnen, hinzu kommen noch IT-Experten.
Der 60-jährige Bruckhaus-Walter, der selbst seit 1996 als niedergelassener Arzt arbeitet (halloherne berichtete), freut sich über das Jubiläum des Praxis-Zusammenschlusses. „Wir waren eines der ersten größeren Versorgungszentren in Herne“, blickt der Facharzt für Allgemeinmedizin mit einem Lächeln zurück.

Außerdem ist der Herner Facharzt Sportmedizin, Naturheilverfahren sowie palliative Grundversorgung. So hat Bruckhaus-Walter einige Zeit die Mannschaften vom Herner EV, Moskitos Essen (beide Eishockey), SV Sodingen, FC Marokko und Westfalia Herne (alle drei Fußball) medizinisch betreut.
Mehr physisch Erkrankte im Laufe der Jahre
Fragt man ihn nach den Veränderungen zwischen 2000 und 2025, erzählt er von spürbaren Veränderungen. „Ich bemerke einen Wechsel in der Gesellschaft und den Dienstleistungen. Zum einen: Wenn jemand etwas von uns möchte, sind wir Dienstleister. Für viele dieser Dinge wären die meisten Menschen aber vor 30 Jahren gar nicht erst zum Arzt gegangen“, erzählt er im halloherne-Gespräch. Er bemerkt zudem eine Zunahme von physisch Erkrankten, vor allem durch Stress im Beruf oder in der Familie.

„Zum Anderen: Der Respekt und die Wertschätzung gegenüber der Mitarbeiter hat sich spürbar verschlechtert. Das Vokabular ist heftiger geworden, die Höflichkeit drastisch zurückgegangen“, macht er deutlich. „Online gibt es häufig schlechte Bewertungen oder diffamierende Äußerungen. Dabei arbeiten die Damen hier Höchstleistung.“
Kritik am Gesetzgeber
Der Hausarzt spart aber auch nicht mit Kritik am Gesetzgeber im Laufe der Jahre - unabhängig vom Parteibuch. „Die Gesundheitsreform hat nie wirklich stattgefunden, es wurden nur punktuell Lücken geschlossen. Im Grundgesetz ist ebenso die freie Berufswahl verankert, dennoch gibt es immer noch einen Numerus Clausus für den Medizinstudiengang. Dabei brauchen wir deutlich mehr Studierende als Nachwuchs“, findet der Leiter der Praxis, die übrigens auch als Lehrpraxis für Studierende der Ruhr Uni Bochum und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf fungiert.
Es gebe schließlich immer weniger Ärzte, die aber ein höheres Patientenvolumen zu bewältigen hätten. „Verbessern muss sich auch die Situation für Mütter, wir müssen familienorientierter denken. Wenn Streiks in der Kita sind, fehlen hier die Mitarbeiterinnen“, erläutert der 60-Jährige.
Wenig Prävention für sich selbst
Ferner hätten viele Leute, so sieht es der Praxis-Chef, ein hohes Anspruchsdenken an einen Arzt, würden aber umgekehrt wenig für die eigene Prävention tun. „Der Umgang mit sich selbst und mit denen, die helfen sollen, hat sich deutlich verschlechtert“, hält er fest.

Seine ausdrücklichen Wünsche: Ein besserer eigenverantwortlicher Umgang, eine stärkere Wertschätzung der Arbeit von Ärzten und medizinischen Fachangestellten, erhöhte Rücksichtnahme untereinander und vermehrte Achtsamkeit.
25 Jahre Praxis: Wie viele folgen noch?
Bleibt die Frage, bei all dieser Kritik: Wie lange möchte er seinen Beruf noch ausüben? „Solange ich gesund bin und so ein tolles Team habe, werde ich weitermachen“, betont Markus Bruckhaus-Walter. Vielleicht schafft er es ja noch bis zur „Goldenen Hochzeit“ der Praxis - wer weiß.
