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Eine überragende Corinna Harfouch

'Die Ironie des Lebens'

„Der Tod wird überbewertet“: Der inzwischen auch schon 67-jährige Comedian Edgar (Uwe Ochsenknecht) tourt mit seiner Bühnenshow über das Älterwerden quer durch die Republik. Seine Witze haben Biss, sind sie doch von eigenen Lebens- (und Libido-) Problemen gespeist. Was auch für seine Sottisen über Frauen gilt: „Der Höhepunkt meiner Ehe war die Scheidung“. Aber das weiß im Publikum natürlich niemand.

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Bis auf diesen – naturgemäß ausverkauften – Abend in Köln, wo seine um zwei Jahre jüngere „Ex“ Eva (die unvergleichliche Corinna Harfouch) im Publikum sitzt. Und ihn hinterher in seiner Garderobe aufsucht. Nicht, wie er sogleich vermutet, weil seine beiden Kinder, für die er sich noch nie interessiert hat, Geld brauchen.

Patrick (auch in Wirklichkeit Corinna Harfouchs Sohn: Robert Gwisdek) lebt als Lehrer für Mathe und Physik in Berlin, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Seine jüngere Schwester Melli (Emilia Schüle) hat ihren eigenen YouTube-Kanal und ist, wie sich später herausstellt, als erklärter Fan ihres Erzeugers in dessen Fußstapfen getreten.

Selbstbestimmte Würde

„Wir haben uns zwanzig Jahre nicht gesehen“: Eva ist gekommen, um Abschied zu nehmen – und um Edgar zu bitten, sich mit seinem Sohn zu versöhnen – und seine Tochter überhaupt erst kennenzulernen. Denn sie hat nicht mehr lange zu leben, die Ärzte geben ihr vielleicht noch vier Monate: zu spät erkannter, bereits im ganzen Körper metastasierender Bauchspeicheldrüsenkrebs. Eva lehnt jede Behandlung ab, will auch in keine Klinik, sondern die ihr verbleibende Zeit in selbstbestimmter Würde nutzen.

Der plötzlich ganz kleinlaute Edgar ist konsterniert, lässt sich von seinem Fahrer Kurti (Henning Peker) in seine Luxusvilla chauffieren, verschmäht das von seiner Haushälterin (Ingrid Domann) zubereitete Essen und entfaltet hektische Betriebsamkeit: In Amsterdam macht er eine Privatklinik ausfindig, die sich auf aussichtslose Fälle spezialisiert hat. Doch Eva will von seiner narzisstischen Rettungsshow nichts wissen, bringt ihn vielmehr in ihrer Kölner Wohnung erstmals mit seiner Tochter Melli zusammen.

'Cosmic Dancer' berührt

Und nimmt Edgars Einladung an, ihn zum Ball des Deutschen Comedy-Preises nach München zu begleiten. Eva kauft sich ein teures Kleid, glänzt auf dem Tanzparkett und rührt nicht nur das Personal des Nobelhotels weit nach Mitternacht mit „Cosmic Dancer“ von T. Rex. Der folgende Ton-Steine-Scherben-Evergreen „Halt dich an deiner Liebe fest“ am Flügel im Duett mit Edgar wird zum Wendepunkt: ihre pure Lebensfreude „auf den letzten Metern“ ist ansteckend.

„Auf den letzten Metern“ verlieben sich Eva (Corinna Harfouch) und Edgar (Uwe Ochsenknecht) neu.

Wenn auch für Edgar ziemlich anstrengend, sodass Kurti den Betrunkenen einige Tage später aus einer St. Pauli-Bar direkt ins TV-Studio kutschieren muss. Wo er zum Entsetzen seiner Managerin Julia (Reiko von Carlowitz) kaum einen ganzen Satz zustande bringt in der Live-Sendung „Morgen im Norden“.

Edgar kriegt die Kurve

Doch Edgar kriegt die Kurve – auch durch eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Sohn Patrick. Bei der Einschulungsfete seines jüngsten Enkels wird er diesem noch als „ein alter Bekannter von Oma“ vorgestellt, das schmerzt. Doch nachdem er endlich „Mellis Welt“ auf YouTube gesehen und sich vom Können seiner Tochter überzeugt hat, sind Edgars Vorurteile wie weggeblasen – und er sieht ein, dass Comedy wie bisher für ihn nicht mehr in Frage kommt…

109 Minuten pure Emotion: „Die Ironie des Lebens“ ist ein lebensbejahender Liebes- und Familienfilm und damit ungewöhnlich, da es letztlich um den Umgang mit dem Tod einer unheilbar Krebskranken geht. An der Seite der überragend-glaubhaften Corinna Harfouch wächst Uwe Ochsenknecht zum Charakterdarsteller.

Dieses warmherzige, bei aller Melancholie immer wieder auch lustige Drama ist auch ein Roadmovie, das von den bayerischen Voralpen bis hinauf nach Sylt führt – und doch letztlich kammerspielartige Züge trägt in der Fokussierung auf Corinna Harfouch, die zuletzt in Matthias Glasners „Sterben“ mit Lissy Lunies eine ebenfalls krebskranke Mittsiebzigerin verkörperte, die allmählich ihr Sehvermögen verliert.

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Zum Kinostart am Donnerstag, 5. September 2024 bei uns zu sehen im Casablanca und Union Bochum, im Sweetsixteen Dortmund, in der Schauburg Gelsenkirchen und im Eulenspiegel Essen.

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  • Donnerstag, 5. September 2024
Mittwoch, 4. September 2024 | Autor: Pitt Herrmann