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Monika Klöckener, Gisela Spickenreuther, Dietmar Zywek inmitten der Krippen-Figuren.

Die etwas andere Krippe

Sie steht in der St. Marien Kirche in Eickel. Wobei sie eigentlich noch nicht steht, sie ist im Aufbau- seit Oktober. Und das ist für eine Krippe ein ungewöhnlich früher Zeitpunkt. Zudem sieht sie auch nicht aus wie eine 'normale Krippe'. Die sieben Krippenfiguren, die beim halloherne-Gespräch am Montag (12.11.2018) in der Kirche zu sehen sind (insgesamt werden es 16 sein), sieht man eigentlich nicht auf den ersten Blick. Vielleicht auf den zweiten, oder doch erst auf den dritten Blick. Denn für die lebensgroßen Figuren wurden ihre Umrisse aus Spiegeln heraus geschnitten. Jetzt stehen sie also in der Kirche und und warten auf Vollständigkeit. Je nachdem wie man sich diesen Figuren nähert, sieht man vielleicht nur sein eigenes Spiegelbild, den Kirchenraum, andere Besucher oder auch nur Lichtreflexionen.

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Drei Kinder der etwas anderen Krippe.

„Ja, das ist auch durchaus gewollt,“ sagt Monika Klöckener, die Gemeindereferentin im Pastoralen Raum ist. Gemeinsam mit Gisela Spickenreuther, Elisabeth Quick und Dietmar Zywek ist sie für diese etwas andere Krippe zuständig. Mit dem Pastoral-Team besuchte die Gruppe vor zwei Jahren die St. Katharina Kirche Unna. Dort wurde die Spiegel-Krippe vor drei Jahren entwickelt. „Wir waren damals alle begeistert und haben gesagt, dass es toll wäre, wenn wir diese Krippe ausleihen könnten", sagte Klöckener. „Die passt einfach super zu unserer Aktion Kirche neu." Auf dem Weg dieser Aktion -#Kircheneu - befindet sich die Gemeinde seit Pfingsten 2017 (halloherne berichtete)

Papst Franziskus und zwei Kamele.

Der erste Spiegel, dem das Eickeler Team Zutritt ins Kirchenschiff gewährt hat, war im Oktober Papst Franziskus. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche passte gut zum Evangelium an diesem Sonntag. Klöckener: „Darin ging es um den Blinden Bartimäus und die Forderung an uns Menschen, uns den Randgruppen zuzuwenden." An den nächsten Sonn- oder Feiertagen sind weitere Figuren hinzugekommen: zwei Kamele, drei Kinder und ein Lichtträger. An den Sonntagen im Advent, beim Bußgottesdienst und beim Patronatsfest kommen weitere Figuren hinzu, so dass die Krippe am Heiligen Abend vollständig sein wird. „Beim Patronatsfest (8. Dezember) kommt die tanzende Maria dazu. Tanzend darum, weil sie so ihre Freude über die Schwangerschaft ausdrückt", sagt Dietmar Zywek, der in Absprache mit der Gruppe zu jedem Spiegel ein Bild malt. „Wir haben beschlossen, dass wir zu jedem Spiegel einen extra Impuls in Bild-Form brauchen", sagt Gisela Spiekenreuther.

Die etwas andere Krippe - man muss schon genauer hinschauen.

Und was bezweckt die Gruppe mit dieser Krippe? „Wir möchten damit Fragen in den Raum stellen wie: Wie kann ich selbst Bestandteil der Krippe werden? Wie bringe ich mich in das (Krippen-) Geschehen ein? Was bedeutet das Geschehen für mich? Das kann mit humoristischen Gedanken geschehen, manchmal auch mit ernsten oder auch kritischen Gedanken wie: Wo bin ich Lastenträger? Wo nehme ich etwas wahr? Wo übernehme ich Verantwortung", sagt Monika Klöckener.

Spiegel-Krippe - St. Marien Eickel.

„Es ist ein schöne Erfahrung zu sehen, wie die Menschen sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise den Figuren nähern, sich eventuell nicht alleine trauen, sich unterharken und zögern. Sich aber immer irgendwie damit auseinander setzen", sagt Klöckener. „Ja", ergänzt Dietmar Zywek, „es gibt ja auch immer wieder neue Spiegel-Einblicke. Sie sehen sich, oder andere Kirchenbesucher, vielleicht sehen sie auch nur ihre eigenen Beine. Sie haben immer einen anderen Blick und bekommen dadurch auch andere Gedanken." Und diese Betrachtungsweisen sind auch gewollt und machen neugierig. Klöckener: „Wir haben jetzt schon die ersten Anfragen von Schulen, die sich gerne mit unserer Spiegel-Krippe auseinandersetzen wollen." Eine Überlegung ist auch, die Kirche im Advent zu öffnen. „Wir sind offen für alles was da kommen mag."

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im Bild: Gisela Spickenreuther und die etwas andere Krippe.

Die Arbeit mit dieser neuen Krippen-Form „macht viel Arbeit und viel Freude. Es ist nicht immer einfach, die passenden Textstellen zur Figur zu finden", sagt Gisela Spickenreuther. Aber, die Erfahrungen, die die Gruppe bisher gemacht hat, sind durchaus positiv. Die Krippe wird angenommen - obwohl es im Vorfeld ganz viel Skepsis gab. „Viele haben gesagt: Oh, unsere schöne Krippe", sagte Monika Klöckener. Mittlerweile erfährt die Gruppe wesentlich mehr Neugier und hört Sätze wie: „So schön habe ich mir das nicht vorgestellt."

Spiegel-Krippe - St. Marien Eickel.
| Autor: Carola Quickels