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Einfach durch, obwohl es verboten ist und beim Erwischen 50 Euro Verwarnungsgeld kostet: Diesen Autofahrer interessiert das rot-weiße Schild auf der Kronprinzenstraße nicht. Ab der Kreuzung Adalbertstraße in Richtung Bochumer Straße ist die Durchfahrt nun verboten, weil seit Montag (27.10.2025) eine Einbahnstraße gilt - deshalb der weiße Pfeil auf blauem Grund.

Dynamische Situation für Anwohner, Autofahrer, Stadt und Polizei

Die ersten Tage Einbahnstraße Kronprinzenstraße

Die gute Nachricht vorweg: Das befürchtete mögliche Verkehrschaos an der Kronprinzenstraße in Herne-Mitte ist ausgeblieben. Seit Montag (27.10.2025) ist der Abschnitt ab der Adalbertstraße in Richtung Bochumer Straße für den Verkehr mit einem „Durchfahrt verboten“-Schild gesperrt, in der Gegenrichtung ist nun als Verkehrsversuch eine Einbahnstraße eingerichtet worden (halloherne berichtete). Trotzdem: Die ersten Tage verliefen teils wild und sehr dynamisch.

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Mit Stand von Freitagnachmittag (31.10.2025) ist es Zeit für eine erste chronologische Einordnung, nachdem im Vorfeld teilweise rund 1.500 Fahrzeuge pro Woche als Durchgangsverkehr gezählt wurden. Wie es zu erwarten war, dauerte es am ersten Tag nicht lange, bis die ersten Autofahrer wie gewohnt durch die Einbahnstraße in falscher Richtung fuhren – ob bewusst oder weil sie schlicht die neuen Verkehrszeichen übersehen haben, bleibt deren Geheimnis. Anwohner berichteten gegenüber halloherne von Dutzenden Fahrzeugen, die sich nicht an das Verbot hielten.

Höhnisches Lachen geerntet

Manche sprachen sie an und ernteten dafür nur ein höhnisches Lachen, bevor dann durchgebrettert wurde. Teilweise auch dann in den (richtig) fahrenden Gegenverkehr hinein, sodass es teilweise zu gefährlichen Szenen kam. So berichten es Robert Färber und Ferdinand Marschall als direkt Anwohner im halloherne-Gespräch. „Hier kann man wunderbar eine Sozialstudie erstellen. Frauen halten sich mehr an die neuen Verkehrsregeln“, schildert Marschall. „Ich habe aber kein Verständnis für das Durchfahren, da verliert man den Glauben an die Menschheit. Regeln sind zum Einhalten da.“

Auf der Holsterhauser Straße sind ca. 80 Meter vor der Einmündung Kronprinzenstraße rechts am Gehweg und auf dem Mittelstreifen Hinweisschilder angebracht worden.

Apropos Schilder: Zwei, die auf eine geänderte Verkehrsführung hinweisen, sehen rund 80 Meter vor der Einmündung auf der Holsterhauser Straße in Fahrtrichtung Sodingen. Jedoch sind diese im fließenden Verkehr gar nicht so leicht zu sehen, geschweige denn zu lesen.

Auswärtige Kennzeichen, ein Taxi und sogar ein Streifenwagen

Auch Färber protokollierte mehrmals, wie viele Autos und mit welchen Kennzeichen, trotz Verbot in Richtung Bochumer Straße fahren. „Der Großteil hat ein Herner oder Wanner Kennzeichen, es gibt aber auch immer wieder beispielsweise mit Bochumer oder Essener Kennzeichen“, zählt er auf. Das verwundert nicht, da einer der Gründe für den Verkehrsversuch war, dass vor allem auswärtige Autofahrer durch Navis in Richtung Herner Süden durch diese Abkürzung geschickt werden. „Einmal fuhr sogar ein Taxi hindurch, einmal war ein Streifenwagen ohne Blaulicht dabei“, fügt Färber an.

Zeitsprung. Mittlerweile ist es Mittwoch (29.10.2025). halloherne schaut sich die Lage vor Ort am Nachmittag selbst an und sieht innerhalb von zwei Minuten bereits vier Autos, die sich nicht an das Verbot halten. In den nächsten 15 folgen weitere. Manche fahren schnurstracks durch, andere wirken unsicher. Aber: Einige biegen rechts in die Adalbertstraße ab und werden sich wohl daran erinnern. Ein Fahrzeug aus Essen will erst weiterfahren, bremst aber plötzlich ab und setzt zurück.

Der Wunsch nach Kontrollen

Anwohner Benjamin Heyde kann nur noch müde lächeln: „Ich finde es albern, dass man sich nicht daran hält. Viele werden auch durch beispielsweise Google Maps hier durch geschickt. Ein Unfall ist nur eine Frage der Zeit.“ Er würde sich Kontrollen wünschen.

Durchfahren oder nicht? Dieser Autofahrer bremst und scheint sich noch nicht entschieden zu haben - kurz danach fuhr er durch.

Diese kündigte der zuständige Dezernent Stefan Thabe noch am Mittwoch (29.10.2025) gegenüber halloherne an: „Wir haben diese Thematik, die uns bekannt ist, besprochen und Kontrollen sind vorgesehen.“ Allerdings: Der Kommunale Ordnungsdienst ist nur für den ruhenden Verkehr zuständig. Die Hoheit über den fahrenden Verkehr hat die Polizei, daher sind Absprachen notwendig.

Die Polizei

Aber auch die uniformierten Beamten reagieren noch am gleichen Mittwochabend. „Nach Bürgerbeschwerden waren die Kollegen ab 19:30 Uhr für ca. 45 Minuten vor Ort, um das Geschehen zu kontrollieren. Es wurden vier Verwarnungsgelder mit jeweils 50 Euro ausgestellt, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt“, erläutert Frank Lemanis, Chef der Pressestelle der Polizei Bochum, auf halloherne-Anfrage. „Wir werden diese Stelle weiter im Auge behalten. Manchmal sind die Leute am Anfang einer solchen Änderung auch überfordert.“

Die Kontrollen wiederum beruhigen die Anwohner, die ihrerseits nach den ersten Tagen schon weniger Durchgangsverkehr vernehmen, als noch eine Woche vorher – auch wenn bis zu diesem Zeitpunkt bei einem halloherne-Test Google Maps immer noch Routen durch die Einbahnstraßen vorschlägt.

Setzen sich für die Einhaltung der Verkehrsregeln ein und erhoffen sich weniger Durchgangsverkehr: (v.li.) Anwohner Ferdinand Marschall und Anwohner Robert Färber. Die ehemalige CDU-Stadtverordnete Barbara Merten unterstützt dieses Vorhaben.

Barbara Merten von der CDU, 26 Jahre lang Kommunalpolitikerin, davon zehn Jahre in der Bezirksvertretung Herne-Mitte und bis Ende Oktober 2025 Stadtverordnete, lobt die neuerliche Umsetzung der Stadt, um die Anwohner zu entlasten. Sie mahnt aber gegenüber halloherne: „SPD und CDU haben sich in dieser Thematik lange nicht bürgerfreundlich verhalten, sonst wäre dies schon viel früher umgesetzt worden. Politiker sind aber dem Bürgerwohl verpflichtet.“

Es wird jeden Tag ruhiger

Mit Stand von Donnerstag (30.10.2025) meldet sich Robert Färber nochmal: „Man merkt nun schon, dass es mit jedem Tag ruhiger wird.“ Eine weitere Anwohnerin spricht im Homeoffice gar von einem Gefühl eines Umzugs, da die „Abkürzungs-Autobahn“ kaum noch genutzt werde.

Teilweise kam es zu gefährlichen Szenen, wenn gleich mehrere Autos durchgefahren sind und der Gegenverkehr kam - Unfälle sind so nur eine Frage der Zeit.

Am Freitagmorgen (31.10.2025) reagiert die Verwaltung – sichtbar. Sie stellt einen sogenannten rot-weißen Schrankenzaun auf, um dem Verkehr noch deutlicher zu signalisieren: Bis hierhin und nicht weiter. Das wird auch von den Anwohnern sehr positiv aufgenommen.

Verwaltung beobachtet die Situation weiterhin

Auf Anfrage von halloherne antwortet Thorsten Rupp, Fachbereichsleiter für Tiefbau und Verkehr, kurz darauf: „Erfahrungsgemäß muss sich eine neue Verkehrsführung erst einspielen. Viele Verkehrsteilnehmer handeln aus Gewohnheit und sind sich gar nicht bewusst über die neue Verkehrsführung. Wir werden die Situation vor Ort weiter beobachten und haben eine vorübergehende Erweiterung der Beschilderung veranlasst, um die neue Situation noch besser sichtbar zu machen.“

Rupp erklärt weiter: „Über den Verkehrsversuch wurde in den Medien berichtet. Darüber hinaus wurden die Anwohner der Kronprinzenstraße und der Adalbertstraße gesondert informiert. Bei Google Maps befindet sich die Meldung über die geänderte Verkehrsführung derzeit noch in der Prüfung.“

Abbruch oder dauerhafte Regelung möglich

Ein größeres Fazit möchte die Stadt noch nicht ziehen. Schließlich soll der Verkehrsversuch auch mindestens sechs Monate erprobt werden, bevor es zu einem eventuellen Abbruch kommen würde. Läuft es aber besser, kann durch den Rat eine dauerhafte Regelung entschieden werden.

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Für die Anwohner ist es nach der ersten Woche zumindest schon mal eine gelungene Veränderung. Sie sind sich ebenfalls einig: Man muss noch einige Wochen Geduld haben, bevor es sich komplett eingespielt hat. Die ersten Schritte für eine Verbesserung sind auf jeden Fall getan.

So sah es ab Freitagvormittag (31.10.2025) aus: Die Stadt reagierte mit einem Schrankenzaun und symbolisiert so noch deutlicher, dass hier keine Durchfahrt mehr erlaubt ist.
Samstag, 1. November 2025 | Autor: Marcel Gruteser