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Schüler mit der Petition.

Landtagspetition der Gesamtschüler aus Herne

Anhörung in der EFG

Auf einem Auge blind – mit Vollgas in die falsche Richtung ?!– so lautete eine der zentralen thesenhaften Fragen nach der Auswertung der Umfrage unter 1.250 Schüler in ganz NRW, die die Schülervertretung der Erich-Fried-Gesamtschule (EFG) durchgeführt hat. Als erstes Ergebnis ihrer Petition wird am Montag, 9. Juli 2018, eine hochrangige Kommission eine Anhörung durchführen und am Ende beschließen, welche weiteren Schritte erfolgen werden. Zu der Anhörung eingeladen hat der Petitionsausschuss des Landtages Vertreter des Schulministeriums, der Bezirksregierung Arnsberg, des städtischen Schulausschusses, der Schulleitung der EFG und eine Abordnung der Schüler, die die Petition eingegeben haben. Die Schüler der EFG hoffen, ihre Gedanken, Anfragen und Anliegen am Ende im Landtag vorbringen zu dürfen und sind überzeugt von der Tiefe und der Überzeugungskraft ihrer Argumente. Die Anhörung ist nicht-öffentlich, aber halloherne wird nach dem Treffen berichten.

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Nach immer häufigeren und weitreichenderen Tests und Messungen zur fachlichen Leistungsfähigkeit von Schülern in NRW und der immer stärkeren Fokussierung auf MINT- Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) hat die Umfrage der EFG zum ersten Mal auch gefragt, wie es Schülern eigentlich im System Schule ergeht – mit bestürzenden Ergebnissen. Die EFG- Schüler haben daraus abgeleitet, dass es zwar zahlreiche Maßnahmen im Schulsystem gibt, die auf die Verbesserung von Fachleistungen abzielen, dass nach anderen, vielleicht sogar weitreichenderen Lebensbezügen von Menschen in Schulen aber offensichtlich erst gar nicht gefragt wird – und daher auch kaum systemisch reagiert. Sind vermehrte Fach- Stunden, Förderstunden in Mathe, Deutsch oder Informatik, vermehrte zentrale Prüfungen, erweiterte Fachinhalte, immer dichter werdende stoffliche Fülle, Fokussierungen auf Digitalisierung und am Ende steigender Druck auf viele Schüler tatsächlich angemessene Antworten auf Herausforderungen zur Demokratiefähigkeit, zur Empathiefähigkeit, zu Toleranz und Kreativität, zum sozialen Handeln, zu Achtsamkeit, zum Wohlbefinden junger Menschen in Schulen? Kann es sein, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft so grundlegende menschliche Mängel an zum Beispiel Anerkennung, Wertschätzung, Zuneigung, Sicherheit, Halt, Werten und Normen, Zutrauen oder Nähe erleben, dass sie gar nicht dazu in der Lage sind, sich allein fachlichen Anforderungen zu stellen ohne Unterfütterung ihres Selbsts? Fördern wir vielleicht allzu oft allein an der Wirtschaft orientierte Fachkompetenzen, aber nicht Menschen?

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Die EFG- Umfrage legt nahe, völlig andere Fragen im Schulsystem zu stellen und Schule völlig anders zu denken – und zwar von Grund auf, und dann völlig andere Systematische Antworten zu finden, als dies zur Zeit der Fall ist. Wer die hohe Zahl von Kindern und Jugendlichen in psychologischen oder psychiatrischen Beratungen und Therapien wirklich minimieren will, wer tatsächlich Ungerechtigkeiten für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen abschaffen will, wer tatsächlich Integration von Minderheitengruppen oder Gruppen mit besonderen Handicaps will, wer tatsächlich Rechtsextremismus und –populismus verhindern will, muss Schule anders leben – so deuten die Schüler der EFG die Ergebnisse Ihrer Umfragen, und genau diesen Gedanken wollen sie dorthin bringen, wo schulsystemische Entscheidungen getroffen werden: In den Landtag.

| Quelle: Carsten Piechnik
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