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Szene aus dem Kinofilm

Kino-Tipp: Erziehung unter Patchwork-Bedingungen

'Alles Fifty Fifty'

Update, Donnerstag (5.9.2024)

Läuft weiterhin in der Filmwelt Herne, im Capitol und Union Bochum, im Roxy Dortmund, im Sabu in der Lichtburg Essen sowie im Cinema Düsseldorf.

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Der ursprüngliche Text

Die überfürsorgliche Marion Klinghart (Laura Tonke) und der weitaus lockere Andi Hauptkorn (Moritz Bleibtreu), zwei wohlhabende Münchner Juristen, werden von Barbara Radetzki (Michaela Steiger), der Schuldirektorin ihres elfjährigen Sohnes Milan (Valentin Thatenhorst), zum Gespräch gebeten. Ihr Sprössling sei verhaltensauffällig und besonders gegen Mädchen aggressiv, sagt die Schulpsychologin Stießler (Linda Blümchen). Die toughe Zwanzigjährige mit Bachelor-Abschluss glaubt, dass Milan mit der Scheidung seiner Eltern seelisch nicht zurechtkommt.

„Nee! Die Scheidung ist nicht das Problem. Milan ist ein glückliches Scheidungskind. Wir haben ein super funktionierendes Wechselmodell, komplett konfliktfrei, alles fifty-fifty“, gibt Vater Andi zu bedenken, der auch mit dem bevorstehenden gemeinsamen Sommerurlaub in einem luxuriösen Resort im süditalienischen Puglia argumentiert. Dabei aber sorgsam vermeidet, den Dritten im Bunde zu erwähnen, Marions neuen und erheblich jüngeren Freund Robin (David Kross), ihren Personaltrainer im Münchner Nobel-Fitnessstudio.

Erzähler aus dem 'Off'

Der Deutsch-Grieche Paris (Jasin Challah) ist ausgebildeter Rettungsschwimmer, aber eigentlich ein Bochumer Kellner, der zusammen mit der Italienerin Adriane im Sommer in deren Heimat die Aufsicht über die Badelandschaft der Luxusherberge übernimmt. Und hier auch als Erzähler aus dem Off fungiert: Weil Milan beim Delphin-Watching über Bord ging und beinahe ertrunken wäre, ist Paris nun gegen gutes Geld verpflichtet worden, dem verwöhnten Einzelkind, das geschickt die Eltern gegeneinander auszuspielen weiß, das Schwimmen beizubringen.

Der gelangweilte Wasserscheue findet immer neue Ausreden, um von ermüdenden Trockenübungen den Sprung ins Schwimmbecken zu wagen. Paris, der das Eifersuchtsduell zwischen dem unter Rückenproblemen leidenden, sich aber intellektuell überlegen fühlenden Andi und dem netten Kerl Robin mehr oder minder belustigt verfolgt, erkennt, dass Milan nur ein Ortswechsel weiterhilft. Da passt es ganz gut, dass sich die etwa gleichaltrige Mila (Aenne Lade) vom benachbarten Campingplatz verbotenerweise unter die Hotelgäste am Pool mischt.

Szene aus dem Kinofilm

Sie macht zusammen mit ihrer handfesten Großmutter Elke (Ramona Kunze-Libnow), ihrem chaotischen Hippie-Vater Jens (Axel Stein) und ihrem kleinen Bruder Basti (Bennet Güldenhaupt) Ferien in einem klapprigen Wohnwagen – und Milan erlebt an Milas Seite einen ganz neuen, wenn auch nicht konfliktfreien Familienzusammenhalt. Um mit der Wasserratte Mila mithalten zu können, würde er sogar freiwillig Schwimmen lernen. Doch plötzlich und ohne sich von ihm zu verabschieden, ziehen Jens & Co zum nächsten Campingplatz weiter.

Schwimmen und Liebe sind reine Kopfsachen

Als der bitter enttäuschte Milan ihm sein Leid klagt, erklärt Paris, das Schwimmen und Liebe reine Kopfsachen sind. Mit der Ape des Obsthändlers Accapatoio (Günther Brenner) geht’s über den Berg zum Campingplatz am Pinienwald. Währenddessen ist Robin abgereist, nachdem sein Heiratsantrag von Marion abgelehnt worden ist, nicht zuletzt mit der Begründung, kein Kind mit ihm haben zu wollen. Als Milan verschwunden ist und die Suche in der unmittelbaren Umgebung erfolglos bleibt, erweitern Marion und Andi den Radius bis zum besagten Pinienwald…

„So wie die Eltern Marion und Andi zueinander die Liebe (wieder-) entdecken oder auch nicht – es bleibt ja offen –, so findet auch der elfjährige Milan seine erste zarte Liebe. In dem Alter ist es wichtig, als Eltern zu erkennen, dass auch, wenn man gar nichts gemacht hat, ein Kind den richtigen Weg geht – trotz aller Bedenken von Seiten der Erwachsenen, das Kind könnte durch die Trennung der Eltern beziehungsgeschädigt sein“, so Produzentin Justyna Muesch im Presseheft.

113 unterhaltsame Minuten

„Alles Fifty Fifty“, von September bis November 2022 auf der Halbinsel Salento in Puglia (Italien) und in den Bavaria-Studios München gedreht und nach der Uraufführung am 4. Juli 2024 beim Filmfest München mit dem Bayerischen Filmpreis 2024 („Beste Regie“) ausgezeichnet, fragt in 113 unterhaltsamen, bisweilen aber auch klamottigen Minuten, welche Grenzen bei der Kindererziehung nützlich sind gerade wenn es um Disharmonien in einer Patchwork-Familie geht. Der dritte Spielfilm des gebürtigen Iraners Alireza Golafshan nach „Die Goldfische“ (2019) und „JGA – Jasmin. Gina. Anna“ (2022) blickt so liebevoll wie klug auf seine hervorragend besetzten Figuren, herausragend das neue Komödianten-Duo aus Moritz Bleibtreu und David Kross.

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Zum Kinostart am Donnerstag, 29. August 2024 wird die Komödie in der Filmwelt Herne, im Capitol und Union Bochum, im Roxy Dortmund sowie im Essener Astra gezeigt.

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  • Donnerstag, 29. August 2024
Mittwoch, 28. August 2024 | Autor: Pitt Herrmann