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Die Cool Cats wünschen mit ihrem Erfinder-Vater Jörg Lippmeyer und dem gesamten halloherne-Team allen Lesern erholsame Weihnachtstage.

Arbeiten, wenn andere Feiern

Alle Jahre wieder - hält irgendwer die Stellung

Es gibt Jobs, die müssen auch an Tagen wie Heilig Abend oder Silvester erledigt werden. Dann heißt es für einige: Arbeiten, wenn andere Geschenke auspacken, den Weihnachtsbraten genießen oder den Tannenbaum bewundern - keine schöne Vorstellung. Aber für viele Menschen ist das durchaus Alltag. Sie beschützen und sorgen für Ordnung, sie versorgen das Vieh, sie löschen, operieren oder bestatten, während andere gemütlich im Kreis der Familie oder der Freunde sitzen.

Wie viele Menschen auch an Heiligabend 2019 ran müssen, kann man nur schätzen. Jeder dritte Erwerbstätige dürfte (laut statistischem Bundesamt) ein potentieller Kandidat für den Weihnachtsdienst sein. halloherne hat sich umgehört und mit Menschen aus acht unterschiedlichen Arbeitsbereichen in Herne gesprochen. Sie alle schieben an Heiligabend Dienst und gefragt:

"Warum arbeiten Sie am Heiligen Abend?"

Der Pfarrer

Pfarrer Uwe Leising (58) von der evangelischen Kirchengemeinde Baukau.

In der evangelischen Kirchengemeinde an der Bismarckstraße in Baukau steht an Heiligabend Pfarrer Uwe Leising am Altar: „Ich arbeite Weihnachten, weil es in meinem Beruf als Pfarrer nichts Schöneres gibt, als möglichst vielen Menschen das Weihnachtsevangelium zu sagen. Heilig Abend kommen rund 500 Menschen in den Gottesdienst. Da es gilt den Bezug der Weihnachtsbotschaft zur Gegenwart herzustellen, zu trösten und Freude zu wecken. Darauf möchte ich Weihnachten nicht verzichten."

Der Taxifahrer

Arbeiten, wenn andere feiern: Taxifahrer v.l. Ossi und Udo.

Die beiden Taxifahrer - Ossi und Udo - fahren auch an Heiligabend Menschen von A nach B. Ossi: „Ich arbeite an Heiligabend, weil es ein normaler Arbeitstag für uns ist. Morgen, am 1. Feiertag, arbeite ich ebenfalls, die Menschen wollen ja schließlich ihre Weihnachtsbesuche machen. Am 2. Feiertag fahre ich zu meiner Schwester, dort feiern wir Weihnachten.“ Auch für Udo ist es ein normaler Arbeitstag, später sitzt er mit seiner Frau zusammen: „Ich fahre ebenfalls am 1. Weihnachtstag Menschen zu ihren Familienbesuchen und sitze morgen wieder ab 5 Uhr hinter dem Lenkrad."

Die Landwirte

Landwirt Heinz Böckmann und Ehefrau Silke (beide 49), aus Holthausen versorgen täglich ihre Tiere im Stall.

Auch im Stall brennt an Heiligabend Licht, wenn Heinz und Silke Böckmann von der Börsinghauser Straße in Holthausen an Weihnachten ran an die Heugabel müssen: „Wir arbeiten an Heiligabend, weil unsere Tiere 365 Tage im Jahr Hunger haben und versorgt werden müssen. Im Winter kommen bei uns auch die meisten Kälber auf die Welt, gerade in der Weihnachtszeit. Wenn wir es nicht gerne machen würden, könnten wir als Familie nicht den Hof führen."

Die Krankenwagenfahrer

Arbeiten, wenn andere feiern: Florian Schmieder, Fahrer bei Hospitrans

Florian Schmieder ist Fahrer bei der Firma HospiTrans, die Krankentransporte und Rollstuhlfahrten anbietet. Er hat sich für Heiligabend und auch für den 1. Weihnachtstag freiwillig gemeldet: „Ich arbeite an Heiligabend, weil ältere Menschen an Heiligabend zu ihren Familien wollen, weil Dialyse-Patienten zu ihren lebenswichtigen Behandlungen gefahren werden müssen oder Fahrten zum Krankenhaus anstehen - auch an Heiligabend. HospiTrans ist an 365 Tagen im Jahr für die Kundschaft da. Wir fahren auch heute den Tag durch. Da müssen meine Frau und das Kind warten, wir holen unsere Bescherung nach. Am 2. Feiertag habe ich frei.“

Der Bestatter

Bestatter Ralf Wendland (61) führt mit seiner Frau ein Bestattungsunternehmen an der Hauptstraße in Eickel.

Auch wenn das städtische Friedhofsbüro über Weihnachten geschlossen ist: Bestatter Ralf Wendland aus Eickel ist rund um die Uhr im Dienst: „Ich arbeite Heiligabend, weil ich mit dem Herzen meinen Beruf ausübe. Ich möchte Angehörige, die von einem Trauerfall betroffen sind, in dieser besonderen Zeit nicht alleine lassen. Zudem ist die Erreichbarkeit eine berufliche Verpflichtung, die dann auch durch meine Mitarbeiter gewährleistet wird. Ab Mittag versuche ich die Stille zu genießen und versuche mich aus der Weihnachtshektik herauszunehmen.“

Die Krankenschwester

Krankenschwester Amira Basic (40) arbeitet seit 1996 im Evangelischen Krankenhaus an der Wiescherstraße.

Ins Krankenhaus möchte zu Weihnachten wohl niemand. Krankenschwester Amira Basic schon: „Ich arbeite an Heiligabend, weil ich als Muslima meinen christlichen Kollegen den Vortritt lasse. Ich arbeite seit 20 Jahren in der Notfallaufnahme und immer zu Weihnachten. Die Patienten sind an solchen Tagen sehr emotional und ich gebe ihnen dann gerne meine Hilfe. Wir sind hier als Team wie eine kleine Familie. Das mag ich so sehr. Wenn wir Muslime Zuckerfest feiern, dann habe ich frei und meine Kollegen sind im Dienst."

Der Kraftwerksmitarbeiter

Bernd Horalla (54) arbeitet in der Warte des STEAG-Kraftwerks in Baukau.

Das STEAG-Kraftwerk an der Rottstraße liefert Elektrizität und Fernwärme nicht nur für Herne sondern auch für die Ruhrschiene. Zur Spätschicht sorgt Leitstandfahrer Bernd Horalla mit seinem Team dafür, das alles läuft. Wenn plötzlich Störungen auftreten müssen sie schnell reagieren und als Handwerker auch selbst reparieren: „Ich arbeite Heiligabend, damit die Bürgerinnen und Bürger in der Region an diesem besonderen Tag ein schönes Fest feiern können und nicht mit ihren Familien im Dunkeln oder im Kalten sitzen müssen. Wir lassen im Team zwei jüngeren Kollegen den Vortritt, damit sie mit ihren Familien zuhause feiern können. Bis zur Rente weiß ich, wann ich an Heiligabend arbeiten muss. Soweit reicht unser Dienstplan."

Die Pflegekräfte

v.l. Marga Schmidt, Maybritt Kujawka, Ramona Schmidt vom ambulanten Pflegedienst Kujawka.

Bei dem ambulanten Pflegedienst Kujawka in Eickel sitzen Marga Schmidt, Maybritt Kujawka und Ramona Schmidt an dem letzten Schliff für Dienstpläne der Weihnachtstage. Geschäftsführerin Maybritt Kujawka antwortet: „Ich arbeite an Heiligabend, weil unsere Patienten brauchen uns an 365 Tagen im Jahr - auch an Weihnachten, Silvester, Ostern oder an anderen Feiertagen. Ich werde an Heiligabend mit zwölf weiteren Pflegekräften unterwegs sein und in der Pflege arbeiten, damit die Kolleginnen, die Kinder haben, bei ihren Familien sein können."

Sonntag, 22. Dezember 2019 | Autor: Carola Quickels und Stefan Kuhn