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Mitmachfest mit Freunden im Revierpark Gysenberg.

RVR: Verschmelzung ist der einzige Ausweg

Sie sind zur Zeit auf Werbetournee bei elf Städten und Landkreisen: RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel, ihr persönlicher Büroleiter und nebenamtlicher Geschäftsführer der Freizeitanlage Kemnade, Thorsten Kröger, und ihre für die Finanzen zuständige Abteilungsleiterin Dr. Eva Hubbert, auch nebenamtliche Geschäftsführerin des Revierparks Nienhausen (Gelsenkirchen) und in dieser Funktion vorher auch neun Jahre am Gysenberg tätig. Ihr Ziel ist die "Verschmelzung der Freizeitgesellschaften des Regionalverbands Ruhr" als "Meilenstein auf dem Weg in die metropolitane Freizeitlandschaft".

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Sie brauchen für ihren im Dezember dazu fallenden Beschluss der Regionalversammlung die einstimmige Genehmigung der elf Mitglieder und waren deshalb am Dienstag zur gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Personalausschuss unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda Gäste im gut besetzten Ratssaal. Der Anlass ist die gemeinsame Sorge um die Zukunft der fünf Freizeiteinrichtungen Revierpark Gysenberg, Matlerbusch, Nienhausen, Kemnade und von der Ort.

Seit 40 Jahre gibt es den Lauftreff im Gysenberg.

Der Dortmunder Revierpark Wischlingen hat bereits letztes Jahr signalisiert, an diesen Plänen nicht mitzuwirken. Der Grund ist laut Regionaldirektorin Geiß-Netthöfel die finanziell erhebliche Entlastung von Wischlingen durch Übernahme mehrerer Kostenfaktoren in den städtischen Haushalt.

Davon können die anderen fünf Freizeit-Einrichtungen mit den dazugehörenden Parks allerdings nur träumen, nachdem sie ein Besucherschwund zwischen 1992 und 2012 um 33 Prozent von 24,2 Millionen Besuchern um acht Millionen auf 16,3 Millionen Gäste spürbar getroffen hat. Der RVR musste seinen Zuschuss von 1,6 Millionen Euro allein für Herne um nicht eingeplante 611.000 Euro zusätzlich erhöhen. Eine Schraube, die nach oben keine Verlängerung mehr hat, wie das RVR-Trio in seinem Sachstandsbericht aufgrund von Prüfungen der Unternehmensberatung Altenburg GmbH dazu mitteilte.

Die bisherigen Gesellschafterzuschüsse von fünfeinhalb Millionen Euro pro Jahr können den Investitionsbedarf von 7,5 Millionen Euro nicht mehr decken, und für die offenen zwei Millionen gibt es keine Fördermöglichkeiten mehr. Deshalb sei die "Verschmelzung" die einzige Alternative zu ebenfalls geprüften Kooperations-, Stiftungs-, Betreiber- oder Dienstleistungs-Modellen, die allesamt die angestrebte Wirkung eines "erheblichen Optimierungsbedarfs" nicht erreichen könnten.

Die konkreten Pläne zur Eindämmung "zunehmender Liquiditätsprobleme bis hin zur drohenden Insolvenz" sehen eine neuen Verbandsstruktur unter einheitlicher Geschäftsführung als "Hülle" zur Aufnahme der bisherigen Gesellschaften unter einem Dach in Essen vor. Der neuen Geschäftsführung sollen 29 Mitarbeiter aus den bisherigen Standorten zur Seite stehen. Insgesamt, so rechneten die RVR-Vertreter vor, müssen wohl 20 Prozent der Beschäftigten ihren alten Arbeitsplatz räumen und in Zukunft dann gemeinsam in Essen arbeiten. Gemeinsame Einkaufspolitik, Verbesserung der Zusammenarbeit untereinander statt "gegenseitige Kannibalisierung in den Segmenten Bad, Sauna, Sole", wie Thorsten Kröger es formulierte, "von Stärken der Anderen zu lernen und eigene Schwächen aufzudecken" und natürlich weniger Verwaltungskosten sowie die "zentrale Beeinflussung dere Angebotsleistungen durch Abstimmung einer regionalen Strategie" waren nur einige Zauberworte aus dem Rezeptbuch der Gäste, aus dem ganz klar hervorging, dass die Lage ernst ist. Und das nicht nur in Herne. Stimmen die elf Städte und Landkreise dem Beschluss zu, soll sich die erste Einsparung auf rund 870.000 Euro belaufen. Mit Dortmund-Wischlingen wären es sogar gut eine Million Euro.

Die lebhafte Diskussion nach den Beiträgen, an der sich auch Stadtsportbund-Vorsitzender Hans-Peter Karpinski als Gast beteiligte, machte deutlich, dass den Ausschussmitgliedern aller Parteien und Gruppen das Problem Revierpark sehr am Herzen liegt, die Vorbereitungszeit auf die geplante "Verschmelzung" den meisten aber viel zu kurz war. Man fühle sich angesichts einer Beschlussfassung schon im Dezember doch unter Druck gesetzt, war aus einigen Beiträgen herauszuhören, und eine zentrale Verlagerung von Entscheidungen nach Essen mache möglicherweise die Wege noch länger, befürchtete beispielsweise der Stadtsportbund.

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Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, der die Gäste vom RVR mit Dank für ihre Arbeit verabschiedete, kündigte denn auch an, "nach diesen Informationen im Frühjahr auf Sie (Rat) zuzukommen." Bei der Dezembersitzung des RVR zu diesem Thema wird der Oberbürgermeister ebenfalls zugegen sein.

| Autor: Helge Kondring
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