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v.l. Angelika Seferin, Andreas Haarmann.

"Die Einschläge kommen näher"

Angelika Severin und Andreas Haarmann sind Sterbebegleiter. Sie arbeiten ehrenamtlich für den Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Dienst mit Sitz in Baukau. Die 60-jährige, ehemalige Verwaltungsbeamtin erklärt, warum sie sich in der Sterbe-Begleitung engagiert. "Ich habe gemerkt, dass die Einschläge immer näher kommen." In ihrem Verwandten- und Bekannten-Kreis ist es in der letzten Zeit vermehrt zu Todesfällen gekommen. "Ich muss lernen, damit umgehen zu können." Viele ihrer Bekannten blieben einfach von den Sterbenden weg, weil sie nicht mit dem nahenden Tod umgehen könnten.

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Andreas Haarmann ist ehemaliger Gymnasial-Lehrer aus Essen und engagiert sich ebenfalls als Sterbebegleiter in Herne. "Meine Frau war schwer an Krebs erkrankt und ist vor viereinhalb Jahren gestorben." Für ihn das auslösende Moment, sich mit der Sterbebegleitung zu beschäftigen. "Ehrenamtliche Arbeit war für mich immer ein Thema." Seit 2014 ist der 58-Jährige als Sterbebegleiter dabei, genauso wie Angelika Severin. Im Gespräch wird schnell klar, dass beide sehr gut miteinander harmonieren. "Diesen Effekt hat der Vorbereitungskurs gehabt. Dort hatten wir ja mit etwas zu tun, was uns beiden am Herzen liegt", sagt Haarmann. Beide sind mittlerweile in ihrer dritten Sterbe-Begleitung. Der erste Patient, den Angelika Severin begleitete, war ein 87-jähriger Mann, "der wohl auch größtenteils ein sehr schönes Leben hatte", erzählt sie. "Wir haben uns die Hand gegeben und sofort war die Verbindung da." Es ist nicht unbedingt so, dass der Sterbebegleiter auch beim Tod des Patienten dabei ist. Die Ehrenamtlichen betreuen die Patienten nicht täglich rund um die Uhr. Man sieht sich in der Woche nur ein paar Mal. "Oft entlasten wir auch die pflegenden Angehörigen, damit sie einfach mal die Zeit bekommen, die Wohnung zu verlassen und Gelegenheit zum Durchatmen finden", sagt Severin.

Andreas Haarmann.

Bei Haarmann lief es anders. "Es war ein sehr distanzierter Mann, der kaum noch Kontakte hatte. Während seines Sterbe-Prozesses waren seine nächsten Verwandten nicht da, sondern im Urlaub." Sechs Wochen begleitete Haarmann den Patienten. In dieser Zeit konnte der Sterbende sein Leben noch einmal zur Sprache bringen. "Er nutzte die Gelegenheit um aufzuräumen." Andreas Haarmann und der Patient pflegten ihre Rituale. Man begrüßte sich immer per Handschlag, dass sei unter Männern auch stark symbol-behaftet. "Die offene Hand hatte etwas - es hat ihm einiges bedeutet."

Der Vorbereitungskurs, den der Ambulante Hospiz- und Palliativdienst anbietet, hat die beiden Sterbebegleiter gut auf ihre Aufgabe vorbereitet, darüber stimmen sie überein. "Es gibt keine festen Regeln für die Sterbe-Begleitung. Es spielen natürlich sehr viele Gefühle mit", sagt Severin. "Es wird viel Basiswissen vermittelt", ergänzt Haarmann, es geht um die Pflege und die Krankheitsbilder. "Was ist Demenz, zum Beispiel. Natürlich geht es auch um die Selbsterfahrung. " Welche Fähigkeiten kann der individuelle Mensch in den Prozess einbringen. "Die Sterbebegleiter können ihre persönlichen Kompetenzen einbringen, die dem Patienten in dem Moment gut tun." Von den aktuell 50 aktiven Sterbebegleitern kommen viele aus der Pflege. Sie nutzen den Kurs dazu, mehr Wissen zu erlangen, das sie dann in ihrer täglichen Arbeit mit sterbenden Menschen anwenden können.

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Die Erfahrung als Sterbebegleiter bringt Angelika Severin und Andreas Haarmann sehr viel, sie können helfen, sie sagen außerdem, dass sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiter gekommen sind. Der nächste Kurs, um sich zum Sterbebegleiter qualifizieren zu können, beginnt Freitag, 16. Oktober 2015, um 17 Uhr im AHPDs, Bahnhofstr. 137. -mehr Info

| Autor: Patrick Mammen
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