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Fleischermeister Tobias Schmidt die Fleischerei Schmidt in von seinem Vater Friedrich Schmidt übernommen.

Tobias Schmidt hat übernommen

'Wir lassen die Sau raus'

Sie ist eine der letzten inhabergeführten Fleischereien in Herne: die Fleischerei Schmidt in Holsterhausen an der Bielefelder Straße. Seit 1989 stammt das Fleisch von Tieren aus artgerechter Haltung mit zum Beispiel Auslauf ins Freie. Mit dem 29-jährigen Fleischermeister Tobias Schmidt hat zum 1. Januar 2023 die vierte Generation das traditionsreiche Familienunternehmen übernommen. Seine Eltern Friedrich und Silvia Schmidt haben sich in den Ruhestand verabschiedet.

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Gegründet 1918 als Pferdemetzgerei

Gegründet im Jahr 1918 von Johann Schmidt – nur unweit des heutigen Standorts an der Horststraße – damals noch als Pferdemetzgerei. Im Jahr 1964 übernahmen Johannes und Walburga Schmidt die Geschäfte und als Johannes im Jahr 1977 starb, da stand, mit Sohn und Fleischermeister Friedrich, schon die dritte Generation in den Startlöchern und übernahm im Jahr 2001 die Führung.

halloherne hat mit dem heutigen Inhaber und Obermeister der Fleischer-Innung Wanne-Eickel gesprochen, der schon als kleines Kind im elterlichen Betrieb „mithelfen“ durfte. „Mein Bruder und ich, wir sind ja quasi im Betrieb groß geworden. Damit wir als kleine Döpse den Erwachsenen nicht auf die Nerven gingen, ‚durften‘ wir schon früh die 'Suppen kalt rühren‘," erzählt Tobias Schmidt und lacht. „Das fanden wir großartig und uns natürlich enorm wichtig.“

Anders als für seinen großen Bruder, der Nutzfahrzeugmeister wurde, war für Tobias schon früh klar, dass er in die Fußstapfen seiner Altvorderen treten würde. So machte er von 2010 bis 2013 im elterlichen Betrieb seine Ausbildung zum Fleischer und absolvierte direkt im Anschluss die Meisterschule.

Zwei Fleischermeister, zwei Generationen: Vater und Sohn, der alte und neue Inhaber der Fleischerei Schmidt in Holsterhausen: Friedrich Schmidt und Tobias Schmidt.

Seit 1989 Neulandfleisch

In der 105-jährigen Geschichte – von der Pferdemetzgerei bis zur heutigen Fleischerei Schmidt – gab es natürlich so manche Veränderung und Neuerung. Pferdefleisch gibt es bei Schmidt schon lange nicht mehr und eine der grundlegendsten Veränderungen fand sicherlich 1989 statt, als die Umstellung auf Neuland-Fleisch erfolgte. „Dafür waren mein Vater und meine Mutter verantwortlich, die drei Jahre später auch die Geschäfte übernahmen. Zeitgleich hat meine Mutter damals den Partyservice aufgebaut“, erinnert sich Tobias Schmidt.

Ein Leben im Freien

Der Verkauf von Fleisch aus tiergerechter und umweltschonender Nutztierhaltung ist heute auch einer der Gründe, weshalb die Kunden nicht nur aus der direkten Nachbarschaft kommen, sondern auch aus den Nachbarstädten. Das Geflügel- und Schweinefleisch bezieht Tobias Schmidt vom Neuland-Hof Bettermann in Menden und das zertifizierte Fleisch der Rinder, die nicht in engen und dunklen Ställen, sondern ein Leben im Freien leben, kommt aus dem Münsterland.

Erste Schritte einer Hähnchensülze.

Grundlage für die nachgefragten Wurst- und Fleischwaren seien neben heimischen Erzeugnissen und dem Qualitätsfleisch aus tiergerechter Haltung, auch Rezepturen, die noch vom (Ur-) Großvater stammen.

Als im August 2018 das Ladenlokal und im März 2020 die Wurstküche umgebaut wurden, sei das eine Investition in die Zukunft gewesen. Während der Umbauphase lief der Verkauf über einen Marktstand im Hof weiter. Und auch die Aufstellung des Fleischautomats, der 2020 seinen Betrieb aufnahm, war eine gute Investition.

Während der Corona-Zeit stellte sich der Betrieb auf die Bedürfnisse der Kunden ein und bot einen Lieferservice an. Der sei aber mittlerweile wieder eingestellt, da es unter anderem auch zu viel Personal binde. Im Verkauf beschäftigt der Fleischermeister im Augenblick sechs Angestellte und das Reich der Wurstküche teilen sich neben Schmidt, Geselle Lukas Steden („er ist die gute Seele hier“), Meister Thomas Carle und die beiden Azubis Florian Kelm und Luca Finke.

(v.l.) Fleischermeister Tobias Schmidt, Auszubildender Florian Kelm und Geselle Lukas Steden.

Schmidt seltener in der Wurstküche

Wobei der Chef selber in der Wurstküche eher seltener zugegen ist. Einen Großteil seiner Zeit verbringt mit der Buchführung, mit gelegentlicher Unterstützung seiner Verlobten, Sarah Swidrak. Sie sorgt auch dafür, dass die Fleischerei Schmidt in den Sozialen Medien vertreten ist. „Allerdings springe ich auch gerne im Verkauf mit ein“, sagt Schmidt, dem der Kontakt mit den Kunden wichtig ist.

Geplant: Vegane Grillwurst

Zudem gibt es noch einige Ideen, die in nächster Zeit umgesetzt werden sollen: Zur Grillsaison entwickelt er gerade mit Lukas Steden eine vegane Bratwurst. Veganes Mett und Aufschnitt können sich die beiden auch gut vorstellen. Ein Online-Shop sei in Arbeit und über ein Kursus-Angebot – Wie mache ich meine Wurst oder Wie zerlege ich ein Schwein – wird auch nachgedacht.

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Auszubildender Florian Kelm reinigt die Wurstküche.

Es ist sicherlich heutzutage etwas ganz Besonderes, wenn ein Unternehmen in der vierten Generation noch von der Gründerfamilie geführt wird und auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Zwar setzt der heutige Inhaber des Unternehmens, Tobias Schmidt, die lange Tradition fort und führt das Unternehmen gut ausbalanciert zwischen Tradition und Moderne, doch wie es nach ihm weitergehen wird, das ist noch ungewiss.

| Autor: Carola Quickels
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