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Erika Porsch und Michael Dobala haben die Chronik Künstlerzeche recherchiert.

Zweiter Chronik-Band der Künstlerzeche

Von der Kunst zur Kohle

Die gute Nachricht: Nach umfangreicher Renovierung steht die Wiedereröffnung des Strandcafes „UFO“ in Unser Fritz am Rhein-Herne-Kanal in Kürze bevor. Die schlechte Nachricht: offenbar coronabedingt gelangweilte Jugendliche haben zahlreiche Scheiben der Künstlerzeche eingeworfen. Da das Gebäudeensemble nicht unter Denkmalschutz steht, wird nun über eine Vergitterung der Fenster zu den Ateliers und Ausstellungsräumen nachgedacht.

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Grund genug, einmal zurück zu blicken. Vor gut fünfzig Jahren begann die Geschichte der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 am Rhein-Herne-Kanal unweit der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen. Damals pilgerten die Wanne-Eickeler noch zum Grimberger Freibad und der heimische Künstler Helmut Bettenhausen konnte als 28-jähriger Jungspund die Liegenschaftsverwaltung der Zeche Unser Fritz überzeugen, ihm das ehemalige Beamten- und Kauengebäude zu vermieten – für ein eigenes Atelier sowie für Ausstellungen in den größeren Räumlichkeiten der einstigen Weiß- und Schwarzkaue.

Die Chronik Künstlerzeche kann für zehn Euro erworben werden

Seit Mitte der1960er Jahre, so Jens Blome im Vorwort des zweiten Chronik-Bandes, der die Jahre 2003 bis 2014 umfasst, wurde auf Unser Fritz 2/3 keine Kohle mehr zu Tage gefördert. Bettenhausen, als Gründungsmitglied der Gruppe „B 1“ und Mitglied der Künstlergruppe „gerade“ einer der profiliertesten Vertreter der konkreten Kunst im Ruhrgebiet, betrat absolutes Neuland. Und baute zusammen mit befreundeten Künstlern wie den inzwischen verstorbenen Günter Dworak und Peter Grzan, Hans Menne, Werner Thiel und Werner Köntopp, aber auch mit Winfried Labus, Wilhelm Kreimeyer, Dieter Gölzenleuchter und Ulla Potthoff die Künstlerzeche zu einer landesweit beachteten Institution aus.

Im Jahre 2003, kurz nachdem die von der Stadt Herne erworbene Immobilie als ein Haus für Kunst, Kultur und elf Künstlerateliers eröffnet werden konnte, wurde Jens Blome zum Vorsitzenden des Fördervereins Zeche Unser Fritz 2/3 gewählt, dem Herausgeber auch des zweiten Chronikbandes. Ein Amt, das er bis heute ausführt. Neue Künstler kamen hinzu, darunter der inzwischen verstorbene Fotograf Wolfgang Quickels. Seit 2009 kann auch die angrenzende Fördermaschnenhalle bespielt werden und im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 wurden der Skulpturenpark und der familienfreundliche „Kulturpark Unser Fritz“ eröffnet. Übrigens zeitgleich auch der Biergarten und das Strandcafe „UFO“, dessen Wiedereröffnung nach gründlicher Renovierung für Ende Juni 2020 geplant ist.

Der Chronikzeitraum endet 2014 mit dem 50-jährigen Atelierjubiläum des Gründers und Spiritus Rectors Helmut Bettenhausen. Der 194seitige, reich bebilderte Band zeigt die Vielfalt der Veranstaltungen etwa auch in den Bereichen Literatur und Musik. Natürlich sind sowohl die umfangreichen Kulturrucksack-Aktivitäten für Kinder als auch die jährliche Föderpreis-Vergabe an Studenten der NRW-Kunstakademien berücksichtigt worden. Die beiden Förderverein-Vorstandsmitglieder Erika Porsch und Michael Dobala haben recherchiert, Jens Blome sowie der heimische Kunsthistoriker und Journalist Falko Herlemann haben deren Material in Worte gefasst und zumeist farblich bebildert mit Aufnahmen u.a. von Winfried „Winni“ Labus, Michael Dobala und Wolfgang Quickels. Im Schlusskapitel des von Michael Dobala und Werner Ryschawy gestalteten Bandes werden dreizehn Atelieristen mit jeweils einem charakteristischen Werk vorgestellt.

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Nach wie vor können beide Chroniken für jeweils zehn Euro vor Ort in der Künstlerzeche erworben werden. Wer sich sein Exemplar über info@kuenstlerzeche.de per Post bestellt, muss noch zwei Euro für Porto drauflegen.

| Quelle: Pitt Herrmann