halloherne.de lokal, aktuell, online.
König für einen Tag: Benjamin Lee (Edoardo), Lina Hoffmann (Giuletta) und Heejin Kim (Marchesa del Poggio) glänzen in Verdis Frühwerk „Un giorno di regno“.

Wiederaufnahme in neuer Besetzung

Verdis“ Un giorno di regno“

Erst kurz vor der Sommerpause des vergangenen Jahres war Giuseppe Verdis Melodramma giocoso „Un giorno di regno“ („König für einen Tag“) mit Mitgliedern des Opernstudios Nordrhein-Westfalen am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier herausgekommen. Sodass es kaum eine Handvoll Aufführungen gab. Was sehr schade war angesichts der von Giuliano Betta schwungvoll dirigierten Inszenierung Roman Hovenbitzers. Bei der nicht nur der musikalische Leiter, sondern auch die Instrumentalisten der Neuen Philharmonie Westfalen sprachlich eingebunden sind.

Anzeige: Job Speeddating auf Crange 2025

So hat es jetzt eine Wiederaufnahme gegeben. Da Heejin Kim ins MiR-Ensemble wechselt und Yisae Choi beim Opernstudio NRW bleibt, mussten nur die Partien des Cavaliere Belfiore (Simon Stricker alternierend mit Petro Ostapenko statt Oleh Lebedyev), des Barons Kelbar (Tair Tazhi statt Yevhen Rakhmanin) und des Grafen Ivrea (Seong-Jun Cheon statt Bogil Kim) neu besetzt werden.

Doppelhochzeit im Schloss des Barons Kelbar (der kasachische Bass Tair Tazhi). Seine Tochter Giulietta (toller Mezzo, geradezu umwerfende Mimik: Lina Hoffmann) soll den ergrauten, auf den Rollstuhl angewiesenen Schatzmeister La Rocca (der südkoreanische Bass-Bariton Yisae Choi) heiraten, während seine verwitwete Nichte, die Marchesa del Poggio (die mit Ovationen gefeierte südkoreanische Sopranistin Heejin Kim), dem Grafen Ivrea (der südkoreanische Tenor Seong-Jun Cheon) ihr Ja-Wort geben soll.

Ein grandioses, mit Ovationen gefeiertes Duo: Lina Hoffmann und Benjamin Lee.

Dabei sind beide Bräute längst in anderen Händen: die Marchesa liebt den Cavaliere Belfiore (der junge deutsche Bariton Simon Stricker, seit dieser Spielzeit MiR-Ensemblemitglied, während Giuletta ganz vernarrt ist in La Roccas Neffen Edoardo di Sanval (der amerikanische Tenor Benjamin Lee alternierend mit dem südkoreanischen Opernstudio-Mitglied Jongyoung Kim). Überraschend trifft besagter Belfiore im Schloss Kelbars ein, freilich im Habitus des polnischen Königs, um diesem die unbemerkte Rückkehr aus dem Exil in seine Heimat zu ermöglichen. Und löst ein geradezu irrwitziges Labyrinth aus Irrungen und Wirrungen aus, in dem sich sämtliche Protagonisten zu verlieren scheinen…

„Un giorno di regno“, Giuseppe Verdis zweites musiktheatralisches Werk nach „Oberto, conte di S. Bonifacio“ (1839), ist eine am 5. September 1840 in der Mailänder Scala uraufgeführte komische Oper. Was angesichts der privaten Nackenschläge des italienischen Komponisten erstaunt: Verdi hatte gerade nicht nur seine beiden Kinder, sondern auch Gattin Margherita verloren – und komponierte dennoch zur turbulenten, in Frankreich des Jahres 1773 spielenden Geschichte eine solch‘ heitere Musik. Freilich gezwungenermaßen: der Scala-Impresario Bartolomeo Merelli bestand auf die Einhaltung des Kontraktes.

Roman Hovenbitzer, gebürtiger Düsseldorfer Götz-Friedrich-Schüler in Hamburg, Opernregie-Professor in Hannover, durch zahllose Inszenierungen in Dortmund, Essen und Hagen hierzulande bestens eingeführt, hatte vor Jahresfrist als Leiter Szenisches Spiel am Opernstudio NRW die von Hermann Feuchter (Split-Screen-Bühne) und Johanna Ralser (skurrile Kostüm- und Haar-Kreationen) ausgestattete Abschlussinszenierung des aktuellen Jahrgangs übernommen, die am 9. Juni 2023 im Großen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier umjubelte Premiere feierte.

Hovenbitzers hierin pirandelleske zweieinhalbstündige Inszenierung zieht in Verdis humoristisches Verwirrspiel zusätzlich eine Theater-im-Theater-Ebene ein: Ort des Geschehens ist die „Casa di riposo per musicisti“, das von Verdi gestiftete Mailänder Altersheim für Musiker. Urban Malmberg schlüpft nun statt Georg Hansen in die Rolle des betagten Komponisten und Altenheim-Stifters Giuseppe Verdi. „Heute Falstaff“ verkündet ein Plakat – und Giuliano Betta legt im Graben auch mit der Ouvertüre des 1893 uraufgeführten Spätwerks los, bevor er vom Altmeister persönlich gestoppt und mit der Partitur seines Melodramma giocoso versehen wird: „Nur heute: König für einen Tag“.

„Un giorno di regno“ steht wieder am Samstag, 4. Mai 2024, um 19 Uhr im Großen Haus auf dem Spielplan, die Einführung im Oberen Foyer beginnt um 18:30 Uhr. Anschließend lädt das MiR zum Bargespräch in besagtes Foyer ein. Eine weitere Aufführung ist am Freitag, 14. Juni 2024, um 19:30 Uhr am Kennedyplatz. Karten unter musiktheater-im-revier.de oder an der Theaterkasse unter Tel. 0209 – 4097200.

Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Samstag, 4. Mai 2024, um 19 Uhr
  • Freitag, 14. Juni 2024
Donnerstag, 2. Mai 2024 | Autor: Pitt Herrmann