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Der ehemalige Hochbunker in Sodingen wurde für rund 10 Millionen Euro zum we-house – einem Mehrgenerationen- Ökohaus mit einer IndoorFarm, Gemeinschaftsräumen und einer KulturKüche im Erdgeschoss – umgebaut. Die halloherne-Redaktion traf sich am 27.9.2024 mit Geschäftsführer Alex Timm zu einer Führung.

we-house und KulturKüche denken Wohnen und Gastronomie neu

Verborgener Schatz mitten in Sodingen

Wo Menschen während des Zweiten Weltkriegs Schutz suchten und wo sie während des Kalten Krieges bei einem atomaren Erstschlag ebenfalls hätten untergebracht werden können, leben heute 52 Menschen. An den ehemaligen beigen Bunker an der Mont-Cenis-Straße in Sodingen erinnert von außen heute so gut wie nichts mehr. Wo früher dicker Beton war, sind heute zahlreiche Fenster und Balkone sowie eine große Photovoltaik-Wand zu sehen.

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Gemeinschaftsgefühl und kleinerer ökologischer Fußabdruck

Ein Wochenplan im Erdgeschoss weist auf Aktivitäten im Haus hin.

In den vergangenen Jahren verwandelte sich der alte Sodinger Bunker in das moderne Wohnprojekt 'we-house'. Die Menschen, die sich für dieses Projekt entschieden haben, wollen das Gemeinschaftsgefühl wieder mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens rücken. Ferner wollen sie aber auch nachhaltiger leben und ihren ökologischen Fußabdruck minimieren.

Jede der 25 Wohnungen in dem Gebäude, die eine Größe von 33 bis 145 Quadratmetern haben, hat einen neuen Besitzer gefunden. Manche wohnen selbst darin, andere haben ihre Wohnung vermietet. Ebenso gibt es noch zwei Gästezimmer, die von Familie und Freunden der Bewohner genutzt werden.

Die Altersspanne ist breit. Menschen von null bis 75 Jahren wohnen in den Einheiten. Es ist ein inklusives und barrierefreies Mehrgenerationenhaus. „Es ist ein einzigartiges Projekt. Durch die Gemeinschaft werden die Lasten auf mehrere Schultern umgelegt“, macht we-house-Geschäftsführer Alexander Timm im Gespräch mit halloherne die Einzigartigkeit des Wohnprojektes deutlich.

Energiekonzept ohne fossile Energie

Waschmaschinen und Trockner für alle.

Apropos einzigartig, das we-house kommt durch sein Energiekonzept ohne fossile Energie aus. So werden zwei Drittel der Energie beispielsweise durch die große Photovoltaikanlage gewonnen. Der Rest werde durch zusätzlichen grünen Strom erzeugt. Ferner gibt es auch eine Wasseraufbereitung. Aus dem Bade- und Duschwasser der Bewohner wird Wärme zurückgewonnen und Regenwasser wird beispielsweise für die Toilettenspülung oder die Bewässerung genutzt.

Im Inneren des Gebäudes hingegen zeichnen sich schon noch Spuren des alten Bunkers nach. Im Treppenhaus des we-houses sieht man noch recht deutlich die 1,10 Meter dicke Betonwand, weshalb es im Flur recht warm ist. Auf nahezu jeder Etage findet man Gemeinschaftsräume. Im Erdgeschoss haben unter anderem ein gemeinschaftlicher Wäsche- und Fahrradkeller sowie ein Lebensmittelraum Platz gefunden. Außerdem gibt es die Möglichkeit des Car- und Radsharings. Mithilfe einer App können die Zeiten dazu gebucht werden.

Dachterrasse mit Ausblick über Sodingen

In der fünften Etage befindet sich die Dachterrasse mit Garten für die Gemeinschaft.

Das gemeinschaftliche Leben kommt ebenfalls nicht zu kurz. Auf einer großen Wand im Erdgeschoss können die Bewohner sehen, was in den einzelnen Gemeinschaftsräumen von verschiedenen Bewohnern angeboten wird. Es gibt beispielsweise Filmabende oder auch Yoga.

Letzteres kann man übrigens auch sehr gut im Fitnessraum mit Sauna auf der großen, grünen Dachterrasse ausprobieren. Den Bewohnern bietet sich von dort oben auch ein prima Blick über Sodingen.

Die Bunkerfarm

Ein weiteres Herzstück des Gebäudes ist auch die sogenannte Bunkerfarm. Auf der 100 Quadratmeter großen Fläche werden Kräuter und Salate angebaut. Violettes LED-Licht simuliert dabei Sonnenlicht und das aufbereitete Abwasser aus den Duschen und Waschbecken der Wohnungen dient zur Bewässerung. „Wir bauen hier unter anderem Dill, Petersilie, Tomaten und auch Lavendel an“, berichtet Timm.

Musik und Verweilen in der KulturKüche

KulturKüche will nicht mehr nur ein Geheimtipp sein.

Die werden im Übrigen auch in der KulturKüche verwendet, einer Gastronomie im unteren Teil des Bunkers. Obwohl es von außen nicht so anmutet, befindet sich im Inneren ein liebevoll eingerichtetes Restaurant. Gemütliche Sitzmöglichkeiten, helle Farben und Fenster sowie freundliches Personal laden zum Verweilen ein. Doch viele Herner kennen das Angebot der KulturKüche noch gar nicht.

„Momentan sind wir noch eher ein Geheimtipp“, schmunzelt Timm. „Eigentlich haben wir gedacht, dass sich unser Angebot schneller herumsprechen würde, aber viele Menschen scheinen unsere KulturKüche noch nicht zu kennen.“

Frühstück in der KulturKüche im we-house – dem umgebauten Hochbunker in Sodingen.

Dabei bietet die KulturKüche ein reichhaltiges, gesundes und nachhaltiges Angebot. Neben einem herzhaften Frühstück, gibt es auch süße Sünden wie Waffeln oder Kuchen. Neben vegetarischen und veganen Speisen wie beispielsweise einer Gemüselasagne kommen aber Gäste, denen mehr nach etwas Deftigem wie einem Schnitzel Wiener Art oder einer Gulaschsuppe ist, auch auf ihre Kosten.

Chance für Künstler

Leben im we-house – vom Hochbunker zum Ökohaus. Ein Relikt aus vergangenen Tagen: Eine der alten Bunkertüren.

Ferner gibt es für die Gäste der KulturKüche auch etwas für die Ohren. Regelmäßig treten Musiker in ihr auf. „Hier ist die Nachfrage wirklich sehr gut, wir sind bis zum Ende des Jahres nahezu ausgebucht“, berichtet Timm. In der Regel muss man für die Konzerte keinen Eintritt bezahlen, die Künstler gehen im Anschluss an ihren Auftritt mit einem Hut für Spenden herum.

Als weitere Angebote gibt es ebenso Lesungen oder auch die Möglichkeit, sich einmal im Monat von einer internationalen Künstlergruppe portraitieren zu lassen.

Alles in allem soll am Standort des ehemaligen Bunkers ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft entstehen. Nicht nur für die Bewohner des we-houses, sondern mit der KulturKüche auch für die Menschen aus Herne und Wanne-Eickel.

In der IndoorFarm werden Kräuter und Salate angebaut – ohne Pestizide oder künstlichen Dünger.
Montag, 30. September 2024 | Autor: Julia Blesgen
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