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Traumtage für Kinder ab drei Jahren: Verblüffende Körperbeherrschung: Paul Davis Newgate.

Choreographischer Rätselspaß am WLT

Traumtage für Kinder ab drei Jahren

Bevor sich der Traumtänzer auf eine abenteuerliche Suche nach dem fantastischen Spaßstein begibt, muss Paul Davis Newgate erst einmal die Räumlichkeiten des Kindergartens, in dem er gleich auftreten und die ganz jungen Zuschauer ab drei Jahren gut eine halbe Stunde lang begeistern wird, in Augenschein nehmen. Denn der Düsseldorfer Künstler misst 191 Zentimeter, was am Uraufführungsort noch passte, auf der nächsten Station aber bereits angepasst werden musste – mit Hilfe des in der urbanen Szene berühmten Regisseurs, Choreografen und Ausstatters Takao Baba.

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Denn der im Rüschenhemd und weinrotem Anzug schon rein äußerlich schwer beeindruckende Astronaut, Sandmann und Aladin in Personalunion, taucht auf seiner Schatzsuche zwar zunächst durch ein Meer voller wundersamer Wesen, erklimmt dann aber den höchsten Berg der Erde. Und jongliert dabei mit einem Regenschirm, damit er nicht abstürzt. Weil er auch in einer geheimnisvollen Höhle nicht fündig geworden ist, baut er sich eine Rakete, um mit ihr zum Mond zu fliegen. Im Traum ist schließlich alles möglich.

Traumtage für Kinder ab drei Jahren. Hinter den Kulissen: Paul Davis Newgate und Takao Baba.

Die Kleinen auf ihren Kinderstühlchen staunen Bauklötze: Paul Davis Newgate, ein temperamentvoller Erzähler, der ohne viele Worte auskommt, fliegt im Traum über pinkfarbene Wiesen, gleitet durch Wolken und Sonnenstrahlen, begegnet T-Rex und anderen Dinosauriern. Mal kriecht er am Boden, mal wagt dieser lange Kerl einen atemberaubenden Überschlag, mal krabbelt er rücklings auf allen Vieren – und nimmt zwischendurch immer wieder einen stärkenden Schluck aus seinem Trink-Koffer.

„Traumtage“ kommt mit einer Handvoll Requisiten aus. Besagter Schirm wird zur Trompete, wenn der geradezu akrobatische Pantomime zu kubanischen Rhythmen tanzt und zur Rakete, in welcher dieser als ein Astronaut-Roboter durchs All fliegt. Vor allem aber sind es die einfachen, alltäglichen Dinge, die der wuschelige Lockenkopf wortlos szenisch umsetzt. Sein Publikum hat beim Rätselraten eine Riesengaudi und folgt ihm schließlich ins Bühnengeviert, um noch einmal zentrale Spielsituationen kollektiv nachzuempfinden. Die Kinder schwimmen, klettern, laufen, tanzen und stecken am Ende alle im Raumschiff auf dem Weg zum Spaßplaneten.

WLT-Theaterpädagogin Vivien Musweiler, die als Tagesspielleiterin auch die Aufgaben einer Geräuschemacherin mit offenbarer Begeisterung erfüllt, nach der Uraufführungspremiere am 13. Februar 2020 im Castrop-Rauxeler Kindergarten St. Barbara: „Trotz des geringen Anteils an sprachlichen Elementen hat sich die Geschichte super transportiert. Die Kinder waren total konzentriert, neugierig und hatten besonders viel Spaß daran zu hinterfragen und zu deuten, was auf der Bühne stattfindet. Das Stück regt also die Fantasie an und lässt, trotz der Erzählung einer Geschichte, Freiraum für eigene Gedanken und Interpretationen zu den Bewegungen.“

Spiritus Rector von „Traumtage“ ist mit dem 45-jährigen Choreograf und Tänzer Takao Baba ein WLT-Debütant. Seine Wurzeln liegen im Hip-Hop, den er mit den Ausdrucksformen des zeitgenössischen Tanzes verbindet. Als Choreograf kreierte er Shows für die internationale Mode- und Autoindustrie, als Tänzer trat er an der Seite bekannter Stars wie den Spice Girls (live im Wembley-Stadion), S Club 7 und Jamelia auf. Seit 2003 konzentriert sich Takao Baba auf das zeitgenössische Tanztheater. Er gründete die Kompanie E-Motion, die regelmäßig international auf Tour geht und 2008 mit der Produktion „2nd“ zur Tanzplattform Deutschland eingeladen war. Seit 2010 ist er zudem als Choreograf bei Urbanatix tätig, einem Projekt, das alljährlich junge Street-Art-Talente mit internationalen Artisten in der Bochumer Jahrhunderthalle zusammenbringt. Als Mitbegründer der Plattform Dance Unity, die in Kooperation mit dem Düsseldorfer Tanzhaus NRW mit „Funkin’ Stylez“ und „Juste Debout“ Deutschlands bedeutendste urbane Tanzveranstaltungen ausrichtet, kuratierte er etwa 2018 den Bereich „Urbaner Tanz“ der Internationalen Tanzmesse NRW. Zuletzt war er Teil von Robert Wilsons spektakulärer Rudyard Kipling-Adaption „Das Dschungelbuch“ am Düsseldorfer Schauspielhaus, die nach der coronavisrusbedingten Auszeit wieder auf dem Spielplan steht.

Der ebenfalls in Düsseldorf beheimatete und erstmals ans Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel verpflichtete urbane Tänzer Paul Davis Newgate, wirkt seit 2006 regelmäßig in Theater- und Tanzproduktionen am Schauspielhaus Düsseldorf, am Forum Freies Theater (FFT) Düsseldorf, in der WerkStadt Witten sowie beim Bochumer Urbanatix-Projekt mit. Jüngst zeigte der staatlich geprüfte Gymnastiklehrer im Düsseldorfer Tanzhaus NRW einen Ausschnitt aus dem Arbeitsprozess zu seiner ersten Bühnenproduktion „The Mask“: Von Maskgate bis Masquerade entwirft er mit wechselnden Masken und einem explosiven, energetischen und dynamischen Tanzstil eine Erzählung über innere und äußere Masken. Masken, die getragen werden können, die gefühlt werden oder die Gefühlen Ausdruck verleihen.

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Die choreografische Stückentwicklung „Traumtage“ für die Allerkleinsten ab drei Jahren über Tanz, Fantasie und die Lust sich zu bewegen, kann am Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel für Aufführungen voraussichtlich ab 1. Mai 2020 gebucht werden bei Britta Haverkamp und Jasmin May unter Tel 02305 – 97 80 24 58.

| Quelle: Pitt Herrmann