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Tegtmeiers Erben 2025 – Jürgen-von-Manger-Preis.

Alle Jahre im Kulturzentrum – 14. Auflage

Tegtmeiers Erben 2025

Für den bereits 14. Wettbewerb für Bühnenoriginale „Tegtmeiers Erben“, den Christian Strüder einst in „seinen“ Flottmannhallen ins Leben gerufen hat, wofür er am Samstag (29.11.2025) im ausverkauften Kulturzentrum gebührend gefeiert wurde, hatten sich sechs Brettl-Akrobaten fürs Finale qualifiziert: Vier Frauen und zwei Männer. Also alles voll korrekt (wehe wenn das Geschlechterverhältnis umgekehrt gewesen wäre).

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Helmut Sanftenschneider gibt einmal mehr den Moderator

Helmut Sanftenschneider.

„Wenn nicht hier, wo dann?“: Doch der einmal mehr völlig zu Recht stürmisch gefeierte Moderator und bekennende Ruhri Helmut Sanftenschneider, der berichtete, sich als junger Herner Briefträger sehr über zehn Mark Trinkgeld von Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier gefreut zu haben, konnte für die beiden ersten Durchgänge nur fünf Finalisten ankündigen, da Vera Deckers aufgrund einer Erkrankung so kurzfristig absagen musste, dass ihr Name noch auf dem Stimmzettel für den Publikumspreis stand.

Zur fünfköpfigen Jury, die wie Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und die Ehrenpreisträger zuvor ein wunderbares Highlight-Video Adolf Tegtmeiers im Saal verfolgten, während im Foyer Fotos und persönliche Gegenstände des Wahl-Herners wie eine Goldene Schallplatte zu bewundern waren, gehörte die bekannte Kabarettistin Lioba Albus und der Herner Schauspieler Till Beckmann. Er lebt – wie seine berühmten Kollegen Joachim Król und Wotan Wilke Möhring – inzwischen in Köln, wo er sich dem Team des Comedia-Theaters für Kinder und Jugendliche angeschlossen hat.

Marie Diot mit Fabi und Jürgen von Manger.

War „Tegtmeiers Erben“ einst vor allem ein Sprungbrett für junge Nachwuchskünstler, so hat sich der Preis inzwischen publicityträchtig zu einem Stelldichein längst etablierter Brettl-Künstler entwickelt. Wie die fulminant bühnenpräsente, gerade mit der Goldenen Bettpfanne ausgezeichnete Altenpflegerin Sybille Bullatschek vom Haus Sonnenuntergang, die mit „Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen“ gerade ihr drittes Buch herausgebracht hat, mit ihrem aktuellen Programm quer durch Deutschland tourt und im „Pflägeshop“ auf ihrer Homepage eine breite Palette an Merchandise-Artikeln offeriert. Sie hält sich noch in ihren abgefahren-drastischsten Geschichten aus dem alltäglichen Pflegeheim-Wahnsinn stets an Adolf Tegtmeiers Motto „Bleibense Mensch“.

Publikumspreis für Sacha Thamm

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Tegtmeiers Erben 2025

Foto:  Björn Koch

Sybille Bullatschek

Foto:  Björn Koch

Sybille Bullatschek

Foto:  Björn Koch

Sascha Thamm

Foto:  Björn Koch

Tegtmeier

Foto:  Björn Koch

Moderatur und Unterhalter Helmut Sanftenschneider

Foto:  Björn Koch

Text zum Mitsingen

Foto:  Björn Koch

Marie Diot mit Fabi

Foto:  Björn Koch

Marie Diot mit Fabi

Foto:  Björn Koch

Stefan Danzinger

Foto:  Björn Koch

Impressionen der Tegtmeiers Erben 2025

Foto:  Björn Koch

Impressionen der Tegtmeiers Erben 2025

Foto:  Björn Koch

Stefan Danzinger

Foto:  Björn Koch

Alice Köfer

Foto:  Björn Koch

Alice Köfer

Foto:  Björn Koch

Die Nominierten stehen gemeinsam auf der Bühne. (v.l.) Sybille Bullaschek, Stefan Thamm, Marie Ditot mit Fabi, Stefan Danzinger, Alice Köfer, Helmut Sanftenschneider

Foto:  Björn Koch

Sträter übermittelte eine Videobotschaft

Foto:  Björn Koch

Die Antwort des Publikums per Video an Torsten Sträter.

Foto:  Björn Koch

Ina Müller

Foto:  Björn Koch

Iris Berben

Foto:  Björn Koch

Iris Berben

Foto:  Björn Koch

Iris Berben

Foto:  Björn Koch

Oberbürgermeister Dudda übergibt den Publikumspreis an Sacha Thamm

Foto:  Björn Koch

Gewinner des Publikums-Preis Sascha Thamm

Foto:  Björn Koch

Gewinner des Jury-Preis Stefan Danzinger

Foto:  Björn Koch

Wer nach dieser auch musikalisch und sogar tänzerisch begeisternden Komödiantin auftritt, hat es beim Publikum gemeinhin schwer. Nicht so im Herner Kulturzentrum, Helmut Sanftenschneiders launigen Überleitungen sei Dank, nicht so bei Sascha Thamm, der sich als so akribischer wie sprachmächtiger Beobachter unscheinbarer Begebenheiten des Alltags erweist. Dass seine Wurzeln im Poetry Slam liegen, hat sich für seine unvergleichliche Art, auf leisen Sohlen mit staubtrocken Pointen das Publikum von den Sitzen zu schleudern, ausgezahlt.

Sascha Thamm hat sich mit der „Lese-Comedy“ ein neues Genre auf den Leib geschneidert und mittlerweile zahlreiche Kleinkunst-Preise gewonnen. Mit seinen beiden Geschichten „Weinfest an der Mosel“ und „Das richtige Verständnis“ entlockte er dem Publikum wahre Ovationen und bekam folgerichtig den diesjährigen Publikumspreis – der per QR-Code von den Gästen im Saal gewählt wurde – verliehen.

Impressionen der Tegtmeiers Erben 2025

Der virtuose Umgang aller fünf Finalisten mit unserer Sprache begeistert und lässt hoffen angesichts der allgemeinen Sprachverhunzung in den sogenannten Sozialen Medien. Mit der Liedermacherin Marie Diot, im Indie-Pop wie im Chanson zu Hause, gab es eine dritte, völlig andere und kaum weniger begeisternde Farbe in einem enorm breit aufgestellten Kleinkunst- Wettbewerb. Im Duo mit ihrem musikalischen Begleiter Fabian Großberg muss bei ihr nicht nur der preiswürdigen Frisur geschuldet von einem wirklichen „Bühnen-Original“ gesprochen werden. Schon die verquer-komischen Ansagen potentieller Hits zu merkwürdigen Gegenständen wie den in Herne besungenen Dingen „Heizkörper“ und „Mühle“ erinnern an einen anderen Ruhri, Helge Schneider. So fällt Marie Diot nicht nur als Duo Marie & Fabi aus dem gewöhnlichen Brettl-Rahmen, sondern auch als begnadete Entertainerin, die einen großen Saal wie das KuZ mit ihrem Schmissigkeits-Test um den kleinen Finger wickelt.

Jurypreis für Stefan Danzinger

Dass Stefan Danzinger wirklich, wie gleich zu Beginn behauptet, zu DDR-Zeiten in Dresden geboren, in der Sowjetunion aufgewachsen und dann aus Russland ins wiedervereinigte Deutschland zurückgekehrt ist, kann bei Wikipedia nachgelesen werden. Jedenfalls hat sich der vielfach preisgekrönte Stand-Up-Comedian auch im KuZ mit seinem Ausflug in den zwar zeitlich stark begrenzten, deshalb aber nicht weniger brutalen deutschen Kolonialismus als Geschichtenerzähler bewiesen, der große Themen auf die eigene (Familien-) Geschichte herunterbricht.

Wie Stefan Danzinger lebt die im übrigen klassisch ausgebildete Jazzerin Alice Köfer in Berlin und tritt dort regelmäßig im Quatsch Comedy Club, der im Gebäude des Friedrichstadtpalastes residiert, auf. Sie kann auch Pop und Musical, steuerte jetzt in Herne aber eine sehr schräge Nummer zum Wettbewerb bei frei nach dem Hiberniaschul-Motto „Wenn man Namen tanzen kann, kann man auch Wärmepumpen singen.“ Darauf – und auf Edit Piaf & Co – muss frau erst ‘mal kommen!

Der Preis für das Lebenswerk für Iris Berben

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Iris Berben den Elbsegler, den „Jürgen-von-Manger-Preis für ihr Lebenswerk“

Die Stimmung im Kulturzentrum war von Anbeginn an toll, was sicherlich auch damit zusammenhing, dass Helmut Sanftenschneider im Verlauf des gut vierstündigen Abends verkünden konnte, dass mit Borussia Dortmund nach Bochum, Essen und Duisburg auch der vierte Revierverein sein Fußballmatch am Samstag gewonnen hatte. Sie kochte im Saal jedoch förmlich über, als Iris Berben mit dem Elbsegler dem „Jürgen-von-Manger-Preis für ein Lebenswerk“ ausgezeichnet wurde. Die Laudatio auf die Grande Dame des deutschen Films hielt die letzte Ehrenpreis-Trägerin Ina Müller.

Montag, 1. Dezember 2025 | Autor: Pitt Herrmann