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Der Herner Arbeitsmarkt für 2020 wurde vorgestellt (Archivbild).

Trotz Corona einigermaßen Zufriedenheit und leichter Optimismus

Schwieriges Jahr für den Arbeitsmarkt

2020 war für den Arbeitsmarkt in Herne ein schwieriges Jahr, dennoch verlief es nicht so schlimm, wie noch im Frühjahr befürchtet. Zu diesem Fazit kamen Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit für Bochum, zu der auch Herne gehört, sowie Karl Weiß, Geschäftsführer des Jobcenters Herne, bei der Präsentation der Jahresbilanz des Arbeitsmarktes am Dienstag (15.12.2020). Beide äußerten jedoch, ähnlich wie Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, leichte Zuversicht für 2021.

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Zunächst die Fakten: Im Schnitt gab es 9.049 Arbeitslose in Herne, das sind 917 Personen oder 11,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug 11,5 Prozent (Ein Plus von 1,2 Prozentpunkten). Die Zahl der beschäftigten Personen stieg um 1.967 Personen (+4,3 Prozent im Vergleich zu 2019) auf rund 47.700 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Rund 1.200 Unternehmen zeigten für rund 13.600 Arbeitnehmer Kurzarbeit an, davon wurde jedoch nicht alles abgerufen. Zu den aktuellsten Zahlen aus dem Monat November 2019 geht es hier entlang.

61 Prozent Fachkräfte, Gesundheitswesen mit den meisten Beschäftigten

„Vor dem Corona-Schock mit Stand März 2020 konnte zum sechsten Mal in Folge das Frühlingsquartal in Bezug auf das Beschäftigungswachstum mit deutlichen Zuwächsen aufwarten“, sagte Neukirchen-Füsers. Damit war der Stand von rund 47.700 Beschäftigten erreicht. Für die vergangenen fünf Jahre macht das ein Plus von zehn Prozent. Von den Arbeitnehmern sind 53 Prozent Männer sowie zwei Drittel in der Altersgruppe 25 bis 55 Jahre. Ebenso sind 61 Prozent Fachkräfte, jedoch auch 17 Prozent Helfer. Zu den Top-Branchen zählen das Gesundheitswesen (Anteil 13 Prozent), der Einzelhandel (7,7 Prozent) und das Baustellen-/Ausbaugewerbe (7,6 Prozent).

Logischerweise ließ die Corona-Pandemie die Kurzarbeit vor allem ab April sprunghaft ansteigen, bis November stieg sie dann kontinuierlich noch leicht an. „Wahrscheinlich führt auch der Lockdown aus November und Dezember noch zu einem weiteren Anstieg“, sagte Neukirchen-Füsers. Jedoch nahmen deutlich weniger Firmen Kurzarbeitergeld in Anspruch. Genaue Zahlen sind dafür aber nur bis Mai 2020 bisher möglich, da Kurzarbeitergeld auch rückwirkend gezahlt werden kann und daher eine Frist von sechs Monaten abgewartet werden müsse. Die Quote von Kurzarbeitern für Juni lag bei 10,8 Prozent, in NRW lag sie bei 12,2 Prozent.

Bilanzierten den Arbeitsmarkt 2020: (v.r.): Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bochum und Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne (Archivbild).

Insolvenzen sind bisher für 2020 ebenso noch unauffällig, berichtete der Arbeitsagentur-Chef: „Bis jetzt haben die Unterstützungprogramme gewirkt und den Arbeitsmarkt stabilisiert.“

Die Arbeitslosenzahl ist gestiegen, liegt jedoch nach den guten Jahren 2018 und 2019 unter den Jahren 2017 und früher. „Das erste Quartal war noch richtig gut, ab Juni wurden die Zahlen dann wieder rückläufig dank neuer Einstellungen“, sagte Neukirchen-Füsers. Diese hatten von März bis Juni fast komplett gefehlt, ebenso wie Förderprogramme im Arbeitsmarktbereich. Auffällig: 66 Prozent der Arbeitslosen haben keine Berufsausbildung. 61 Prozent der Arbeitslosen sind Deutsche.

Arbeitslosenzahl steigt wahrscheinlich saisonal bedingt

„Wir rechnen im Dezember und Januar mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl. Dies ist aber nicht in starkem Maße von Corona abhängig, sondern saisonal bedingt“, blickte Neukirchen-Füsers voraus.

Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda resümierte zunächst bildlich: „Die Brücken des Herner Arbeitsmarktes, die wir normal nutzen, sind derzeit verstopft. 2020 hätte unser Jahr werden können, jetzt muss es 2021 werden.“ Zwölf bekannte Unternehmen hätten sich hier angesiedelt, dieselbe Anzahl soll es 2021 nochmal werden. „TSK-Kapouranis steht bereits für Januar in den Startlöchern“, sagte Dudda und meinte damit ein Unternehmen für Tiefkühllogistik. Auch Mömax wäre möglich, ebenso würde Nordfrost noch seine Ansiedlung vergrößern. „2020 war nicht der befürchtete große Schnitt, wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Dudda. „Ich bin verhalten optimistisch. Große Projekte sind nur verschoben.“

Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Herne stellten den Arbeitsmarktbericht für 2020 vor.

Das Fundament stehe und sei nicht zusammengebrochen. „Ich sehe nicht, dass der Aufbruch 2021 enden wird. Es hängt jedoch viel von der Pandemie ab. Wenn im ersten Quartal Corona zum großen Teil zurückweicht, erholt sich auch die Wirtschaft wieder. Passiert es erst im zweiten Quartal, müssen wir uns wohl bis 2022 gedulden“, so der Oberbürgermeister. „Die anderthalb Wochen bis Weihnachten werden noch große Auswirkungen haben, dennoch ist die Nachfrage in der Herner City nach freien Flächen und Ladenlokalen groß.“

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Jobcenter-Chef Karl Weiß sagte: „Es ist unter schwierigen Voraussetzungen noch einigermaßen gut verlaufen. Mit guter Vorbereitung sind wir optimistisch für 2021.“ Dabei sollen vor allem Qualifizierungsangebote wieder stärker genutzt werden.

| Quelle: Marcel Gruteser