
Die Würde des Menschen ist unantastbar
Rockshow 'Respect!' am WLT
„Respect! Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist eine gewagte Behauptung in diesen unseren Tagen, wo Diktatoren und Populisten beiderseits des Großen Teichs das große Wort schwingen – und es leider nicht nur bei Worten belassen. Bei Tankred Schleinschock, dem musikalischen Leiter des Westfälischen Landestheaters, wird der auch im deutschen Grundgesetz verankerte Satz zur Forderung in seiner neuen Rockshow, die vor naturgemäß ausverkauftem Auditorium am Freitag (13. Juni 2025) open Air stehend gefeierte Premiere feierte vor dem Proben- und Logistikzentrum unweit des Castrop-Rauxeler Europaplatzes.
Erschreckend aktuell
Der erste Teil des gut zweistündigen Abends beginnt mit Peti van der Velde und dem titelgebenden Song von Otis Redding, mit dem Aretha Franklin Mitte der 1960er Jahre die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA befeuerte. Patrick Sühl im verfremdeten Uncle Sam-Outfit zieht mit Alice Coopers erschreckend aktuellem Song „Elected“ zur US-Wahl 1972 nach.
Zum US-Schwerpunkt gehören auch zwei „Wow-Momente“ für Peti van der Velde wie fürs im Programmheft mit Hintergrundinformationen versorgte Publikum: Nina Simones Protestsong „Mississippi Goddamn“ gegen „blutigen Sonntag“ in Birmingham/Alabama am 15. September 1963 sowie „Strange Fruit“ von Abel Meeropol aka Lewis Allan von 1936, den Billie Holiday drei Jahre später bekannt machte.
Dann geht es zurück nach Deutschland in die 1930er Jahre mit Friedrich Hollaender, Werner Finck („Lächeln ist die eleganteste Art, seinen Gegnern die Zähne zu zeigen“) und dem von den Nationalsozialisten gewaltsam zerstörten „Tingeltangel-Theater“ der Weimarer Republik. Leider ist es nur ein Katzensprung zu Udo Lindenberg („Sie brauchen keinen Führer“, 1984) und der Gruppe „Die Ärzte“ („Ein Sommer nur für mich“, 2000): Wer die Vergangenheit verdrängt oder gar leugnet, kann aus ihr nichts lernen.
Feier der Vielfalt

Auch im zweiten Teil nach der Pause hat Tankred Schleinschock nicht zu viel versprochen: „Die ausgewählten Songs sind eine Feier des Menschen in seiner Vielfalt. Sie geben Kraft und Energie. Sie machen Spaß und erinnern uns an drei grundlegende menschliche Fähigkeiten: Empathie, Freundlichkeit und Witz.“ Und das vom zeitgemäß interpretierten und ergänzten „Heideröslein“ Franz Schuberts nach Johann Wolfgang von Goethe (1789) über „Alte Kameraden“ (1947) des Berliner „Insulaner“-Kabarettisten Günter Neumann („Schwarzer Jahrmarkt“) bis hin zu Bill Taylors jazziger Hymne der US-Bürgerrechtsbewegung „I wish I knew how it would feel tob e free“ (1963).
Großartiges Ensemble
Die Zeitreise in der Ausstattung von Elke König (Bühne) und Maud Herrlein (Kostüme) ist ein Ensemblestück und stellt einmal mehr die darstellerischen, tänzerischen und musikalischen Qualitäten der WLT-Schauspieler Lesley-Yann Eisenhardt, Mike Kühne, Jan-Hendrik Kroll und des auch als Regieassistenten fungierenden Marvin Moers unter Beweis.
Wie in zahlreichen „musikalischen Produktionen“ Tankred Schleinschocks seit seinem legendären „Beat-Club“ (2017), die stets über gewöhnliche Liederabende weit hinausgehen, sind mit der Niederländerin Peti van der Velde und dem gebürtigen Bonner Patrick Sühl zwei bundesweit gefragte Musical-Allrounder als Gäste dabei, die sich nahtlos einfügen.
Weitere bisher bekannte Aufführungen in unserer Region:
- Sonntag, 15. Juni 2025, 20 Uhr, WLT-Probenzentrum Castrop-Rauxel (ausverkauft)
- Samstag, 6. September 2025, 19.30 Uhr Theater Marl
- Sonntag, 21. Juni 2026, 19.30 Uhr Theater Duisburg
