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Mit dem Regionalverkehr nach Arnheim.

Regionalverkehr entdeckt Arnheim

Jahrzehntelang war die grenzüberschreitende Strecke von Emmerich nach Arnheim (Arnhem) ein Stiefkind des Schienenverkehrs. Im Gegensatz zu den regionalen Eisenbahnverbindungen zwischen Deutschland und den Niederlanden nach Venlo (RE 13 von Hamm) und Enschede (RB 51 von Dortmund) ging es nach Arnheim nur mit den zwar schnelleren aber auch teureren Intercity-Verbindungen im Fernverkehr mit Ziel Amsterdam. Das änderte sich auf Initiative von Abellio Rail NRW in Hagen, die im Auftrag des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) und in enger Zusammenarbeit mit ihren Mutterkonzernen Abellio Deutschland und den Nederlandse Spoorwegen am Donnerstag (6.4. 2017) den neuen Regional-Express 19 zwischen Arnheim als Hauptstadt der niederländischen Provinz Gelderland und Düsseldorf als Hauptstadt von NRW auf die Schiene setzte.

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Der neue Bahnhof von Arnheim.

Auf seinem Weg zwischen Arnheim und Düsseldorf kreuzt der in Holland auch Rijn-Ijssel-Express genannte Zug auch das Ruhrgebiet (Duisburg und drei Bahnhöfe in Oberhausen) und bietet Reisenden aus dem östlichen Ruhrgebiet nach der Fahrt mit dem Regionalexpress 3 (Hamm-Düsseldorf) bis Oberhausen ohne lange Wartezeit den Umstieg in den RE 19 nach Arnheim. Auch zurück geht es nach Zugwechsel in Oberhausen nach nur zehn Minuten mit dem RE 3 wieder über Altenessen, Gelsenkirchen, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel und Dortmund in Richtung Hamm.

halloherne testete den Brückenschlag von Abellio über die Landesgrenze an einem Feiertag (Karfreitag, 14.4.2017) und eine Woche später an einem Montag (24.4.2017). Jeweils um 9.20 Uhr ab Herne mit Ankunft in Oberhausen um 9.42 Uhr und Weiterfahrt nach Arnheim um 9.50 Uhr. Alle Züge pünktlich aber von der Zahl der Reisenden sehr unterschiedlich besetzt. Am Karfreitag ein richtig voller Zug und am letzten April-Montag ein normal besetzter Zug, wie man ihn im Ruhrgebiet aus verkehrsärmeren Tageszeiten kennt. Für die erweiterte Linie RE 19 hatte Abellio bereits Ende 2016 21 nagelneue fünfteilige Elektrotriebzüge vom Typ Stadler Flirt mit jeweils 250 wirklich bequemen Sitzplätzen in Dienst gestellt. Das war schon deshalb erforderlich, weil diese Züge "mit allen für den grenzüberschreitenden Betrieb erforderlichen Strom- und Zugsicherungssystemen ausgestattet sind," wie Abellio-Projektmanager Sascha Zuk im Abellio Way Magazine dazu erläutert. Die Züge verkehren stündlich ab Arnheim um 5.44 Uhr bis 22.44 Uhr bzw. ab Düsseldorf von 6.26 Uhr bis 23.26 Uhr. Da der RE 19 auf seinem 110 Minuten dauernden Weg 17 Bahnhöfe und Haltepunkte berührt und vor allem in den kleineren Orten am Niederrhein den Pendlern jetzt eine zuverlässige Verbindung in beide Richtungen garantiert, haben sie ihn schon in ihr Herz geschlossen. Das erfuhr halloherne-Testfahrer Helge Kondring, der nicht nur mit neugierigen Tagestouristen aus dem Ruhrgebiet sondern auch mit einsteigenden Anliegern der neuen Strecke das Gespräch suchte.

Abelliio Zugbegleiter versorgen Reisende mit KeyCodes..

VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann sparte ebenfalls nicht mit Lob für den neuen und grenzüberschreitenden Regionalverkehr, der übrigens voll ins VRR-Tarifgebiet eingegliedert ist: "Über zwei Millionen Menschen aus der Provinz Gelderland können perspektivisch mit über 17 Millionen NRW-Bürgern verbunden werden. Das eröffnet den Bewohnern beider Regionen sowohl beruflich als auch privat deutlich verbesserte Pendel-Möglichkeiten und attraktive Verbindungen beispielsweise zum Düsseldorfer Flughafen." In die andere Richtung bietet das Fahrplan-Angebot eine praktische Alternative für Berufs-Pendler und Studenten aber auch, wie halloherne jetzt feststellte, als beliebtes Freizeitziel deutscher Gäste, das sich mit Zeitkarten oder Einzel- beziehungsweise Vierer-Tickets des VRR erreichen lässt.

Arnheim als Ziel der Reise (Einzelpreis der Preisstufe D 15 Euro) überrascht die Ankömmlinge erst einmal mit seinem neuen Hauptbahnhof Arnhem Centraal. 2015 fertiggestellt, zeigt er den Tagesgästen, die von zu Hause so dunkle und sanierungsbedürftige Bahnhöfe wie Herne oder Oberhausen gewöhnt sind, wie ein moderner Bahnhof, der alle die von ihm erwarteten Funktionen auch erfüllt, aussehen kann. Allein schon das ruhige Ausgangsgefälle in Richtung Innenstadt und Busbahnhof in heller Umgebung spricht die Ankömmlinge sofort an.

Das Frites-Atelier in Arnheim.

Doch was für die Niederländer völlig normal ist, müssen Erstankömmlinge aus Deutschland fast immer noch lernen. Der Wechsel vom Bahnsteig in den Bahnhof durch elektronische Sperren ist nur mit sogenannten Barcodes oder der neuen VRR/NRW-Chipkarte möglich, die nach und nach die herkömmlichen Zeit-Tickets ablösen wird. Bis das alles so weit ist, bekommen die Reisenden von den Abellio-Zugbegleitern noch eine bis 2022 gültige KeyCard, die sie insgesamt achtmal zum Öffnen der Durchgänge benutzen können. Dass der VRR jetzt auch in den Niederlanden präsent ist, beweisen auch Abellio-Ticketautomaten in der Arnheimer Bahnhofshalle und sogar vor dem niederländischen Grenzbahnhof Zevenaar, wie halloherne-Tester Kondring, der dort eigens seine Fahrt für eine Stunde unterbrach, herausfand und dort noch drei Landsleuten bei der Bedienung des mehrsprachigen Ticket-Automaten helfen konnte.

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Oranje Koffiehuis in der Arnheimer Innenstadt.

Eine Beschreibung des Arnheimer Zentrums mit seinen vielen Einkaufsmöglichkeiten und gastronomischen Angeboten würde einen eigenen langen Artikel füllen. In besonderer Erinnerung sind unserem Testfahrer aber zwei eher kleinere Gastronomie-Angebote im Bereich der 7 Straatjes geblieben. Einmal Arnheims ältestes Cafe Oranje Koffiehuis aus dem Jahr 1870 in der Arke Noachstraat 7 mit seinen wenigen Tischchen und einem äußerst zuvorkommenden Wirt und das Frites Atelier an der Vijzelstraat 16, wo die Zubereitung von exotischen Frites-Spezialitäten mit Zutaten aus aller Herren Länder, deren Namen man kaum kennt, regelrecht zelebriert wird. Egal wie lang die Schlange der Wartenden in und vor dem kleinen Ecklokal auch ist.

| Autor: Helge Kondring