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Kristina Geßner (r.), hier mit Noah Robl in „random.“, ist am 28, November 2025 in Bensberg in ihrem ersten eigenen Stück „Wie lange noch?“

„random.“ mit Kristina Geßner

Realsatirisches Hightech-Kabarett

Blackout. Kein Licht. Kein Ton. Kein WLAN. Kein Feed zum Swipen. Kein Ping. Kein Like.

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Nur Stille. Und das leise Flackern eines menschlichen Gehirns auf Entzug. Was passiert, wenn plötzlich alles offline ist – und nur wir selbst noch übrigbleiben? Ein solcher Super-GAU ist Ausgangspunkt des rasanten realsatirischen Kabaretts „random.“, einer Stückentwicklung der Regisseurin Alice Janeczek und des dreiköpfigen Ensembles, dem auch die Wanne-Eickeler Schauspielerin Kristina Geßner angehört. Es ist gerade für den Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis der SK Stiftung Kultur der Sparkasse Köln/Bonn nominiert worden.

Intime Kellerbühne

Im schmalen Zuschauerraum des Kölner Klüngelpütz-Theaters, einer intimen, schlauchartigen Kellerbühne an der Gertrudenstraße 24 zwischen Neumarkt und der Fußgängerzone Breite Straße, taumeln drei schwarz gewandete Influencer durch einen digitalen Dauerzustand aus Push-Nachrichten, perfekten Gesichtern und Endlos-Scrolls. Hightech ist das neue Goldene Kalb: Zwischen Trends, Ticks und Tiktoks sucht das von Kristina Geßner und den beiden 20-jährigen Schauspiel-Studenten Jamie Weiss (Köln) und Noah Robl (Österreich) solistisch wie chorisch furios verkörperte Trio nach dem echten Leben im falschen („Ich poste, also bin ich“) und, nach dreizehn Lebensjahren am Handy, am Smartphone und am Tablet, immer noch nach etwas wie ihrer wahren Identität.

WLAN statt Langeweile

„Wie auf Tiktok so auf Insta“: Drei Influencerinnen beten das neue „Vater Unser“, im Bild (v.l.) Noah Robl, Kristina Geßner und Jamie Weiss.

Früher gab es schon ‘mal ein Gefühl von Langeweile, aber jetzt beherrscht das WLAN den hektischen Tagesablauf: „Ich war ‘mal zwölf Stunden offline, ich dachte, ich wäre tot!“ Ohne Dopamin läuft nix mehr. Wer sich, ernsthaft jetzt, ganz real und ohne Handy in die freie Natur wagt, kann doch nur unter digitaler Demenz leiden und gehört behandelt. Und dann das: flackerndes Rotlicht, Digital Detox. Der Scroll geht nach Innen, von der Cloud ins Nirwana. „Handy aus und Seele an!“: Aus dem Off kommen ungewohnte Aufforderungen nach seelischer Entgiftung wie „Seelen aufladen, nicht die Handys!“

Apokalypse Stromausfall

Ein Stromausfall gibt allen Ambitionen etwa in Sachen Selbstoptimierung den Rest. Die Folge: Hysterie! Apokalypse! Denn: „In echt glücklich sein, das geht doch gar nicht.“ Vor allem besteht nun die Gefahr, statt uniformer Netz-Avataren nun Menschen aus Fleisch und Blut zu begegnen. Was sogleich Wirklichkeit wird inmitten des schon nach kurzer Zeit entflammten Publikums. Und in der Erkenntnis gipfelt, dass einst zumindest bisweilen eine köstliche Leere herrschte, die Träume hat entstehen lassen.

Pointierter Hybrid

70 atemberaubende Minuten über Bildschirmzeit, Content-Wahn und die Sehnsucht nach Pause vergehen wie im Fluge in dieser auch auf Bairisch und Schwyzerdütsch sprachmächtig-witzigen und dabei höchst (selbst-) ironisch-pointierten Inszenierung Alice Janeczeks von der Theaterakademie Köln. „random.“ ist ein Hybrid aus Schauspiel und Kabarett und daher im beide Genres unter einem Dach vereinenden Klüngelpütz-Theater genau richtig aufgehoben.

Noch sechs Aufführungen

„Das“ Theaterstück über das digitale Dauerrauschen unserer Gegenwart für alle ab zwölf Jahren konnte nach der Uraufführung am 10. Oktober 2025 karnevalsbedingt nur noch einmal vor natürlich ausverkauftem Haus gezeigt werden. „random.“mit der gebürtigen Wanne-Eickelerin Kristina Geßner und zwei Studierenden der Theaterakademie Köln steht erst wieder vom 13. bis 22. März 2026 auf dem Spielplan, Karten für die insgesamt sechs Aufführungen können aber bereits gebucht werden unter kluengelpuetz.de oder Tel. 0152 – 04443368.

„Am höchsten Punkt“

Kristina Geßner, die vor über zehn Jahren bei der heimischen Amateurbühne Lampenfieber ihre Liebe zum Theater entdeckte und selbst viermal in der Cranger Realschul-Aula auf der Bühne stand, hatte bereits am 31. Januar 2025 im Orangerie-Theater in der Kölner Südstadt mit „Am höchsten Punkt“, der Abschlussproduktion ihres vierjährigen Diplom-Schauspielstudiums an der Theaterakademie Köln, eine ganz besondere Premiere gefeiert. Bei der Stückentwicklung des sechsköpfigen Ensembles und des Regisseurs Marcus Krone handelte es sich um eine Adaption des Romans „Der Selbstmörder-Klub“ von Arno Meyer zu Küingsdorf sowie dessen Kino-Verfilmung „Was nützt die Liebe in Gedanken“ durch Achim von Borries.

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„Wie lange noch?“ in Bensberg

Wir kennen es doch alle: Wir warten auf die Bahn, auf das Wochenende, den nächsten Urlaub, den besseren Job, die nächste Rolle. Aber was passiert eigentlich, wenn das Warten kein Ende nimmt? Diese Frage hat sich Kristina Geßner gestellt in ihrer ersten eigenständigen Arbeit an der Kölner Akademie. Daraus ist 2024 das zusammen mit zwei Kollegen geschriebene Stück „Wie lange noch?“ entstanden, das am 28. November 2025 um 20 Uhr im Rathaussaal Bensberg sozusagen vor der Toren ihrer Wahl-Heimat Köln, erneut aufgeführt wird. Frei inspiriert von Samuel Becketts „Warten auf Godot“ wird es im Technischen Rathaus am Wilhelm-Wagener-Platz in 51429 Bergisch-Gladbach gegeben.

November
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Freitag
Freitag, 28. November 2025, um 20 Uhr Technischen Rathaus, Wilhelm-Wagener-Platz 1, 51429 Bergisch-Gladbach
Donnerstag, 20. November 2025 | Autor: Pitt Herrmann