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Premiere: Der Sturm bei den Ruhrfestspielen.

Pro und Contra nach der Premiere

Am Samstag (3.5.2014) fand im großen Haus der Ruhrfestspiele die Premiere von William Shakespears Der Sturm statt. In der Inszenierung des isländischen Regisseurs Gisli Görn Gardasson stand Manfred Zapatka in der Rolle des Prospero auf der Bühne. Im Publikum gab es am Ende - nach lang anhaltendem Applaus - neben Pro- auch Contra-Stimmen.

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Manfred Zapatka, Friedrike Ott.

Nach einem Sturm landet Antonio (Jens Atzorn), der Herzog von Mailand, mit seinem Gefolge auf einer Insel. Dort lebt seit zwölf Jahren sein Bruder Prospero, ehemaliger Herzog, und von Antonio entmachtet und in einem Boot mit seiner Tochter Miranda (Friederike Ott) ausgesetzt. Hier herrscht er über den Luftgeist Ariel (Gunther Eckes) und Caliban (Guntram Brattia). Das Wiedersehen reißt alte Wunden auf, weckt im Gegenzug aber auch neue Begehrlichkeiten. Während Prospero nur Rache nehmen will, verliebt sich seine Tochter in Ferdinand (Franz Pätzold).

In seiner Fassung erzählt der Regisseur das Drama des grollenden entmachteten Herzogs weiter. Er kann keinen Frieden schließen, solange die Schuldigen nicht bestraft sind. Doch nicht alle Zuschauer sind mit der Umsetzung zufrieden. „Zuviel Effekthascherei, zu viele Filmzitate á la Tarantino, wo gequält und gemordet wurde. Und dadurch ging dem Stück vieles verloren“, sagte der Recklinghäuser Joachim Polnauer nach neunzig Minuten Theaterspiel. Andere empfanden die angesprochenen Zitate aus Filmen wie Matrix oder ein Laserschwertkampf aus Krieg der Sterne zwar gekonnt inszeniert aber dann doch mehr als Klamauk, was dem Stück nicht dienlich war.

Premiere: Der Sturm bei den Ruhrfestspielen.

Im Gegensatz dazu fand Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert das Stück als eine sehr gelungene Inszenierung: „Shakespeare hätte das gründlich gegen den Strich gebürstete Stück auf jeden Fall wiedererkannt. Denn viele seiner Grundanliegen, die er in Der Sturm zum Thema macht, werden hier in sehr komprimierter Form vorgestellt. Und das ist der Grund, warum es solche Festivals gibt. Eine andere Sicht zu bieten auf ein scheinbar rundum bekanntes und erklärtes Stück.“

Auch Landrat Cay Süberkrüb fand das Stück sehr auf den Punkt fokussiert: „Die schauspielerische Leistung war nicht nur in der Mimik und Gestik, sondern auch durch eine sehr hohe Körperlichkeit beeindruckend. Das Bühnenbild von Börkur Jonsson war mit seinen drei Ebenen gewaltig.“ Dies nutzten die Schauspieler sehr ausgiebig in allen drei Dimensionen, und das verlangte über weite Strecken ein artistisches Können.

„Es war ein aufregender Abend, der die Menschen bewegte, ein Abend, der auch, was Macht und Gewalt angeht, viel mit dem zu tun hat, was aktuell in der Welt geschieht. Ich sage: ein ganz toller Anfang für die Ruhrfestspiele“, resümierte Intendant Dr. Frank Hoffmann.

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Weitere Aufführungen: 5., 6. und 7. Mai, jeweils um 20 Uhr

Montag, 5. Mai 2014 | Autor: André Chrost