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Ein Bild der Zerstörung: So sah es nach den Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium Anfang Juni 2022 aus.

Stadt Herne will die Schulen zukünftig besser schützen

OHG-Vandalismus sorgt für 250.000 Euro Schaden

Der Schock saß Anfang Juni 2022 tief, als am damaligen Pfingstwochenende (Samstag bis Montag, 4. bis 6.6.2022) das Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) von Unbekannten dermaßen verwüstet und beschädigt wurde (halloherne berichtete), dass am Dienstag (7.6.2022) der Unterricht ausfiel (halloherne berichtete). Ganz verdaut ist er auch bis zum Montag (29.8.2022) noch nicht, als bei einem Pressegespräch neue Details genannt und die vorläufigen Ergebnisse der im Anschluss an die Vorkommnisse einberufenden ersten Herner Sicherheitskonferenz (halloherne berichtete und berichtete) mitgeteilt wurden. Der entstandene Schaden wird auf rund 250.000 Euro geschätzt.

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„Das war sehr schlimm, was da passiert ist. So etwas können wir uns finanziell und arbeitstechnisch nicht noch ein zweites Mal leisten“, bekräftigt Schuldezernent Andreas Merkendorf direkt zu Beginn. Er hatte sich damals zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda kurz nach Bekanntwerden ein erstes Bild von der Lage vor Ort gemacht (halloherne berichtete). „Da musste man aufpassen, wo man hintrat. Durch das auslaufende Wasser und den eingeschalteten Strom war es gar nicht ungefährlich.“

Wasser tropfte durch die Decke

Zur Erinnerung: Sechs Klassenräume waren jeweils in Verbindung mit dem Flur auf zwei Stockwerken massiv beschädigt worden. An den Waschbecken wurden die Abflüsse verstopft, außerdem Frischhaltefolie über ein Waschbecken gezogen. So lief das Wasser auf den Boden und sickerte über längere Zeit durch die erste Etage ins Erdgeschoss. Ebenso wurde der Kiosk der Schule verwüstet, zudem unzählige Tische und Schränke nicht nur umgeworfen, sondern regelrecht zerstört.

Die Türen wurden solange beschädigt, bis die Täter durch sie ins Gebäude gelangten.

Auch das digitale Inventar musste dran glauben: Laptops wurden mutwillig auf den Boden geworfen und so unbrauchbar gemacht. Türen und Fenster wurden ebenfalls so lange beschädigt, bis darüber der Zugang zum Schulgebäude möglich war. Das alles geschah über Stunden. Merkendorf dazu: „Das war höchste kriminelle Energie, die Täter brauchten viel Kraft und viel Zeit dafür.“

Großteil wurde in den Sommerferien repariert

Anschließend begannen direkt die Aufräum- und Renovierungsarbeiten. „Zum Glück waren die Räume nach den Sommerferien wieder benutzbar. Wir mussten den Oberboden und den Estrich entfernen, da die Feuchtigkeit zu stark war. Auch der Kiosk ist wieder benutzbar. Nur ein kleiner weiterer Teil ist noch abgesperrt, zudem sind aufgrund von Lieferschwierigkeiten noch nicht alle beschädigten Fenster und Türen ersetzt. Dennoch gilt mein großes Dankeschön an die gute Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und den beteiligten Firmen“, sagt Karla Fürtges, Fachbereichsleiterin Gebäudemanagement. „Die Schulleitung hat den Wunsch, dass nichts mehr an die Taten erinnern soll.“

Der „Großteil“, wie Fürtges berichtet, der 250.000 Euro Kosten sei durch die Gebäudeversicherung aufgrund der Feuchtigkeit abgedeckt. Jedoch übernimmt die Versicherung nicht die Kosten für demolierte Türen und das beschädigte und zerstörte Inventar wie Tische und Laptops. Daher stellt Andreas Merkendorf klar: „Wenn der oder die Täter ermittelt werden, wollen wir Schadensersatz. Das wird die Versicherung wohl auch nicht anders sehen.“ Doch das wird keine einfache Aufgabe. Polizeisprecher Jens Artschwager sagt auf Anfrage von halloherne dazu: „Die Ermittlungen dazu dauern noch an, derzeit gibt es keinen neuen Sachstand und demnach keine neuen Tatverdächtigen.“

Laptops wurden auf den Boden geworfen und zerstört.

Die Alarmanlage habe ausgelöst, sagt Fürtges, allerdings sei sie nur zum Hausmeisterbüro aufgeschaltet gewesen - der aber gar nicht mehr dort wohnte und den deshalb keine Schuld trifft. „Selbst, wenn er dort noch wohnen würde, könnte er mal für ein paar Stunden unterwegs sein. Daher wäre das auch keine Garantie.“ Etwas verwundert sei man aber gewesen, dass niemand von den Anwohnern die Alarmanlage gehört hatte - oder es hat niemanden gewundert. Aus diesem Grund und weil Hausmeisterjobs direkt an den Schulen mit passenden Wohnungen rückläufig sind, sollen künftig die Alarmanlagen bei Sicherheitsdiensten auslösen.

Drei neue Arbeitsgruppen

Weitere Ergebnisse der „Konferenz zur Sicherheit an den Herner Bildungsbauten“, bei der auf Initiative von Dezernent Merkendorf Vertreter von Verwaltung, Politik, Schulen und Polizei zusammenkamen, sind unter anderem, dass drei Arbeitsgruppen gebildet werden. Die erste dreht sich um das Thema „Technik und bauliche Maßnahmen“.

„Keiner möchte Schulen, die wie Fort Knox gesichert sind. Bei Zäunen gibt es die möglichen Fluchtwege bei Massenpaniken zu beachten, Kameras für Videoaufzeichnungen sind auch nicht das Gelbe vom Ei, da Täter sich leicht vermummen könnten“, so Merkendorf weiter. „Wir werden uns alle 44 Schulen anschauen und dort sehen, was machbar und sinnvoll ist. Das ist individuell notwendig, weil alle Gebäude unterschiedlich sind.“ Eine Möglichkeit zur Abschreckung ist sogenanntes „Pickellicht“, also Bewegungsmelder mit sehr hellen Lichtstrahlern, die den Schutz der Dunkelheit aufheben. Auch der KOD soll die Schulen stärker bewachen. Aber, das weiß auch der Dezernent: „Wer unbedingt hinein will, der findet einen Weg und auch die Zeit dafür.“

Dickeres Fensterglas wird verbaut

Die zweite Arbeitsgruppe wird sich mit der digitalen Sicherheit befassen, die dritte mit der Pädagogik. Frank Michalowski, technischer Koordinator Bildungsbauten, erläutert: „In den Schulen soll es häufiger Diskussionen geben, zudem sollten die Schulleiter früher die Verwaltung und die Polizei warnen, wenn ihnen verdächtige Personen auffallen.“ Auch Lehrer sollen sogenannte Notfallordner besser kennenlernen. „Außerdem haben wir von der Polizei Tipps bekommen, wie man Gebäude besser gegen Einbrecher schützen kann“, so Michalowski. Ohnehin werde nur noch dickeres Fensterglas verbaut. Polizeisprecher Jens Artschwager nennt auf Nachfrage, dass die Kriminalprävention Opferschutz (KPO) die Herner Verwaltung beraten hat.

Andreas Merkendorf berichtet auch, dass man sich in den Nachbarstädten umgehört habe. „Eine Partnerschaft zwischen der Kommune und der Polizei - so etwas gibt es schon in Bochum - ist bei uns in den Überlegungen.“

Die Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.
Montag, 29. August 2022 | Autor: Marcel Gruteser