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Vandalismus mit extremen Ausmaß: Das Otto-Hahn-Gymnasium wurde stark verwüstet.

Stadt zeigt Vandalismus am OHG, Veränderungen angekündigt

Zwischen Wut, Aufräumarbeiten und Zuversicht

Tische und Stühle liegen umgekippt auf dem Boden, Laptops genauso, Wasser tropft von der Decke, Schränke sind aufgerissen, Türen beschädigt, die Cafeteria ein einziger Saustall: Die Liste der Zerstörung am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG, halloherne berichtete und berichtete) ließe sich noch lange fortführen.

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Was bleibt, ist die Fassungslosigkeit der Verantwortlichen, allen voran von Schulleiter Dennis Robertz. Aber auch Schuldezernent Andreas Merkendorf, der Fachbereichsleiterin für Gebäudemanagement, Karla Fürtges, und dem Fachbereichsleiter für Schule und Weiterbildung, Dennis Neumann, steht die Wut über das Ausmaß der Zerstörung am Donnerstag (9.6.2022) noch immer ins Gesicht geschrieben, als sie vom aktuellen Stand berichten.

Passanten entdecken Wasser

Der ist wie folgt: Passanten mit Hunden haben am Morgen des Pfingstmontag (6.6.2022) Wasser von der Decke tropfen sehen und die Polizei informiert. Nachdem die Schulleitung und die Stadtverwaltung informiert wurden, waren einige Personen bereits am Montag vor Ort, um die Lage zu sondieren und ein Krisenteam zusammenzustellen. „Uns ging es zunächst darum, die Sicherheit zu klären und ob der Unterricht ausfallen muss. Schnell war aber klar, dass am Dienstag (7.6.2022) noch kein Unterricht stattfinden konnte“, sagt Robertz.

Im Bereich der Cafeteria herrschte Chaos.

Schuldezernent Merkendorf sagt: „Ich habe am Montagabend bereits mit ihm gesprochen, am Dienstag war ich dann mit Oberbürgermeister Dudda vor Ort. Dieses Ausmaß der Intensität und Brutalität hat uns erschrocken. Es waren nicht einfach nur ein paar Schreibtische umgekippt, sie waren zerstört.“ Er führt weiter aus: „Das ist für Herne bislang einmalig. Außerdem muss es gegen das System Schule gerichtet und mit einem enormen Hass umgesetzt worden sein.“

'Müssen Gebäude schützen'

Fest steht, dass der oder die Täter für das Ausmaß der Zerstörung viel Zeit brauchten und sich länger im Gebäude aufgehalten haben müssen. „Die Frage ist jetzt: Wie gehen wir damit um? Wir müssen schließlich die Gebäude als Eigentum der Stadt und damit auch des Steuerzahlers schützen. Beim Täter oder bei den Tätern muss derweil im Leben alles schief gelaufen sein.“

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Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Bilder von Vandalismusschäden am Otto-Hahn-Gymnasium.

Foto:  Stadt Herne

Erste Konsequenz ist, wie berichtet, ein Sicherheitsdienst an der Schule. Zusätzlich wird es im August 2022 eine Sicherheitskonferenz geben, um mit allen Verantwortlichen zu beraten, welche baulichen und rechtlichen Möglichkeiten (Videoaufnahmen, Alarmanlagen, Schließanlagen) die Stadt ausschöpfen kann. Dazu werde auch die Politik ins Boot geholt, so Merkendorf. Dies führe vielleicht zu einer Neubewertung, welchen Schutz Schulen brauchen. Dazu brauche man aber die Schulleitungen, Lehrer, Schüler, Verwaltung und Politik. „Mein Mitgefühl gilt der Schulgemeinde, ich hoffe, dass alle dort schnell wieder zur Ruhe kommen.“

Diese Ruhe ist bei Dennis Robertz noch nicht ganz eingekehrt. „Nach Bekanntwerden hat uns eine Welle der Hilfsbereitschaft erreicht. Wir haben aber erstmal nur die Lehrkräfte zum Aufräumen kommen lassen“, erläutert der Schulleiter. „So konnten wir Mittwoch (8.6.2022), in Begleitung des Sicherheitsdienstes, wieder öffnen. Ich bin überrascht, dass es so schnell ging.“ Sechs Klassenzimmer seien in einem Trakt unter Wasser gesetzt worden, diese würden noch länger gesperrt bleiben. In der Cafeteria und im Lehrerzimmer seien die Schäden überschaubar.

Feuchtigkeit läuft durch die Mauern

Karla Fürtges vom Gebäudemanagement nennt Details: „Der schlimmste Schaden ist für uns die Feuchtigkeit. Im zweiten Stock wurden die Abflüsse verstopft, außerdem Frischhaltefolie über ein Waschbecken gezogen. So lief das Wasser auf den Boden und sickerte durch die erste Etage ins Erdgeschoss. Dort ist es dann aufgefallen.“ Im ersten Obergeschoss seien die Deckenplatten, die mit Wasser voll gelaufen sind, teils heruntergefallen. Zwei Trocknergeräte wurden bereits aufgestellt.

Blanke Zerstörungswut: Die Laptops waren in einem abgeschlossenen Schrank und wurden auf den Boden geworfen.

„Im Boden ist die Dämmschicht mit Wasser vollgelaufen. Da die Trockenzeit aber zu lange dauern würde, wollen wir Stand Donnerstag (9.6.2022) den Boden in den betroffenen Klassenräumen erneuern. Den Schaden durch die Feuchtigkeit beziffere ich vorsichtig geschätzt auf eine sechsstellige Summe. Durch die eingeworfenen Glasscheiben sind nochmal rund 5.000 Euro Schaden entstanden, ebenso müssen viele Türen erneuert werden“, berichtet die Fachbereichsleiterin.

Alarm wurde nicht bemerkt

Übrigens: Die Alarmanlage war eingeschaltet und hat auch ausgelöst. Nur war sie entweder zu leise oder keiner der Anwohner hat dies als besonders wahrgenommen bzw. sie aufgeschreckt. Allerdings ist sie nicht zur Polizei oder einem Sicherheitsdienst aufgeschaltet - vorrangig sei hier auch ein Sicherheitsdienst als erster Empfänger zu nennen, damit die Polizei nicht bei jedem Fehlalarm ausrücken müsse. „Da müssen wir schauen, was es da zu verbessern gibt“, so Fürtges. Die Gebäudeversicherung übernimmt einen Teil der Schäden, ein Gutachter war bereits vor Ort. „Der Strom im betroffenen Trakt ist abgestellt, die Trockner laufen über eine separate Stromverbindung. Wir hoffen, dass wir in den Sommerferien möglichst weit mit den Reparaturen kommen.“

Doch nicht nur das Gebäude ist beschädigt, auch das Mobiliar. „Ich war fassungslos über das Ausmaß. Beispielsweise wurde der Schrank mit den Laptops aufgebrochen, die Laptops dann aber nicht geklaut, sondern einfach auf den Boden geworfen und zerstört. Das nimmt man als Fachbereichsleiter dann schon persönlich“, sagt Dennis Neumann, zuständig für Schule und Weiterbildung. „Wir müssen noch durchfeuchtete Möbel ersetzen, Smartboards sind hinüber, Kühlschränke kaputt, der Kiosk ist demoliert, Flatscreens wurden mit Schraubenziehern mutwillig beschädigt.“ Nun gilt es, schnell Ersatz zu beschaffen, ein Teil sei durch Vorräte auffangbar, andere Dinge müssen bestellt werden. Eine genaue Schätzung über die Kosten und den Schaden kann Neumann nicht abgeben, es würde aber wohl im fünfstelligen Bereich liegen.

Für das nahende lange Fronleichnahmswochenende um den Feiertag am Donnerstag, 16. Juni 2022, gibt es aber noch keine weiteren Sicherungsmaßnahmen für die weiteren Schulen, sagt Karla Fürtges. „Wir wollen nicht alles 24/7 überwachen, das schaffen wir auch gar nicht, es ist schließlich kein Fort Knox. Wir machen uns nun Gedanken, was wir in den Ferien tun können.“

Der oder die Täter völlig unbekannt

Bezüglich der Tätersuche sagt Schulleiter Robertz: „Ehemalige Schüler sind für mich eher nicht denkbar, das ist reine Spekulation. Das ist Sache der Polizei, das zu lösen. Warum wir als OHG als Tatort ausgewählt wurden, kann ich mir auch keinen Reim drauf machen.“ Fest steht für ihn: „Wir als Schulen wollen offen sein und dass sich alle sicher fühlen. Klar ist, dass wir die Sicherheit erhöhen müssen, denn Schule ist für die Schüler und uns auch Lebensraum.“

Bestürzt zeigt sich auch der schulpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Fabian May: „Das Ausmaß an Gewalt an einem so wichtigen Ort ist nicht begreifbar. Die extremen Schäden an Räumen wie der Cafeteria oder dem Lehrerzimmer zeigen einen Handlungsbedarf für das ganze Stadtgebiet auf. Ich fordere, dass es mit der Sanierung nicht getan sein darf - wir müssen die Sicherheitskonzepte aller unserer Herner Schulen überprüfen.“ Dies betreffe auch mögliche Brand- oder andere Katastrophenfälle.

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Der junge Lehrer, der selbst am OHG sein Abitur gemacht hat, sagt weiter: „Letztendlich sollte das ein Weckruf sein, denn Vandalismus findet an allen Herner Schulen statt, teilweise auch in einem großen Ausmaß. Aber dieser bislang beispiellose Gewaltexzess muss nicht nur aufgeklärt werden, sondern er hat uns als Politik und auch der Verwaltung einiges ins Hausaufgabenheft geschrieben.“

Tische sind umgeworfen, Stühle liegen auf dem Boden.
| Autor: Marcel Gruteser