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Die Autorin Melanie Müller.

Serie 'Frauen ins Scheinwerferlicht' über Melanie Müller

'Manchmal muss man im Leben einfach machen'

Was als Serie zum Weltfrauentag begann, geht nun weiter. halloherne-Redakteurin Julia Blesgen spricht mit verschiedenen Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Dabei geht es unter anderem um ihre persönlichen Werdegänge, die Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten oder was sie ihrem jüngeren Ich oder anderen jungen Mädchen nun mit auf den Weg geben würden. Alle weiteren Teile der Serie sind auf halloherne zu finden.

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Der neue Teil beschäftigt sich mit der Hernerin Melanie Müller. Sie ist das, was man als echten Tausendsassa bezeichnen könnte: Mutter, Ehefrau, Studienrätin, Autorin, Sängerin, Entspannungspädagogin, Selbstwerttrainerin, Lerntherapeutin und nicht zu vergessen Netzwerkerin für Frauen.

Engagement für andere

Melanie Müller ist in Herne geboren, es hat sie aber immer wieder hinaus in die Welt gezogen. Bereits in ihrer Herner Schulzeit entdeckte sie die Liebe zur Musik und beginnt in einer Band zu singen. Später zieht sie nach Hattingen und dann weiter nach Duisburg. In diesen Jahren tritt sie in der Weihnachtszeit mit Bandmitgliedern u. a. auf einer onkologischen Palliativstation in einem Bochumer Krankenhaus auf und erfreut die Patienten mit Liedern, die sie sich selbst aussuchen können. Hier merkte sie schnell, dass sie keine Berührungsängste mit Menschen, die sterben werden, hatte.

Als sie im Jahr 2015 zum ersten Mal Mutter wird, hat sie mit einer komplizierten Schwangerschaft zu kämpfen. „Ich durfte von heute auf morgen nichts mehr machen. Ich durfte meinen Beruf nicht mehr ausüben und musste die ganze Zeit liegen“, berichtet Müller, die Lehrerin am Mulvany Berufskolleg ist, im Gespräch mit halloherne.

In dieser Zeit rät ihr ein befreundeter Arzt, der auf der onkologischen Palliativstation in Bochum arbeitete, sich nebenberuflich zur Entspannungspädagogin ausbilden zu lassen. Gesagt, getan. Nachdem Melanie Müller ihren Sohn gesund auf die Welt bringt und wieder etwas tun darf, begann sie erst ehrenamtlich und dann später nebenberuflich als freiberufliche Entspannungspädagogin auf der onkologischen Palliativstation zu arbeiten.

'Mach es jetzt' wird zum Mantra

Die Autorin Melanie Müller baut ein Netzwerk für Frauen in Herne auf.

Dort rät ihr eine sterbenskranke Frau, jetzt zu leben. „Sie fragte mich, was ich mir wünsche und ich sagte, dass ich gerne einen Prüfungsangstratgeber schreiben würde. Sie sagte: Mach es jetzt. Sieh mich an, ich habe kaum noch Zeit. Verwirkliche deine Träume, solange du es kannst“, erzählt Melanie Müller immer noch bewegt vom Schicksal der Frau.

Nachdem die Frau verstarb, erhielt die heute 46-Jährige von deren Mann einen Briefumschlag mit Sprüchen. Als Melanie Müller diesen öffnet, steht dort: Mach es jetzt. Da Melanie Müller in diesem Moment noch einmal ganz bewusst wird, wie zerbrechlich das Leben ist und dass wir alle nur eine Chance haben, es zu leben, wird dieses „Mach es jetzt“ zu ihrem ganz eigenen Mantra.

Sie schreibt ihren Prüfungsangstratgeber „Prüfungen bestehen für Dummies“ mit dem Sozialpsychologe Christian Mörsch. Doch dabei bleibt es nicht. Es folgt ein weiterer Ratgeber und zwei Kinderbücher. Das Kinderbuch mit dem Titel „Julius und die Hauszwerge“ entwickelt sich dann zu einem Projekt, welches Menschen in Herne zusammenbringt und zugleich die Kreativität von Kindergarten- und Grundschulkinder fördert.

Der Herner Schlagersänger Frank Lindner schreibt einen Song zum Buch und Sina Bonin choreografiert dazu einen Tanz. Sogar Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda unterstützt das Projekt. Bald schon tanzen Schüler, Senioren oder auch Sportvereine zum Hauszwergenlied.

Die beste Pizza in Neapel

Doch auch die Corona-Zeit hat bei ihr Spuren hinterlassen. Wie sehr merkt sie erst, als sie zu Gast in Achim Preikschats Podcast ist. Auf die Frage, was der nächste Traum ist, den sie sich erfüllen möchte, antwortet sie: Einfach nur nach Neapel fliegen und dort die beste Pizza essen. Als sie sich später mit ihrem Mann gemeinsam den Podcast anhört, sagt er zu ihr: „Mach es jetzt! Auf was wartest du?“

Gesagt, getan. Melanie Müller fährt im Sommer 2023 mit ihrer Freundin Nadine nach Italien, um - selbstverständlich - die beste Pizza in Neapel zu essen. Doch die Reise ist noch viel mehr. „Diese vier Tage haben meiner Freundin und mir sehr gut getan. Sie hat uns beide auf unterschiedlichster Weise verändert. Wir konnten einfach mal wieder nur das machen, worauf wir Bock hatten und mussten auf keinen Rücksicht nehmen. Wir konnten stundenlang in einem Cafe sitzen und einfach nur den Moment genießen. Durchatmen und Auftanken. Durch diese Reise haben wir beide losgelöst von allen Rollen auf unterschiedlichster Art und Weise wieder zu uns selbst gefunden“, berichtet sie.

Auf der Suche nach der besten Pizza in Neapel.

In den folgenden Jahren fährt sie immer wieder mit Freundinnen und Freunden nach Italien und daraus entwickelt sich wieder eine Ratgeberidee. Doch dieses Mal ist ein Münchner Verlag so begeistert, dass es sogar eine ganze Ratgeberreihe für Frauen wird. „Es ist ein Selbstwert-Ratgeber über Italien, der Frauen dazu ermutigt, für ein paar Tage den Alltag hinter sich zu lassen, mit der besten Freundin oder Freund zu verreisen und dabei wieder zu sich selbst zu finden. Es soll Frauen inspirieren, sich selbst wieder wichtig zu nehmen“, erzählt Melanie Müller. Der erste Band ist bereits im Oktober unter dem Titel „Wo der Wind weiß, wann er gebraucht wird: Neapel. Ciao altes Ich“ erschienen.

Netzwerk für Frauen

Ferner bietet Melanie Müller auch seit mehreren Jahren Selbstwert-Kurse für Frauen in der vhs und in der Frauenwoche an. Daraus ist nun eine kleine Gemeinschaft geworden, die sich alle vier Wochen an unterschiedlichen Orten zum Stammtisch in Herne trifft. Der Austausch findet über eine Whatsapp-Gruppe statt. „Es entsteht gerade ein ganz tolles Frauennetzwerk. Es zeigt, wie aus Begegnungen, Gesprächen und gegenseitiger Unterstützung etwas Neues wachsen kann. Die teilnehmenden Frauen sind unterschiedlichen Alters und treffen sich mittlerweile regelmäßig. Sowas haben wir ja bisher gar nicht in Herne“, sagt die 46-Jährige.

Ihr ist es wichtig, dass die Frauen so ein paar Stunden aus ihrem Alltag kommen und etwas nur für sich tun. Der Austausch, das Zusammenkommen und die unterschiedlichen Sichtweisen inspirieren die Frauen und lassen sie selbst wachsen. „Ich würde mich freuen, wenn Frauen, die Interesse am Netzwerk haben, sich bei mir melden würden. Wir freuen uns über jeden Neuzugang“, so Melanie Müller.

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Abschließend sagt sie: „Was ich definitiv jeder Frau raten würde ist, erfüllt eure Träume und macht es jetzt. Wartet nicht. Nehmt euch selbst wieder wichtig und nicht nur die Menschen um euch herum.“

Sonntag, 23. November 2025 | Autor: Julia Blesgen