Ein Dokumentarfilm für Opernliebhaber
'La Scala – Die Macht des Schicksals'
80 Tage vor der Premiere. Das Regieteam bespricht mit den Ausstattern noch einmal die Konzeption der Neuproduktion von Giuseppe Verdis „Die Macht des Schicksals“, welche den Irrsinn eines jeglichen Krieges zum Thema hat. Parallel läuft das körperliche Training nicht nur für die Tänzer, letzte Castings werden vorgenommen. Fünf Tage später ist die erste Chorprobe angesetzt. Im ehemaligen Mailänder Ansaldo-Industrieareal, wo sich in den historischen Hallen auch das Museum der Weltkulturen (Mudec) befindet, herrscht Hochbetrieb in den Werkstätten des Teatro alla Scala.
Die feierliche Eröffnung der Mailänder „Scala“ ist seit mehr als sieben Jahrzehnten die wohl wichtigste Premiere des Jahres – im wohl bedeutendsten Opernhaus Europas wenn nicht der Welt. Doch bevor sich der Vorhang am 7. Dezember 2024 für die erste und in Deutschland auf Arte live übertragene fast vierstündige Aufführung von Verdis „La forza del destino“ öffnet, haben über 900 Künstlerinnen, Choreographen, Handwerker und Bühnentechniker monatelang im Schweiße ihres Angesichts geplant, geprobt und teils bis zur Erschöpfung geschuftet.
Hautnah hinter den Kulissen
Hautnah folgt Filmemacherin Anna Bonnefont dem Opernregisseur Leo Muscato, dem charismatischen Dirigenten Riccardo Chailly sowie den Ausstattern Federica Parolini (Bühne) und Silvia Aymonino (Kostüme) bei jedem Schritt dieser Vorbereitungen. Von der Auswahl der Tänzerinnen über die Bühnengestaltung bis hin zu den Generalproben mit weltberühmten Sängern wie der Sopranistin Anna Netrebko und dem Tenor Brian Jagde verlangt der Prozess kompromisslose Akribie und kreatives Genie, das nur ein Ziel kennt: Ein opulentes Bühnenspektakel, das unvergesslich ist.
35 Tage vor der Premiere werden die Teile der Bühne von den Werkstätten ins innerstädtische Opernhaus transportiert und zusammengebaut. Fünf Tage später kann erstmals im richtigen Bühnenbild geprobt werden. Nun muss auch die Akustik abgestimmt werden, aber es gibt, mit einem strenggläubigen katholischen Chormitglied, auch inhaltliche Differenzen, der bei einer bestimmten Szene vor Missverständnissen beim Publikum warnt.
Die halbe Welt live dabei
Zwei Wochen vor der Premiere übernimmt Maestro Riccardo Chailly, seit zehn Jahren Musikdirektor der Scala im Anschluss an seine elfjährige begeisternde Tätigkeit als Gewandhauskapellmeister in Leipzig, die Proben mit Chor und Orchester auf der Bühne. Schon die Pressekonferenz wird live in die halbe Welt übertragen, der Medienhype ist für deutsche Verhältnisse unvorstellbar. Neun Tage vor der Premiere ist schließlich die Applausordnung an der Reihe.
Der gesellschaftliche Auftrieb der High Society zur Premiere wird im Film mit „Dolce Vita“ musikalisch unterlegt, dem 1983er Hit des unter seinem Künstlernamen Ryan Paris bekannten italienischen Sängers, Songwriters, Musikers und Schauspielers Fabio Roscioli aus der Fedeer von Pierluigi Giombini. Oper ist freilich eine Angelegenheit nicht nur für die Reichen und Schönen, die Premiere wird live sowohl in die eleganten Einkaufspassagen Mailands wie der Galleria Vittorio Emanuele II als auch ins Gefängnis übertragen. Und das italienische Fernsehen RAI ist dabei, wie Placido Domingo seinen Kollegen in deren Garderoben über die Schulter spuckt…
„La Scala – Die Macht des Schicksals“ ist eine 92-minütige Hommage an die verborgene und allzu häufig übersehene Arbeit, die ein Opernfest der Superlative mit sich bringt. Fernab des Blitzlichtgewitters am roten Teppich zeigt der Film die Menschen, die Entbehrungen und Spannungen, die die „La Prima“ zu dem Hochfest der Kultur machen, das sie ist. Zum Kinostart am Donnerstag, 18. Dezember 2025 ist die Dokumentation im Filmstudio Glückauf Essen, im Casablanca Bochum, im Rio Mülheim/Ruhr sowie im Filmforum Duisburg zu sehen.
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- Donnerstag, 18. Dezember 2025