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Gabriele Kortas-Zens (li.) und Dorit Isselhorst spielen unter dem Titel

Konzert mit Querflöte und Klavier in der Musikschule

Komponistinnen - Pioniere ihrer Zeit

Unter dem Titel „Komponistinnen - Pioniere ihrer Zeit“ spielen Dorit Isselhorst (Querflöte) sowie Gabriele Kortas (Zens, Klavier) am Samstag, 22. November 2025, ab 18:30 Uhr in der städtischen Musikschule (Gräffstraße 43) ein Konzert. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

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Bei dem Konzert stehen, wie es der Titel verlauten mag, Komponistinnen im Fokus. Kortas und Isselhorst werden Werke von unter anderem Francine Aubin, Maria Theresia von Paradis, Amy Beach und Cécile Chaminade spielen.

Kaum Beachtung gefunden

„In musikwissenschaftlichen Abhandlungen finden Komponistinnen kaum beachtenswerte Berücksichtigung, auch dann, wenn es sich um musikgeschichtlich prägende Ausrichtungen handelt, wie die Klassik und Romantik. Dieser bedeutungsvollen Epoche des 19., vereinzelt auch des frühen 20. Jahrhunderts, entstammen im vorliegenden Programm die meisten Werke“, heißt es dazu.

Betrachtet man die Programme der im 19. Jahrhundert maßgeblichen Konzertorte, wie Wien, Leipzig, Dresden und Berlin, die sich zunehmend an ein Publikum aus dem Bürgertum wandten, so bleiben auch hier Komponistinnen gänzlich unerwähnt. Zwar bemühte man sich darum, neben den damals schon als 'klassisch‘ bezeichneten Werken (Haydn, Mozart Beethoven) anspruchsvolle Neuheiten aus der Musikwelt vorzustellen (Mendelssohn, Schumann, Schubert ) und so Hörgewohnheiten zu lenken, so blieben doch auch damals schon bekannte weibliche Komponistinnen ( z.B. Fanny Hensel, Klara Schumann) außen vor.

Der im 19. Jahrhundert als Dirigent, Pianist und Kritiker bekannte Hans von Bülow zeigt für diese Zeit beispielhaft die vorherrschende Auffassung: „Reproduktives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie produktives ihm unbedingt abzuerkennen ist. Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffs Schöpfer.“

Fanny Hensel verdeutlicht Rückwirkungen

Rückwirkungen im Hinblick auf die für diese Zeit vorherrschende biologisch determinierte Rolle der Frau verdeutlicht Fanny Hensel, die Schwester von Felix Mendelssohn, in ihrer Äußerung: „Dass man übrigens seine elende Weibsnatur jeden Tag, auf jedem Schritt seines Lebens von den Herren der Schöpfung vorgerückt bekommt, ist ein Punkt, der einen in Wut, und somit um die Weiblichkeit bringen könnte, wenn nicht dadurch übel ärger würde (alte Rechtschreibung angepasst, Anm. d. Red.).“

Trotz revolutionärer Bewegungen mit und seit der französischen Revolution blieb die Frau sowohl im deutschsprachigen Raum, als auch in Frankreich quasi rechtlos und vom Mann abhängig. Das preußische Recht gestand dem Ehemann sogar das Recht der Züchtigung zu, mit seiner Erlaubnis war aber auch der Frau höhere Bildung zugänglich.

Im Unterschied zu Bildungsgängen mit höherer Qualifikation, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Frauen den Zugang zum Abitur und Studium öffneten, bot der künstlerische Bereich mehr und viel früher Möglichkeiten der Entfaltung. Besonders in großbürgerlichen Kreisen und im Adelsstand schätzte man Frauen, die in der Lage waren, Gesangspartien auch selbst am Klavier begleiten zu können, jedoch vor allem, um als Ehefrau an Attraktivität zu gewinnen. Unentbehrlich blieb die Frauenstimme trotz gut ausgebildeter Kastraten im Bereich der Oper, allerdings mit deutlichem Unterschied zu Männerstimmen bei der Entlohnung.

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Oft aus Musikerfamilien

Komponistinnen stammten meist aus Musikerfamilien. Abgesehen von privater Unterstützung im familiären Rahmen und mit Hilfe einschlägiger Beziehungen setzten sich vielfach auch anerkannte Persönlichkeiten als Förderer kompositorischer Begabungen in dieser Männerdomäne ein. Um Karriereaussichten zu steigern, verwundert es nicht, dass sich nicht selten ein Komponistinnenname hinter einem männlichen Pseudonym versteckt. Für Komponistinnen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts blieb die schöpferische Arbeit voller Barrieren, so dass das Ergebnis ihres Schaffens durchaus als Pionierleistung Anerkennung verdient.

November
22
Samstag
Samstag, 22. November 2025, um 18:30 Uhr Städtische Musikschule Herne, Gräffstraße 43, 44623 Herne Eintritt frei
Donnerstag, 16. Oktober 2025 | Quelle: Maria Leunig