
Das perfekte Geheimnis
Komödie mit Wotan Wilke Möhring
Drei Frauen, vier Männer, sieben Mobiltelefone. Und die Frage: Wie gut kennen sich diese seit langem miteinander befreundeten Paare wirklich? In seiner Kinokomödie „Das perfekte Geheimnis“ offenbart Drehbuchautor und Regisseur Bora Dagtekin („Türkisch für Anfänger“, „Fuck Ju Göhte“), dass selbst beste Freunde seit Kindertagen längst nicht alles voneinander wissen – und eigentlich auch gar nicht wissen sollten. Und dass ihre Mobiltelefone voller Geheimnisse und pikanter Details stecken, die sie besser auch ihren Partnerinnen vorenthalten.
Ein Abend unter Freunden in luxuriöser Umgebung über den Dächern von München vereint ein großes Star-Ensemble um den Herner Wotan Wilke Möhring als so liebevollen wie einfühlsamen Vater Rocco und Jessica Schwarz als seine kühle Gattin Eva an einen Tisch: Elyas M’Barek als Leo, der für die Zwillinge in Elternzeit gegangen ist, während seine Gattin Carlotta (Karoline Herfurth) Karriere in der Werbebranche macht, was Leos Mutter (Adriana Altaras) ihr beinahe täglich aufs Butterbrot schmiert, Jella Haase als wohlhabende, daueroptimistische Tierärztin Bianca und Frederick Lau als ihr taxifahrender, vom Leben nicht gerade verwöhnter Freund Simon sowie Florian David Fitz als Lehrer Pepe, der mit Frauen bisher kein Glück hatte und daher als einziger ohne Begleitung erscheint.

Als sie bei einem opulenten Abendessen anlässlich des seltenen Ereignisses einer auch ohne Pepes mitgebrachtem Fernrohr vom Balkon aus gut sichtbaren Mondfinsternis über Ehrlichkeit gegenüber ihrer Partner diskutieren, entschließen sie sich nach Roccos internationalen Tapas und einem nur mit zahlreichen Flaschen Wein erträglichen Schokohuhn ausgerechnet auf Drängen der Psychologin Eva zu einem gewagten Spiel: Alle sieben legen ihre Smartphones auf den Tisch, Flugmodus dieser, so Eva, „Flugschreiber unseres Lebens“, ausgeschaltet. Alles, was nun reinkommt, wird geteilt: Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate laut mitgehört, jede noch so kleine WhatsApp wird gezeigt. Was als harmloser Spaß beginnt, artet bald zu einem emotionalen Kuddelmuddel aus – voller überraschender Wendungen und delikater Offenbarungen. Denn in dem scheinbar perfekten Freundeskreis gibt es mehr Geheimnisse und Lebenslügen, als zu Beginn des Spiels zu erwarten waren...
Wotan Wilke Möhring und Jessica Schwarz spielen die Gastgeber, das Ehepaar Rocco und Eva Koch. Für beide war „Das perfekte Geheimnis“ die erste Zusammenarbeit mit Bora Dagtekin. Rocco, für die heftig pubertierende 14-jährige Tochter Sophie (Emily Kusche) einziger familiärer Halt, hat sich aus einer Handwerkerfamilie zum Schönheitschirurgen hochgearbeitet. „Das trägt er nicht vor sich her, aber das ist eine Leistung, auf die er stolz sein kann“, so Wotan Wilke Möhring und erklärt: „Der Job bedeutet ihm viel, aber noch mehr bedeuten ihm seine Frau und seine Tochter. Doch angesichts der ganzen menschlichen Probleme, mit denen Eva als Psychologin konfrontiert wird, kann sie sich kaum vorstellen, dass ihr Mann einfach nur herzensgut ist und sie bedingungslos liebt.“ Von allen vier Freunden ist Rocco der älteste. „Ich weiß nicht, ob er damals der Anführer war, aber sicherlich ist und war er der ruhende Pol“, sagt Wotan Wilke Möhring. „Es ist fraglich, ob die Jungs immer noch so eine tief empfundene Freundschaft hätten, wenn sie sich erst heute treffen würden. Durch ihre Partnerinnen haben sie sich in sehr unterschiedliche Richtungen entwickelt. Aber sie blicken auf viele gemeinsame Erlebnisse seit ihrer Kindheit zurück. Das schweißt sie zusammen.“
Inspiriert vom italienischen Kinofilm „Perfetti sconosciuti“ von Paolo Genovese aus dem Jahr 2016, der allein in Italien 2,7 Mio. Besucher zählte und in rekordverdächtigen anderthalb Dutzend Ländern adaptiert worden ist, haben Bora Dagtekin und die Constantin-Produzentin Lena Schömann die Grundidee aufgegriffen und binnen 111 Minuten eine zeitgemäßere Interpretation für das deutsche Kinopublikum geschaffen, in der die Männer nicht nur reine Machos sind und die Frauen größere Entfaltungsmöglichkeiten haben als im Original. Wobei das Familien- und Weltbild, das Bora Dagtekin hier vorführt, mit „konservativ“ noch sehr freundlich beschrieben wird: Die Frau will sich in Wahrheit nur äußerlich perfektionieren statt sich im Beruf zu verwirklichen, sie sehnt sich allein nach Apfelschnitz-Teilung mit anderen Müttern im Sandkasten. Und der Mann bleibt der stets kleine Junge, der davon träumt, einmal Ernährer – und väterlicher Held – der Kleinfamilie zu werden.

Wotan Wilke Möhring zur Frage: „Ein Leben ohne Handy?“: „Ich bin dankbar für jeden Moment ohne Handy. Es ist zwar auch ein Arbeitsinstrument, aber ganz realistisch betrachtet, ist die Zeit, in der man es wirklich für die Arbeit nutzt, doch relativ gering. Ich finde es erschreckend, wenn ich in der Bahn oder sonst wo in der Öffentlichkeit sehe, wie das Handy unseren Alltag dominiert. Ich habe drei Kinder, die natürlich das Handy mit all seinen Möglichkeiten ganz toll finden. Wenn die aber rausgehen, in den Wald oder auf die Wiese, dann wird das Handy völlig uninteressant. Das ist meine persönliche Erfahrung und zugleich meine Hoffnung, dass diese technische Entwicklung auch irgendwann ihren Höhepunkt erreicht hat.“
Das ungemein unterhaltsame, weil sehr pointierte boulevardeske Kammerspiel „Das perfekte Geheimnis“, das sich bis auf einige einleitende Szenen ausschließlich in der großzügigen Dachgeschoss-Altbauwohnung der Gastgeber Eva und Rocco abspielt, ist am Montag, 7. Juli 2025, um 20:15 Uhr bei Sender Kabel 1 Classics zu sehen.