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Wortlos: Nina Palčeck (Maren Eggert) und ihr Sohn Lars (Jona Levin Nicolai) auf der Insel.

Packende Mutter-Sohn-Geschichte

'Kein Wort' mit viel Musik

Update, Donnerstag, 11. Juli

Läuft weiterhin im Sweetsixteen in Dortmund..

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Eine Drohne kreist surrend durch die Münchner Wohnung, in der die Dirigentin Nina Palčeck (Maren Eggert) Klavier spielt – mit Kopfhörern. Sie bereitet sich auf ein wichtiges Konzert vor und nimmt gar nicht wahr, dass ihr Sohn Lars (erste Kino-Hauptrolle des Berliners Jona Levin Nicolai) solchermaßen um Aufmerksamkeit buhlt. „Hast du gefrühstückt?“ fragt sie ihn kurz angebunden: Lars hat den Toast verbrennen lassen. Als sie ihn zur Schule fährt, ruft Julijan (Marko Mandić) an und drängt zur Eile: wichtige Leute von Sony wollen in die Philharmonie kommen.

Mitten in der Orchesterprobe muss Nina den Dirigentenstab an ihre Assistentin Yura (Yura Yang) weiterreichen: Es hat einen Vorfall an der Schule gegeben und Lars ist mit Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Niemand will so recht mit der Sprache herausrücken, nur ganz im Ungefähren erfährt Nina von der Lehrerin Gyami (Gina Haller), dass ein Mädchen umgekommen ist und Lars, obwohl er es kaum kannte, sich daraufhin aus dem Fenster des Klassenzimmers stürzen wollte. Ninas „Ex“ Alex Goff (Mehdi Nebbou), der den letzten Elternsprechtag versäumt hat, schaut nur kurz in der Poliklinik vorbei: Terminstress.

Kurzurlaub auf der Insel

Hat Lars, der technikbegeisterte Bastler, vielleicht nur das Fenster reparieren wollen? Ein ruhiges Gespräch zwischen Mutter und Sohn kommt nicht zustande, schon wieder funkt Julijan dazwischen. Sodass die Alleinerziehende eine für ihre berufliche Karriere schwierige Entscheidung trifft: Ein fünftägiger Kurzurlaub mit Lars, der sich den Ort aussuchen darf. Seine Wahl fällt auf Belle-Île-en-Mer, die größte bretonische Atlantikinsel, genauer gesagt auf Locmaria, einem Ort voller Erinnerungen an schöne Sommerurlaube.

Doch „ihr“ kleines, längst winterfest gemachtes Haus am Strand, das ihnen die Tankstellen- und Ladenbesitzerin Barban (Maryam Zaree) in aller Eile herrichtet, erweist sich als dunkel und kalt – und der trostlose Strand bei böigem Wind und regnerischem Wetter als nicht wirklich erholsam. Die im Internet für Aufsehen sorgende „Schreckenstat“ an der Münchner Schule steht ständig zwischen den beiden – unausgesprochen. Nina misstraut diesbezüglich ihrem Sohn und ist gleichzeitig nicht ehrlich zu ihm: Yura und Julijan bedrängen sie, nach München zurückzukehren.

Lars zieht sich zurück

Lars zieht sich jeden Tag weiter zurück. Nicht zuletzt, weil ihn Barbans Tochter Guenola (Juliane Siebecke) an seine 13-jährige Münchner Klassenkameradin Karla erinnert. Mit der er nach Schulschluss häufig Verstecken gespielt hat. Auch am Tag ihres Todes war er mit Karla verabredet, aber sie ist nicht gekommen. Als die Fähre aufgrund eines Sturms nicht zum Festland verkehrt und Nina sich bei einem Absturz verletzt, kommen sich Mutter und Sohn erstmals näher. Letzterer verbindet ihre Wunden, kocht Spaghetti – und macht das Segelboot wieder flott…

Die ehrgeizige Dirigentin Nina Palčeck (Maren Eggert) versagt als alleinerziehende Mutter.

Hanna Slak im Grandfilm-Presseheft: „Auf der Insel treffen unsere Protagonisten auf eine andere Familie. Die Unterschiede zwi­schen den beiden Familien machen die blinden Flecken in der Beziehung zwischen Nina und Lars deutlich und entlarven sie als Stadtmenschen, die an das Leben auf der Insel nicht gewöhnt sind. Das junge Mädchen Guen ist etwa so alt wie Lars und wie die ermordete Schülerin.“

Weiter sagt sie: „Zunächst wirkt sie zerbrechlich und verletzlich; wir befürchten, dass Lars eine Bedrohung für sie sein könnte. Doch es ist die Leichtigkeit, mit der Guen ihre Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringt, die in Lars einen längst überfälligen Prozess der Selbst­erkenntnis auslöst, der die Dinge zwischen ihm und Nina gefährlich in Bewegung bringt.“

Gustav Mahlers 'Fünfte'

Gustav Mahlers Fünfte Sinfonie taucht fünfmal im Film auf - einmal für jeden Satz, während die Ge­schichte durch ihre eigenen Erzählbewegungen fortschreitet. Hanna Slak wollte das Gefühl erreichen, „dass die Symphonie auch dann weiterläuft, wenn wir sie nicht hören, dass sie immer da ist und im Hintergrund von Ninas Gedanken spielt, dass die Musik die Geschichte tatsächlich beeinflusst und verändert.“ Die Idee war, die Musik im Film mit der Stimme der Natur zu verbinden, die Musik mit den Geräuschen der Insel zu verbinden: Wind, Meer, Vögel. „Kein Wort“ ist ein Film, in dem es darum geht, wieder zu lernen, zuzuhören - der Musik, den Menschen, aber auch der Natur.

Im vierten Spielfilm der Deutsch-Slowenin Hanna Slak wirken mit Maren Eggert ein ehemaliges und mit Gina Haller ein aktuelles Ensemblemitglied des Schauspielhauses Bochum mit. Uraufgeführt am 11. September 2023 beim Toronto Film Festival, die Deutsche Erstaufführung erfolgte am 30. April 2024 beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern, startet der 87-minütige Film „Kein Wort“ am Donnerstag, 4. Juli 2024 in den Kinos, bei uns zu sehen in der Endstation Bochum, im Sweetsixteen Dortmund und im Metropol Düsseldorf.

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  • Donnerstag, 4. Juli 2024
Mittwoch, 3. Juli 2024 | Autor: Pitt Herrmann
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