Miteinander zeigten Hunderte Solidarität
Herner stehen friedlich zusammen
Auch nach den Morddrohungen gegen Pfarrerin Melanie Jansen (halloherne berichtete) finden weiterhin Aktionen für ein solidarisches und friedliches Miteinander in der Herner Innenstadt statt. Seitdem sich Gegner der Corona-Maßnahmen in der Herner Innenstadt treffen, zeigt die Herner Zivilgesellschaft wieder einmal ihr Gesicht und setzt Samstag für Samstag ein deutliches Zeichen für ein solidarisches Miteinander in der Pandemie.
„Gemeinsam wollen wir für ein friedliches Miteinander beten und ein Zeichen gegen die Spaltung unserer Gesellschaft und Geschichtsverleugnung sowie für Frieden und ein gutes Miteinander in unserer Stadt setzen," sagt Pfarrerin Melanie Jansen, die das Friedensgebet mit organisiert. Melanie Jansen lässt sich von den Morddrohungen nicht einschüchtern und erfährt eine breite Solidarität aus der Bevölkerung.
Rund 450 Teilnehmende
Diese Solidarität fand auch darin ihren Ausdruck, dass am Samstag (22.1.2021) mehrere hundert Menschen an dem erneuten Friedensgebet vor der Kreuzkirche teilnahmen. Darunter waren Vertreter der Westfälischen Landeskirche, evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem gesamten Kirchenkreis und katholische Pfarrer aus dem Dekanat Emschertal. Als deutliches Zeichen ihrer Solidarität mit Melanie Jansen kamen sie an diesem Samstag in ihren Talaren und in ihren Liturgischen Gewändern. Zudem nahmen auch Vertreter aus dem Rat der Stadt mit Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und auch Michelle Müntefering an dem Gebet teil.
Glockengeläut zum Anfang
Mit minutenlangem Glockengeläut begann auch dieses Friedensgebet, das von Domkapitular Pastor Meinolf Mika, als Vertreter der Katholiken, geleitet wurde. Melanie Jansen stand an diesem Samstag zwar im Mittelpunkt, aber nicht am Mikrofon. Diesen Part übernahm für die Evangelische Gemeinde Superintendentin Claudia Reifenberger, die aus dem Johannes Evangelium las und die Friedensgebete vor der Kreuzkirche als eine Form der Deeskalation, als eine heilsame Unterbrechung ansieht, die auch die coronageplagte 'Normalbevölkerung' nötig hat, um den eigenen Blick in der Pandemie neu zu justieren. „Eine Pandemie, die uns allen viel abverlangt und uns ein Stück weit mürbe macht.“
Schalom alejchem - Wir wünschen Frieden
Nach der Superintendentin traten Mitglieder der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen ans Mikrofon. Imam Ibrahim Nazik betete eine Sure aus dem Koran vor und die Jugendleiterin Alanur Davulcu las einen Text vor, der von der gegenseitigen Liebe der Menschen und der Gottesliebe handelte, einer Liebe, die für uns alle reicht, gleich welchen Glaubens. Unterbrochen wurden die Gebete und Texte jeweils von Friedens-Liedern wie zum Beispiel dem jüdischen 'Schalom alejchem'. Nach dem gemeinsamen 'Vater Unser' und dem Abschlusslied 'Herr gib uns deinen Frieden' trat Melanie Jansen doch noch ans Mikrofon und dankte den vielen Menschen für ihre (An)Teilnahme. Gleichzeitig lud sie ein, am kommenden Samstag, 29. Januar 2022, 11 Uhr, an dem nächsten Friedensgebet teilzunehmen.
Applaus am Robert-Brauner-Platz
Im Anschluss gingen die Teilnehmenden geschlossen über die Bahnhofstraße zum Robert-Brauner-Platz. Dort nahmen die Mitglieder des Bündnis Herne die Menschen unter Beifall in Empfang. Auf ihrem Weg durch die Innenstadt kamen den Hunderten ein kleines Grüppchen von Gegnern der Corona-Maßnahmen entgegen. Über Lautsprecher gaben diese merkwürdige Parolen aus wie: „Maskentragen ist der neue Hitlergruß“ oder 'Maskentragen verringert den Sauerstoffgehalt, Kinder brauchen Sauerstoff zum Leben'.
Bündnis-Sprecherin Lena warnte in ihrer Rede sowohl vor den Gegnern der Corona-Maßnahmen, auch wenn sie heute nur ein kleines Häufchen waren, als auch vor dem, von ihnen bevorzugten, Messengerdienst 'Telegram' - von vielen auch als Darknet für die Hosentasche bezeichnet. Ein Dienst, der keine Datenschutzerklärung bereithält, Falschmeldungen nicht löscht und problematische Inhalte nicht aussortiert, anders als zum Beispiel Youtube oder Facebook. Dies alles seien Gründe, warum sich Verschwörungstheorien ungehindert verbreiten können und Menschen wie Attila Hildmann ungestört Fake News verbreiten können.
11 Uhr - jeden Samstag
Parallel finden die Samstags-Aktionen an drei Orten in der City statt. Die Gruppe der „Schirme gegen Rechts“ halten eine Mahnwache am Shoah-Mahnmal, das „Bündnis Herne für ein solidarisches Miteinander“ lädt zur Kundgebung am Robert-Brauner-Platz und vor der Kreuzkirche am Europaplatz findet das Ökumenische Friedensgebet statt - organisiert von der Evangelische Kreuz-Kirchengemeinde, die Katholische Kirchengemeinde St. Dionysius und die Islamische Gemeinde Röhlinghausen.