Viele Hände machen es möglich
'Heiligabend nicht allein‘ – CVJM-Feier 2025
Seit fast einhundert Jahren ist die Weihnachtsfeier „Heiligabend nicht allein“ eine gute Tradition des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen). Sie richtet sich an Menschen, die allein leben, keine eigene Wohnung haben oder nicht über ausreichende finanzielle Mittel für eine eigene Feier verfügen.
In diesem Jahr hatten sich 85 Menschen angemeldet – am Mittwochabend (24.12.2025) sitzen schlussendlich etwas mehr als 90 Gäste an den Tischen, die am Morgen von über 30 Helfern gedeckt und liebevoll geschmückt wurden.
Die Gäste kommen in Alltagskleidung oder festlich herausgeputzt, manche mit Weihnachtsmützen oder Rentiergeweihen auf dem Kopf. Sie alle werden von den 15 Helfenden, die an diesem Abend im Einsatz sind, herzlich empfangen und zu ihren Plätzen begleitet.
Winni und Christine – seit 50 Jahren dabei
Anschließend begrüßt die heutige CVJM-Vorsitzende Margret Springkämper die Gäste. In ihren Händen – ebenso wie in denen der pädagogischen Leiterin des CVJM, Noemi Bruch – liegt die Organisation des Abends. Springkämper selbst hat bereits als Jugendliche zum ersten Mal bei der Feier mitgeholfen. Überhaupt gibt es viele „Wiederholungstäter“ unter den Ehrenamtlichen: Am längsten dabei sind wohl Winni und Christine, die sich seit rund 50 Jahren an Heiligabend engagieren und in der Küche ein eingespieltes Team sind.
„Wir opfern keine Zeit, wir sind gerne hier!"
Doch ganz gleich, ob seit Jahrzehnten dabei oder neu im Team – wir alle entscheiden uns bewusst dafür, Zeit zu schenken – nicht zu opfern. Nicht aus Pflicht, sondern aus Freude und aus der Überzeugung heraus, dass dieser Abend für uns genauso bereichernd ist wie für unsere Gäste.
Auch unter den Besuchern sind viele, die seit Jahren regelmäßig kommen. Geschätzt wird nicht nur das Essen – Kaffee, Kuchen, Getränke und ein warmes Abendessen – gestiftet vom Partyservice Heerrmann –, sondern vor allem die Wärme und die Gemeinschaft. Viele Gäste bringen bewegende Lebensgeschichten mit und können an diesem Abend ihre Sorgen für ein paar Stunden hinter sich lassen.
„Ich komme nicht ins Grübeln und ins Traurigsein"
So wie zum Beispiel die 65-jährige Sylvia, die in diesem Jahr quasi ihr „silbernes Jubiläum“ feiert: Die alleinlebende, kinderlose Frau nimmt zum 25. Mal an der Feier teil. Vater, Mutter und Bruder starben innerhalb eines Jahres, ihr Mann, mit dem sie seit 1985 zusammen war, vor elf Jahren. Da ihr Mann zuvor verheiratet war, erhält Sylvia nur eine Witwenrente von 30 Prozent. Nach Abzug aller Kosten bleiben ihr rund 100 Euro im Monat zum Leben.
Die 21-jährige Lena aus dem Kosovo sitzt gemeinsam mit ihrer zweieinhalbjährigen Tochter Valeria und der Großmutter am Tisch. Nach einer zweijährigen Unterbrechung ist sie froh, wieder dabei sein zu können. Die kleine Valeria freut sich – wie alle anderen Kinder an diesem Abend – besonders über ein „extra“ Kindergeschenk. Das Herner Spielezentrum hat dafür Brettspiele mitgebracht, aus denen sich jedes Kind eines aussuchen darf.
Zum dritten Mal ist die 75-jährige Rosi dabei. Auch sie lebt allein. Zwar hat sie einen Sohn, doch der Kontakt ist vor Jahren abgebrochen. Sie ist dankbar, an diesem Abend nicht allein zu sein: „Das hilft mir über den Abend. Ich komme nicht ins Grübeln und ins Traurigsein“, sagt sie. Regelmäßig besucht sie zudem den Mittagstisch der Gemeinde – dort bekommt sie einmal pro Woche eine warme Mahlzeit, oft ist es die einzige in der Woche.
Weihnachtsgeschichte und gemeinsames Singen
Wie in jedem Jahr liest Margret Springkämper die Weihnachtsgeschichte vor, unterbrochen vom – von vielen bereits erwarteten – gemeinsamen Singen der Weihnachtslieder. Die Liedtexte werden dabei karaokeartig an die Wand projiziert, sodass alle, die möchten und vielleicht nicht ganz textsicher sind, mitsingen können.
Rockige Weihnachtslieder und die „Schnee-See-Klee-Reh-Fee“
Große Augen macht das Publikum, als der diesjährige Show-Act, Musiker Michael Völkel, den Saal betritt. Mit Dudelsack und Gitarre verwandelt er bekannte Weihnachtslieder in rockige Versionen und sorgt damit sofort für ausgelassene Stimmung. Besonders großes Gelächter ruft seine Geschichte von der „Schnee-See-Klee-Reh-Fee“ mit ihren sechsundsechzig Zehen hervor. Die Gäste klatschen, singen mit – und entlassen ihn natürlich erst nach Zugaben.
Viele Spender, viele Helfer so gelingt die Feier
Möglich wird dieser Abend nicht nur durch die vielen Helfer am Morgen und am Abend, sondern auch durch zahlreiche private Spender sowie Vereine und Unternehmen, die sich oft schon seit Jahren mit Geld- und Sachspenden engagieren. Dank dieser Unterstützung konnten auch die Geschenktüten, die jeder Gast am Ende des Abends erhielt, so reich gefüllt werden.
Margret Springkämper, die im Vorfeld gezielt Menschen um Unterstützung für die Feier bittet, zeigt sich im Gespräch mit halloherne noch immer gerührt: „In diesem Jahr gab es zudem vier Großspender, die 1.000 bis 1.500 Euro spendeten. Dadurch konnten wir noch einmal einkaufen und die Tüten noch reichhaltiger bestücken. Ich finde es in jedem Jahr aufs Neue einfach großartig.“
So hat sie die Großzügigkeit der Menschen auch in diesem Jahr wieder überwältigt und sie sagt: „Diese Hilfsbereitschaft gibt uns doch den Glauben an die Menschheit zurück.“