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Leere Stühle gehören in den Grundschulen wieder der Vergangenheit an.

Einschätzungen von drei Schulleitern

Grundschulen: So ist die Lage aktuell

Die aufgrund der Corona-Pandemie geschlossenen Grundschulen sind seit Mittwoch (13.5.2020) wieder für alle Klassen in einem rotierenden System geöffnet. Im Vorfeld wurde die Vorgehensweise und Informationspolitik des NRW-Schulministeriums von der Schulleiter-Vereinigung NRW kritisiert (halloherne berichtete). halloherne sprach mit Grundschul-Rektoren über die aktuelle Situation an Herner Grundschulen und auch darüber, wie die im August anstehenden Einschulungen ablaufen sollen.

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Martina Nissalk, Schulleiterin der Laurentiusschule, ist zufrieden mit der Situation an ihrer Grundschule: „Bei uns ist die Lage ganz entspannt. Sowohl bei den Schülern, als auch bei den Lehrern. Jeder Jahrgang kommt an einem anderen Tag in die Schule. Wir haben uns bemüht unter Berücksichtigung der Feiertage, dass alle Schüler möglichst an gleich vielen Tagen Unterricht haben."

Dies sei alles mit einem hohen Organisations-Aufwand verbunden gewesen. So halte sich die Schule strikt an das Infektions-Schutzgesetz. Die Kinder kommen zeitversetzt in die Schule und werden nacheinander in die Klasse geführt, die Hygiene-und die 1,5-Meter-Abstandsregelungen werden umgesetzt und die Kinder lernen in kleinen Gruppen von maximal 13 Kindern. In den Klassenräumen müssen die Kinder aufgrund der Abstandsregelungen keine Mund-Nase-Schutzmasken tragen, so Nissalk.

Schulleiterin Martina Nissalk von der Laurentiusschule in Unser-Fritz.

„Für jede Lerngruppe wurde ein eigener Raum hergerichtet. Die Lerngruppen werden zeitlich versetzt zum 120-minütigen Unterricht für die Jahrgänge 1 und 2 beziehungsweise zum 150-minütigen Unterricht für die Jahrgänge 3 und 4 bestellt, um Ansammlungen auf dem Schulhof sowie im Gebäude zu vermeiden. Die Kernfächer Mathe, Deutsch sowie Sachunterricht werden unterrichtet. Die Lehrkräfte können zusätzlich noch entscheiden, ob sie die Kinder beispielsweise noch in Englisch unterrichten oder auch im kreativen Bereich fördern. Aufgrund der Verordnungen können zur Zeit aber keine Hof- und Frühstückspausen stattfinden", berichtet Nissalk weiter.

Nissalk berichtet auch von der guten Zusammenarbeit auf lokaler Ebene mit der Stadt: „Wir haben ausreichend Masken, Seifen und Desinfektionsmittel bereitgestellt bekommen. Die städtische Seite ist sehr bemüht, die Schulen zu unterstützen." Die Planungen für anstehenden Einschulungen bereiten ihr jedoch etwas Kopfzerbrechen. „Normalerweise würden wir nun schon konkret die Einschulungen planen. Dies können wir zurzeit nicht, da wir bisher keine konkreten Pläne vom NRW-Schulministerium erhalten haben. Ich finde es wirklich sehr schade, dass die Informationspolitik nicht hinhaut. Denn wir möchten den Kindern trotz der Umstände ein schönes Einschulungs-Erlebnis bescheren können."

An der Südschule im Stadtbezirk Eickel zieht Schulleiterin Raphaela Brinkhoff ein zufriedenes Zwischenfazit. „Die Kinder kommen gerne hier hin und halten die Abstands- und Hygieneregeln ein. Auch die Kollegen haben sich gefreut, wieder mit den Schülern arbeiten zu können. Es ist wieder ein kleines Stück Normalität“, so Brinkhoff. „Aber die Eltern würden sich noch ein paar mehr Infos der Landesregierung wünschen.“

267 Kinder hat die Schule an der Plutostraße, in der größten Klasse werden derzeit 14 Kinder gleichzeitig unterrichtet. Die Aufteilungen klappen laut Raphaela Brinkhoff gut, neben den üblichen Markierungen auf dem Schulhof gibt es drei unterschiedliche Gebäudebereiche, in denen sich die Schüler nicht untereinander begegnen.

„Für die Erstklässler haben wir morgens ein Seil mit Markierungen vorbereitet, dass gespannt so den nötigen Abstand etwas einfacher darstellen lässt. Die Älteren setzen alles schon gut von alleine um“, berichtet die Schulleiterin. Draußen und in den Gängen werden auch Mund-Nase-Schutzmasken von Schülern und Lehrern getragen, in den Klassen aber nicht. Wie bei den anderen Grundschulen wechseln sich täglich die vier Stufen mit Schulbesuchen ab.

Der leere Schulhof der Grundschule Laurentius, bevor die Kinder wieder zurückdurften.

Für die Abschlussklässler soll es am Ende des Schuljahres in irgendeiner Form eine kleine Feier geben, berichtet Brinkhoff. Genaueres sei aber noch nicht geplant, dazu sei die Lage derzeit auch noch zu unklar. Einen generellen Wunsch hat Raphaela Brinkhoff noch: „Alle sollen gesund bleiben.“

Ähnliches hofft auch Isabella Lenort-Thauern, Schulleiterin der Grundschule an der Forellstraße. „Glücklicherweise ist kein Kollege krank, sodass alles normal läuft. Die Schüler halten sich an die Regelungen und gehen sehr gesittet mit der Situation um“, erläutert die Schulleiterin. Viele von ihnen würden auch einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Insgesamt hätte es sich vom ersten Tag an gut eingependelt, die Lehrer hätten sich auf die Schüler gefreut.

„Lediglich ein Kind aus der Notbetreuung hat Probleme mit den Vorschriften. Da müssen wir noch Gespräche führen, im schlimmsten Fall müssen wir es dort ausschließen“, berichtet Lenort-Thauern. Mit 29 Kindern wäre die Notbetreuung auch am Rand der Kapazität angekommen, ein Schüler könnte noch aufgenommen werden.

Derweil plant sie am letzten Schulttag für die Viertklässler eine Verabschiedung im kleinen feierlichen Rahmen. „Wir haben ein großes Schulgelände, da können die beiden Klassen für jeweils eine Stunde nacheinander mit dem nötigen Abstand vor Ort sein“, sagt Isabella Lenort-Thauern. „Dann können wir mit den Schülern und ihren Eltern die Grundschulzeit Revue passieren lassen und ein kleines Präsent überreichen. Ohne Verabschiedung wollen wir die Schüler nicht gehen lassen.“

Die Grundschule an der Forellstrasse.

Mehr Sorgen bereitet ihr dagegen die kommende Einschulung: „Ich denke, das ist allen Schulleitern momentan noch ein Rätsel, wie das funktionieren soll. Wir hoffen, dass bald neue Informationen kommen und ein regulärer Betrieb mit Regeln nach den Sommerferien stattfinden kann.“ Dazu gehöre beispielsweise ein festes Pausenkonzept.

Klar ist, dass eine Seperation wie derzeit gerne vermieden werden soll, wenn es denn möglich ist. „Wie sollen sich sonst Erstklässler an die Schule gewöhnen können, wenn sie nur selten vor Ort und dann unter sich sind?“, fragt Lenort-Thauern und schließt an: „Ein Mal die Woche vor Ort wäre für sie eine Katastrophe.“ Manche von ihnen hätten naturgemäß auch mehr Probleme, sich an das neue Umfeld zu gewöhnen.

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Wichtig ist ihr zu betonen, dass die Schulen nichts selbst entscheiden dürfen, sondern lediglich die Vorgaben der Landesregierung und des Schulministeriums bekommen und diese umsetzen müssen. Auch hätte sie gemerkt, dass der distanzierte Unterricht, als die Schulen noch geschlossen waren, nicht alle Schüler gleichermaßen erreicht. „Da sind dann einfach die Gegebenheiten mit Wohnungsgröße und Ablenkungen als auch die Ausstattung zu Hause überall unterschiedlich, das haben wir an den Aufgaben gemerkt, die bearbeitet und zurückgeschickt wurden.“

| Autor: Julia Blesgen/ Marcel Gruteser
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