
Kindertheater im Heimatmuseum Unser Fritz
Glück Auf! Von ObenDrüber und UntenDrunter
Weil die eigentliche Expertin, die Kuratorin Karin Schmidt, plötzlich erkrankt ist, sollen nun die Museumsangestellte Doris Withusen (Silke Geyer) und der ehemalige Bergmann Ewald Gatzke (Klaus Hermann) die in einer großen Gezähekiste angelieferten Exponate der Ausstellung Glück Auf! Von ObenDrüber und UntenDrunter über die Geschichte des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet aufbauen. Absolutes Neuland für beide. Mit dem größten Brocken fangen sie an: einem Sandstein-Klumpen aus dem Muttental südlichen von Bochum, der Wiege des Ruhrbergbaus. Da muss Ewald ‘ran, denn Doris „hat Rücken“. Was die penible Historikerin aber nicht davon abhält, den einstigen Kumpel nach Herzenslust herum zu dirigieren.
Zum Glück sind die anderen Ausstellungsstücke deutlich kleiner. Mit denen sich eine spannende Geschichte erzählen lässt, die in die Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückführt – und in den Hinterhof des Zechensiedlungshauses der Paslowskys. Wo das Geschrei groß ist: Liesel hat den Hühnerstall offengelassen und nun läuft das ganze Federvieh der Großeltern wild durcheinander. So ist es kein Wunder, dass bei dieser Aufregung Liesels Opa vergisst, den Käfig mit dem Kanarienvogel Hansi und seine blecherne Butterbrotdose mit zur Zeche zu nehmen. „Das gibt Ärger!“, weiß die Enkelin und läuft ihrem Großvater hinterher. Damit er seine Stullen bekommt für die „Buttern auf der Gezähekiste“ genannte Brotzeit auf der Werkzeugkiste. Noch wichtiger freilich ist der Vogel – als lebendes Frühwarnsystem vor Grubengas unter Tage.
Frauen und Kinder haben auf Zeche freilich nichts zu suchen, da muss Liesel schon den Maschinisten überlisten, um in die dunkle, ihr völlig unbekannte Welt unter Tage einfahren zu können. Aber wie soll sie ihren Weg zum Opa, der mit dem Bohrhammer in einem der zahllosen Strebe „vor Kohle“ malocht, finden? Und dann atmet plötzlich Hansi auch noch so komisch. Zum Glück bekommt die Kleine Hilfe vom mächtigen Berggeist, sodass Liesel ihren Großvater und die anderen Kumpel seiner Schicht in letzter Minute vor einer Grubengasexplosion warnen kann…
„Glück Auf! Von ObenDrüber und UntenDrunter“ ist eine Stückentwicklung der beiden Bochumer Theatermacher Silke Geyer und Klaus Hermann, die im HalloDu Theater auf der Zeche Lothringen in Bochum-Gerthe Premiere feierte. Die gebürtige Wiesbadenerin, die u.a. die Clownsschule Philipe Gaullier in Paris besucht hat und 1995 das Theater Wilde Hummel gründete, und der aus Bayern nach Bochum gekommene langjährige „Käpt’n Blaubär“-TV-Darsteller im WDR, der 2003 das HalloDu-Theater aus der Taufe hob, lassen in ihrem äußerst kurzweiligen Dokutheater anschauliche Bilder von über und unter Tage entstehen – für Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren sowie ihre erwachsenen Begleiter.
Inszeniert hat diese knapp einstündige Mischung aus Schauspiel, Puppenspiel, Live-Animation und Schattentheater Susanne Olbrich vom Berliner TheaterFusion. Dieses sehr spannend erzählte und gespielte Abenteuer ist zugleich eine auch für ganz junge Besucher anschauliche und daher verständliche Theaterreise durch die Geschichte des Bergbaus im Ruhrgebiet. Vom Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen als „Kindertheater des Monats“ ausgezeichnet wurde diese ganz besondere Art der Wissensvermittlung jetzt zum Festival „Spielarten 2019“ eingeladen und fand jüngst auch in den Herner Flottmannhallen begeisterte Aufnahme. Das junge Publikum erfährt etwa gleich zu Beginn, dass die Steinkohlevorräte an der Ruhr ganz zufällig durch den Schweinehirten Jörgen entdeckt wurden. Und was der Bergmann alles benötigt, bis er unter Tage ist, wie die Kohle aus der Tiefe gefördert wird und das große Kapitel „Bergbau im Ruhrgebiet“ jetzt zu Ende gegangen ist.
Die nächste Vorstellung in Herne: Am Sonntag, 24. November 2019, um 17 Uhr im Heimatmuseum Wanne-Eickel an der Unser-Fritz-Straße. Wahrscheinlich gibt es, wenn überhaupt, nur noch Restkarten an der Tageskasse angesichts des begrenzten Platzangebotes. Die nächsten Familienvorstellungen im Kulturmagazin auf Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c in Bochum-Gerthe: Am Sonntag, 8. Dezember 2019 und am Sonntag, 9. Februar 2020, jeweils um 18 Uhr sowie am Freitag, 6. März und am Freitag, 8. Mai 2020 jeweils um 20 Uhr, Karten unter Tel. 0234 - 87 656 oder 0177 - 804 19 06.
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- Sonntag, 24. November 2019, um 17 Uhr