
Holtappel und Kurowski in Oberhausen
Foto-Grafische Begegnung
Rauchende Schlote, Industriewüsten, streikende Arbeiter: Typische, aber auch klischeebefördernde Themen des „alten Ruhrgebiets“ begegnen sich noch bis zum 8. Mai 2022 in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen in der Ausstellung „Ruhrgebietschronist trifft Kulturlegende“ mit Fotografien von Walter Kurowski und Grafiken (und Malerei) von Rudolf Holtappel.
Seit 2017 bereichern die künstlerischen Nachlässe der beiden die Sammlung der idyllisch am Rhein-Herne-Kanal gelegenen Ludwig Galerie. Sie wurden in Retrospektiven bereits einzeln präsentiert, in Erinnerung bleibt die große fotografische Werkschau Rudolf Holtappels vor zwei Jahren unter dem hoffnungsfrohen Titel „Die Zukunft hat schon begonnen“. Erstmals stehen sich ihre Arbeiten in einer gemeinsamen Ausstellung direkt gegenüber – und offenbaren nicht nur motivische Überschneidungen.

In eigenen monografischen Räumen werden zusätzlich die zentralen Themenschwerpunkte der beiden Revierkünstler präsentiert. Die gesamte künstlerische Breite Rudolf Holtappels (1923 Münster – 2013 Duisburg) wird durch die Motive der (Karstadt-) Warenhaus- und der (Henkel-) Industriefotografie, durch Aufnahmen heute legendärer Theaterinszenierungen und heute nur noch nostalgisch zu betrachtender Industriekulissen präsentiert. Während Plakate, Karikaturen und Zeichnungen die Vielfalt im Schaffen von Walter Kurowski (1939 Essen-Kettwig – 2017 Oberhausen) demonstriert.
Der Ruhrgebietschronist Rudolf Holtappel arbeitete nach seiner Fotografie-Meisterprüfung 1950 als freier Bildjournalist und Fotograf. Der Wahl-Oberhausener prägte mit seiner Bildsprache jahrzehntelang das visuelle Erscheinungsbild des Warenhauskonzerns Karstadt sowie zahlreicher Industrieunternehmen an Rhein und Ruhr. Seine Aufnahmen beeinflussten das öffentliche Erscheinungsbild des Oberhausener Theaters in der Ära Büch (1961–1970) und der Ära Weise (1992–2003). Stadtbildbände namhafter Verlage weisen seinen Namen im Impressum aus.
Walter Kurowski bewegte als Kulturlegende und einziger Oberhausener Stadtkünstler über ein halbes Jahrhundert die künstlerische und musikalische Szene der Stadt, malte und zeichnete sich so in ihr Gedächtnis. Der prämierte Absolvent der Essener Folkwangschule unterstützte mit seiner Kunst als einer der deutschlandweit wichtigsten Karikaturisten in den 1970er und 1980er Jahren den Kampf der Arbeiter gegen Ausbeutung, Unterdrückung und schließlich auch gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätzte. Er setzte sich aber gleichermaßen für die Friedensbewegung ein.
Die Ausstellung würdigt mit über 250 fotografischen Arbeiten von Rudolf Holtappel und über 150 Exponaten von Walter Kurowski diese wichtigen Revierkünstler, Letzteren zu meiner Überraschung nicht nur als politischen Zeichner und Plakatgestalter, sondern auch als „konventionellen“ Maler und Zeichner.
Ludwig Galerie, Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Öffentliche Führungen So 11:30 Uhr, Kuratorinnenführungen mit Miriam Hüning und Kerrin Postert am 6. März und 3. April 2022 jeweils um 15 Uhr, Direktorinnenführung mit Dr. Christine Vogt am 27. April 2022 um 16 Uhr, zwei monographische Kataloge je 29,80 Euro.
Vergangene Termine (4) anzeigen...
- Samstag, 22. Januar, um 11 Uhr bis Sonntag, 8. Mai 2022, um 18 Uhr
- Sonntag, 6. März 2022, um 15 Uhr
- Sonntag, 3. April 2022, um 15 Uhr
- Mittwoch, 27. April 2022, um 16 Uhr