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Eindringender Appell zur Corona-Lage, News zum Impfzentrum

Dudda: 'Teil-Lockdown reicht nicht aus'

Die Corona-Lage spitzte sich in Herne wieder zu: Am Mittwoch (9.12.2020) lag der Inzidenzwert laut RKI bei 204,5, am Donnerstag (10.12.2020) bei 197,5 (halloherne berichtete). Daher wurde Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda bei einer kurzfristigen Pressekonferenz zur Corona-Lage in Herne am Donnerstag (10.12.2020) deutlich: „Wir sind der Meinung, dass wir heute eine Botschaft vermitteln müssen. Weihnachten beginnt nicht erst am 24. Dezember und auch nicht mit möglichen Maßnahmen am 17. Dezember. Es nützt nichts, wenn wir mit einer hohen Inzidenz in die Feiertage gehen. Wir müssen nun stärker handeln.“

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Dies würde vor allem die Mitarbeiter von Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsamt betreffen, die naturgemäß um Weihnachten herum etwas weniger besetzt wären. Einige Maßnahmen würde er gerne sofort umsetzen, darf dies aber nicht, da diese einen Antrag und eine Bewilligung vom Land NRW benötigen. Außerdem wurde ein kurzer Clip vorgestellt, der die Banner, Plakate und Lautsprecherdurchsagen visuell darstellt (halloherne berichtete und berichtete)

Dabei hielt er positiv fest, dass die sehr hohe Inzidenz von 350 teilweise bis auf ungefähr 150 wieder gesunken war. „Aber sie fällt auch nicht vom Himmel und wird genauso wenig zusammenbrechen. Die Grenze von 200 ist für uns fast willkürlich, da wir uns mehr die Entwicklungslinien ansehen“, hielt Dudda fest. In diese Entwicklungslinien (und die gestiegene Inzidenz) fallen zwei Ereignisse, wie Dudda mitteilte: „Wir hatten 30 Fälle in einer Altenpflegeeinrichtung sowie ähnlich viele in einem Krankenhaus (halloherne berichtete zum Corona-Ausbruch im Krankenhaus). Dennoch ist Herne damit kein extremer Corona-Hotspot.“

Als Folge der Fälle im EvK Herne-Mitte werden dort am Dienstag, 15. Dezember 2020, alle Patienten und Mitarbeiter getestet. „Damit tut das Krankenhaus etwas Richtiges. Jedoch kann das wieder mögliche Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen in der Stadt haben“, mahnte der Oberbürgermeister. Für ihn steht fest: „Der Teil-Lockdown von Bund und Land reicht nicht aus, um dauerhaft unter eine Inzidenz von 150 zu kommen. Es bedarf ein schnelles Einschreiten von Bund und Land.“

'Die Bevölkerung entscheidet'

Daher möchte er die Bürger, wie bereits in den vergangenen Wochen und Monaten eindringlich sensibilisieren: „Die Bevölkerung entscheidet selbst, wie Weihnachten stattfinden kann. Die Verwaltung sorgt nicht für Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Alle haben es selbst in der Hand“, sagte Dudda und fügte an: „Wir können allen Pflegern, Lehrern, Kindern und sonstigen Mitarbeitern, die vielen Kontakten ausgesetzt sind, nur raten: Bleiben Sie bei Erkältungssymptomen zu Hause. Wir müssen die Lage in den zwei Wochen bis Weihnachten kontrollieren, um nicht erst danach mit der Bewältigung anzufangen.“ Natürlich würde es in Einzelfällen Schwierigkeiten im Betrieb geben, doch von einem Normalbetrieb seien alle schon seit Monaten entfernt. Ebenso sollten bei den nicht-städtischen Kitas die Mitarbeiter morgens auf Fieber überprüft werden.

Wechselunterricht für die weiterführenden Schulen sei weiterhin ein Thema, doch ohne Unterstützung der Landesregierung nicht möglich. Der mitgelieferte Maßnahmenkatalog der NRW-Regierung für Inzidenzen über 200 sei zudem an vielen Stellen nicht zu erfüllen. Dudda erklärte, dass er dafür wäre, die Schulen mindestens zehn Tage vor Weihnachten auf eine Notfallbetreuung wie im ersten Lockdown umzustellen, um ihnen eine Atempause zu genehmigen. Außerdem wäre eine Möglichkeit, den Schulbeginn nach den Weihnachtsferien auf den 10. statt 7. Januar 2021 zu verlegen.

Bereits am 1. Dezember 2020 habe Dudda sich mit mehreren Oberbürgermeistern an die Landesregierung gewendet, um strengere Maßnahmen vorzuschlagen. So würde er gerne Besuche von Alten- und Pflegeheimen verpflichten, eine FFP2-Maske (die dann gestellt wird) zu tragen - doch ohne Antrag und Okay vom Land NRW ist das nicht möglich. „Wenn die Bewilligung kommt, werden wir das aber umsetzen“, kündigte Dudda an. Ebenso appellierte er an die Träger solcher Einrichtungen, künftig zwei Mal pro Woche die Bewohner und Mitarbeiter zu testen.

Frank Dudda würde gerne strengere Maßnahmen umsetzen.

Auch von angekündigten massenweise Schnelltests erwartet Dudda vor Weihnachten keine Hilfe mehr. Unterstützung gab es aus Bielefeld, Gelsenkirchen, Duisburg, Solingen, Hagen und Hamm. Weil aber keine angemessene Reaktion kam, wurde der Deutsche Städtetag informiert und angeschrieben.

Mittlerweile würde der Großteil der Infizierten aus der Altersgruppe 35 bis 60 kommen. Lange Zeit waren es die 15- bis 30-Jährigen, dies habe sich aber gelegt. Die Gruppen 60 bis 80 und 80+ waren stellenweise fast bei Null, bevor wieder ein sprunghafter Anstieg kam. „Das kann sich aber alles täglich ändern“, mahnte Frank Dudda.

Bezüglich Silvesterpartys wollte der Oberbürgermeister gar nicht viele Worte verlieren: „Das Thema sollte sowieso durch sein. Ich kann nur raten, alles abzusagen und auf Böller zu verzichten.“ Die Farbwahl, die einige Bürger an die AfD erinnerte, verteidigte er: „Das Ministerium hat rot und blau ebenfalls als Farben ausgewählt, daran wollten wir uns zur Wiedererkennung orientieren.“

800 Impfungen pro Tag möglich

Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak erläuterte die Fortschritte in Sachen Impfzentrum in der Sporthalle am Gysenberg: „Mit der baulichen Planung sind wir seit Mittwoch durch, wir sind sehr zuversichtlich, die Infrastruktur bis Weihnachten aufgebaut zu haben.“ Dazu gehören unter anderem vier Impfstraßen und ein Beobachtungsraum für die 30 Minuten nach einer Impfung. Rund 800 Impfungen sollen pro Tag möglich sein, allerdings alle nur mit Termin. „Wir wollen keine Zulaufpraxis. Außerdem benötigt man seinen Personalausweis und Krankenkassenkarte“, verdeutlichte Chudziak.

Eine Impfkampagne sei wohl nötig, da bisher eine generelle Bereitschaft zur Impfung nicht erkennbar sei. „Um möglichst schnell wieder in einigermaßen normales gesellschaftliches Leben zurückzukehren, brauchen wir aber 90.000 geimpfte Herner, um eine Immunisierung voranzutreiben. Daher sollten die Menschen zur Impfung kommen“, sagte der Dezernent. Da die Ständige Impfkommission derzeit vorrangig über 80-Jährige zuerst impfen würde, könnte ein allgemeiner Betrieb schon im Januar starten. In der Altersgruppe gäbe es etwa 12.000 Personen.

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Frank Dudda sagte abschließend: "Die Maßnahmen, die wirksam sind, kann ich nicht alleine anordnen. Bund und Land müssen daher bis Weihnachten eingreifen."

| Autor: Marcel Gruteser
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