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v.l. Heike Gruß, Karin Krebs, Klaus Mahlberg, Kristina Keppler, Sonja Kitsch. Foto: Ulrich Saffran.

111 Jahre Volksbühne Körner Wanne-Eickel

Der Kurschattenmann in vier Akten

Ton-Therapie im Raum der Stille, Schwimmgymnastik mit Poolnudel oder Makramee für Hängengebliebene: die Kurklinik Bad Pyrmont glänzt nicht nur durch eine elegante Inneneinrichtung mit leichtem Esoterik-Einschlag (Bühne: Klaus Mahlberg), sondern auch durch ein breit gefächertes Angebot für offenbar vor allem weibliche Patienten, die unter bipolarer Soziophobie oder anderen psychischen Problemen leiden. Deren Ursachen, das tritt in Gesprächen der Klinikgäste, die nur ihren Vornamen preisgeben und keineswegs ihre Krankheitsgeschichte offenbaren dürfen, rasch zutage, bei den Männern zu suchen sind.

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No Drugs, no Rock’n Roll: Dass der ausgetüftelte Heilungsplan auch eingehalten wird, darüber wacht die Pflegedienstleiterin Isabel Heller (Karin Krebs) mit unmissverständlicher Konsequenz. Leben in die Bude bringt mit Ulrich Rösner (wer sonst: Klaus Mahlberg einmal mehr Hahn im Korb) ein begnadeter Märchenerzähler, der den Frauen reihenweise den Kopf verdreht. Mit Charme beim Umschmeicheln, mit Geduld beim Zuhören und mit einer gehörigen Portion aus Erfahrung gespeister Dreistigkeit, wenn es um den eigenen (materiellen) Vorteil geht. Er kann, wie Isabel Heller leidvoll erfahren musste, aufdringlich und liebevoll zugleich sein, weshalb sein „kleiner Flamingo“ eifersüchtig darauf sieht, ihre Schutzbefohlenen von diesem Hallodri von Kurschattenmann fern zu halten.

Was ihr auf Dauer weder bei der zunächst spröden, bald aber zu seinem „kleinen Grashüpfer“ mutierten Alice (Heike Gruß) gelingt noch beim „kleinen Seepferdchen“ Edith (Sonja Kitsch). Auch der reichlich eingebildete, attraktive Neuzugang Oda (Kristina Keppler) zeigt sich von seiner stereotypen Anmache beeindruckt und lässt sich auf Ulrichs Münchhausiaden als weltgewandter Kapitän, erfolgreicher Banker oder innovativer Architekt ein. Aber nur zum Schein, denn hier treffen Wesensverwandte aufeinander. Als sich das letztlich sogar um die Pflegedienstleiterin komplettierte Frauen-Quartett bei Zigaretten und Whiskey näher kommt, scheint Ulrichs Schicksal besiegelt: „An dem Mann stimmt nichts“ sind sich alle einig und schmieden einen teuflischen Plan, der den Kurschattenmann mit Vorliebe für teuren Wein und Jahrgangs-Grappa ein für allemal kurieren soll – und zwar zu mitternächtlicher Geister-Stunde...

Vogelgezwitscher aus dem Off empfängt die Zuschauer, die von Klinikmitarbeitern in grüner Berufskleidung, welche verdächtig nach Operations-Saal aussieht, zu ihren Plätzen im frisch renovierten Kellertheater an der Hauptstraße 25 in Eickel geleitet werden: Stehend gefeiert wurde das fünfköpfige Ensemble nach knapp zweieinhalb Stunden boulevardesker Unterhaltung ohne Türenknallen, dafür mit viel Esprit und offenbarer Spielfreude am naturgemäß ausverkauften Premierenabend des 21. September 2019. Die Volksbühne Körner Wanne-Eickel 1908 e.V. um den Mitbegründer der „Komödie am Park“ und Vorsitzenden Klaus Mahlberg, der dieses Amt auch im Amateurtheaterverband Nordrhein-Westfalen bekleidet, feierte mit der Komödie Der Kurschattenmann von René Heinersdorff in der Inszenierung und Ausstattung von Klaus Mahlberg zugleich ihr rundes Jubiläum zum Bestehen des ältesten noch aktiven Theatervereins in unserer Stadt seit nunmehr 111 Jahren.

Der Autor René Heinersdorff, Düsseldorfer des Jahrgangs 1963, dessen Großvater den Ibach-Saal in der Schadowstraße und einen Musikalienhandel besaß, wuchs in einer kunstsinnigen Familie auf: seine Eltern betreiben eine Konzertagentur. Heinersdorff, selbst ausgebildeter Schauspieler (Drei Man im Bett, Die Camper), Sänger und Regisseur, gründete 1994 die Boulevardbühne Theater an der Kö. Nach dem von seiner Mutter Barbara eröffneten Theater am Dom in Köln übernahm er 2016 als drittes Haus das Theater im Rathaus in der Essener Innenstadt. Sein kurzweiliger Vierakter Der Kurschattenmann ist am 22. November 2012 im Kölner Theater am Dom uraufgeführt worden.

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Karten für die weiteren Vorstellungen am 12. und 13. Oktober, 9. und 10. November 2019, 25. und 26. Januar sowie 15. und 16. Februar 2020 bei Blickpunkt Optik an der Hauptstraße 21 in Eickel oder unter Tel. 02325 – 61760. Aufführungsbeginn ist jeweils samstags um 19:30 Uhr und sonntags um 18 Uhr.

Vergangene Termine (8) anzeigen...
  • Samstag, 12. Oktober 2019, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 13. Oktober 2019, um 18 Uhr
  • Samstag, 9. November 2019, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 10. November 2019, um 18 Uhr
  • Samstag, 25. Januar 2020, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 26. Januar 2020, um 18 Uhr
  • Samstag, 15. Februar 2020, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 16. Februar 2020, um 18 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann