halloherne.de lokal, aktuell, online.
Sissi (Franka Potente, r.) und ihr Lebensretter Bodo (Benno Fürmann) kommen sich näher.

Król-Retrospektive im Essener Astra-Kino

'Der Krieger und die Kaiserin'

Franka Potente ist Sissi, die Kaiserin, die aber eigentlich Simone Schmidt heißt und als Krankenschwester in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie Birkenhof arbeitet. Benno Führmann ist der Krieger: Eigentlich heißt er Bodo Riemer und hat nach seiner Bundeswehr-Zeit und dem tragischen Tod seiner Frau den Halt verloren. Der Herner Schauspieler Joachim Król spielt Walter Riemer, den großen Bruder des traumatisierten Bodo.

Anzeige: Adventsleuchten in Crange 2025

Zwischen den Brüdern herrscht ein sehr empfindliches Gleichgewicht. Er weiß, dass etwas passieren muss, damit Bodo wieder glücklich werden kann. Am besten weit weg, in Australien. Und da er als Wachmann in der Wuppertaler Sparkasse nicht genug Geld verdient, beschließt er kurzerhand, die „eigene“ Bank auszurauben. Doch dann kommt alles ganz anders. Weil Sissi von einem Tanklastzug überfahren wird und ihr der zufällig vorbeikommende Bodo in einer dramatischen Szene das Leben rettet. Und weil Sissi sich anschließend auf die Suche nach ihrem Retter begibt...

Gegenseitige Rettung

„Der Krieger und die Kaiserin“ erzählt von zwei Menschen, die sich erst gegenseitig retten müssen, bevor sie sich endlich lieben können. Der Film ist einerseits ein Thriller – und andererseits die merkwürdige Liebesgeschichte eines Nicht-Liebespaares mit einem außergewöhnlichen Happy End, das so märchenhaft happy endet, dass man den Schluss am besten für sich behält.

Für mich einer der besten deutschen Filme des Jahres 2000: Wie schon in Tom Tykwers „Winterschläfer“ zieht „Der Krieger und die Kaiserin“ den Zuschauer ganz in seinen Bann. Und Joachim Król erstaunt einmal mehr dadurch, dass er immer wieder neue Facetten seiner artifiziellen Darstellungskunst offenbart. Dabei verliefen die Dreharbeiten für den gebürtigen Herner mit Wahlheimat Köln hindernisreich: Ein Bänderriss legte ihn lahm und er musste sich einer Behandlung wie ein Fußballprofi unterziehen, ja geradezu trainiert werden.

Taekwondo mit Bänderriss

Bodo Riemer (Benno Führmann) und sein älterer Bruder Walter (Joachim Król) hecken einen Einbruch aus.

„Am ersten Drehtag, auf dem Dach der Sparkasse, konnte ich mich noch kaum rühren. Jeden Tag nach Drehschluss wurde ich dann massiert, therapiert und angeleitet. Auf diese Weise gings. Ich sollte ja auch diese kleine Taekwondo-Demonstration machen, und es gefiel mir, dass jemand mal so was von mir wollte“, sagte Joachim Król im X-Verleih-Presseheft, der seinerzeit eher als stiller, zurückhaltender Schauspieler galt – nach dem Mann im Schrank in „Der bewegte Mann“, dem scheuen Literaten in „Rossini“, dem verschrobenen Eisenbahn-Fahrplan-Experten in „Zugvögel“ und dem großherzigen Budapester Restaurantbesitzer in „Gloomy Sunday“.

In kleineren, sehr schön ausgestalteten Rollen des 135-minütigen Films begegnen wir zudem drei ehemaligen Bochumer Schauspielern mit Georg-Martin Bode als Sparkassendirektor sowie Steffen Schult und Rolf Dennemann als Birkenhof-Patienten Bruno und Dieter.

„Lola“ in Silber

Warum „Der Krieger und die Kaiserin“, uraufführt am 2. September 2000 beim Filmfestival Venedig und nach der Berlinale-Aufführung am 8. Februar 2001 mit der „Lola“ in Silber als „Bester Spielfilm“ und dem Preis in Gold der Gilde-Filmkunstkinos ausgezeichnet, nach dem Kinostart am 12. Oktober 2000 nicht so erfolgreich war, bleibt unverständlich, erschließt sich jedoch aus dem weltweiten Mega-Erfolg seines Vorgängers „Lola rennt“ und den daraus resultierenden Publikumserwartungen. Doch gerade diese nicht erfüllt zu haben, gebührt Regisseur Tom Tykwer ein Sonderlob: Es gab derzeit wohl keinen zweiten deutschen Regisseur, der immer wieder das Wagnis eingegangen ist, dem Publikum über das reine Unterhaltungskino hinaus eine eigenständige, immer wieder neue Ästhetik zu offerieren.

Anzeige: Strünkeder Advent 2025

„Der Krieger und die Kaiserin“ läuft im Rahmen der großen Król-Retrospektive am Sonntag, 21. Dezember 2025, um 17.15 Uhr im Essener Astra-Kino.

Dezember
21
Sonntag
Sonntag, 21. Dezember 2025, um 17:15 Uhr Astra Kino, Teichstraße 2, 45127 Essen
Donnerstag, 18. Dezember 2025 | Autor: Pitt Herrmann