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Das Hallenbad Eickel - wie es hier weitergeht, ist derzeit unklar.

Stadt mit überraschender Vorlage, Initiative mit weiteren Ideen

Der Kampf ums Hallenbad geht weiter

Noch vor der kommenden Ratssitzung am Dienstag, 15. März 2022, ist im Thema Hallenbad Eickel die nächste Runde eingeläutet worden - und zwar von Seiten der 'Initiative Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel', als auch von der Stadtverwaltung. Bei der Ratssitzung wird nach dem Bürgerbegehren der Initiative darüber abgestimmt, ob der Beschluss zum Verkauf des Grundstücks an die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) aufhoben wird - die Fraktionen hatten gegenüber der Redaktion im Vorfeld unterschiedliche Sichtweisen erläutert (halloherne berichtete).

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Es ist davon auszugehen, dass das Bürgerbegehren angenommen wird. Anschließend bleibt die Frage nach der weiteren Nutzung. Wie in einer aktuellen Vorlage für den Rat zu lesen ist, plant die Stadt eine Ausschreibung des Geländes, sodass ein Investor dort mindestens ein Lehrschwimmbecken errichten und es anschließend an die Stadt vermieten soll. Damit soll laut Stadt Ersatz für die bisherigen und zum Teil fehlenden Lehrschwimmbecken geschaffen werden.

Neues Gebäude geplant

Von rund 1.900 Quadratmeter Fläche ist die Rede, ebenso von einem Angebot am Markt und einer optimalen Grundstücksausnutzung sowie der „Erfüllung von wirtschaftlichen und städtebaulichen Vermarktungszielen". Daher ist davon auszugehen, dass dort ein Gebäude geplant ist, welches neben Wohnungen wohl auch Geschäftsräume beinhalten wird. Hinter vorgehaltener Hand wird bereits spekuliert, dass der Investor quasi feststehe.

Die Fraktion der Partei Die Linke betitelt diese Idee mit nur einem Wort: Unglaublich. „Mit diesem einem Wort kann man nur das Vorgehen der Verwaltung kommentieren, einen Versuch zu starten, das erfolgreiche Bürgerbegehren 'Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel' ad absurdum zu führen, indem sie das Gelände erneut verkaufen wollen – nur an einen anderen Investor“, erklärt Veronika Buszewski, Sprecherin der Linken Fraktion.

Das alte Becken würde auch nach Ansicht der Initiative komplett entfernt und durch moderne Technik ersetzt werden.

Niko Warmbier, Bezirksverordneter der Linken in Eickel: „9.619 wahlberechtigte Herner haben durch ihre Unterschrift unter das Bürgerbegehren zu verstehen gegeben, dass das Gelände des Hallenbades Eickel in städtischem Besitz bleiben soll. Mindestens 9.619 Herner haben damit eindeutig signalisiert, dass sie mit der von der Verwaltung ursprünglich vorgesehenen Planung nicht einverstanden sind. Eine Planung, die vorsah, das Gelände 'einer städtebaulich ansprechenden Nachnutzung zuzuführen'.“ Er ergänzt: „Nur zur Erinnerung: Das Bürgerbegehren hatte nicht umsonst den Namen 'Wiederinbetriebnahme des Hallenbades!'. Allen, die unterschrieben haben, ging es nicht allein um Lehrschwimmbecken, sondern um Schwimmflächen allgemein. Um das Hallenbad im Ganzen.“ Daher ruft die Linke die Fraktionen im Rat dazu auf, diesen Vorschlag abzulehnen.

'Wohnungen gibt es genug'

Noch bevor diese Vorlage öffentlich zu lesen war, hatte die Bürgerinitiative um Horst „Hotte“ Schröder, Susanne Adami und Architekt Jürgen Köhne für Donnerstag (10.3.2022) zu einer Pressekonferenz geladen. Dort kam die Idee der Stadt - wenig überraschend - nicht besonders gut an. Als „Blödsinn“ bezeichnet Horst Schröder die Überlegungen. „Wohnungen wären Quatsch, die gibt es dort genug und viele stehen bereits leer. Viele Leute ziehen dorthin, weil der Wohnraum günstig ist. Zudem hilft ein Lehrschwimmbecken überhaupt nicht weiter.“ Damit ist gemeint, dass dort - wie es der Name schon sagt - „nur“ schwimmen lernen möglich wäre. Wettkämpfe oder einfaches Schwimmen in der Freizeit wäre nicht drin.

Stattdessen waren die Initiatoren in den vergangenen Wochen, nach Einreichen der über 10.771 Unterschriften für das Bürgerbegehren (halloherne berichtete), von denen 9.619 gültig sind (damit wurde das notwendige Quorum erreicht), nicht untätig. Nach mehreren Gesprächen mit den Ratsfraktionen haben sie Ideen gesammelt, wie das Hallenbad zukünftig saniert und anschließend wieder betrieben werden könnte.

Rettet unser Hallenbad: Die Botschaft der Initiative Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel ist weiter klar.

So soll der Abriss auf jeden Fall verhindert werden, ferner schwebt den Initiatoren ein sogenanntes Variobad vor, welches besonders barrierefrei und für die Ausbildung von Schwimmlehrern, die Nutzung für Schulen, des Vereinsschwimmens, für Rehasport und nicht zuletzt zum Schwimmen lernen der Kleinsten genutzt werden soll. Jürgen Köhne berichtet, dass früher das Hallenbad rund 40 Prozent des Schul- und Vereinssports abgedeckt hätte. Das könne ein einziges Lehrschwimmbecken nicht mal im Ansatz.

Hubbodentechnik soll kommen

So soll auf der rechten Seite ein Anbau mit einem Treppenhaus entstehen, in dem auch Umkleiden entstehen würden. Am bisherigen Eingang könnte ein Café entstehen. „Das Wasserbecken muss aber erneuert werden, da ist rausnehmen und neu einsetzen günstiger“, berichtet Jürgen Köhne. „Wir wollen dann eine Hubbodentechnik einsetzen. So kann man das Becken in drei Bereiche einteilen und die Wassertiefe verstellen.“ So könnten zwei Lehrschwimmbecken und eines für Schwimmer, die vom Drei-Meter-Turm springen, im 25 Meter langen Becken entstehen. Köhne betont, dass eine solche Sanierung nicht teurer sei als ein Neubau, aber auch nicht günstiger. „Am Ende soll das Bad das können, was es soll.“

Die Kostenkalkulationen stützen sich auf Berechnungen des Architekturbüros Modularbeat, welches 2019 eine Schätzung für Pottporus erstellt hatte - damals mit der Überlegung, das Hallenbad zu einem Kulturort umzuwandeln. So geht die Initiative nun, auch durch Kostensteigerungen, davon aus, dass eine Sanierung rund 8,3 Millionen Euro verschlingen würde. Deutlich weniger als die oft genannten 15 Millionen Euro der Stadt, zuletzt standen sogar 20 Millionen im Raum. „Die Stadt hat aber keine belastbaren Zahlen“, merkt Köhne an, der unter anderem mit einem Gutachter und einem Bäderexperten sich das Bad genau angeschaut hat.

Erinnerung an nicht abgerufene Fördermittel

Horst Schröder ergänzt, dass das Bad aus Sicht der Initiative sanierfähig und „keine Ruine“ sei. Er erinnert an nicht abgerufene Fördermittel, von denen es aber immer noch welche geben könne - aber nicht für einen Neubau. „Man sieht aber, wie wichtig der Politik das Hallenbad ist: Nämlich gar nicht.“ Susanne Adami erinnert an den sozialen Charakter des Gebäudes an der Straße Am Solbad: „Insbesondere im Bereich der Muslime können so viele Leute das Schwimmen lernen. Zudem ist das Hallenbad für viele Schulen viel besser zu erreichen, als die übrigen.“

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Sollte also der Rat den Verkaufsbeschluss aufgrund des Bürgerbegehrens aufheben, folgt dann der weitere Antrag zum neuerlichen Verkauf. Findet dieser Zustimmung, ist für die Initiative dann das weitere Vorgehen klar: Es gibt ein neues Bürgerbegehren gegen eben diesen neuen Beschluss. Somit wird erneut einige Zeit ins Land gehen - Zeit, in der sich kein Wasser im Becken des Hallenbads befinden wird.

| Autor: Marcel Gruteser